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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Entgegennahme des Auftrags bestand, die Arbeitsprodukte werden an der Stelle und in der Form gestapelt, die der Lagerung der Rohlinge entspricht. Das innere Umweltmodell, das bis zu diesem Augenblick einschließlich des letzten Auftrags besteht, wird konsequent verwirklicht, soweit es auf die Sache Bezug hat. Hätten wir den Auftrag erteilt, die Werkstücke kreuzweise auf dem Boden anzuordnen, so wäre eben das in das Modell aufgenommen und verwirklicht worden.«
    »Richtig«, sagte der Professor, »und weiter? Die Tür?«
    »Berta konnte die Tür gar nicht durchschreiten, weil die geometrischen Grenzen des inneren Umweltmodells bisher die Grenzen des Arbeitsraumes sind.«
    »So ist es!« sagte der Professor, tief aufatmend. Er wandte sich zu mir und fragte: »Begreifen Sie, warum mich das so tief befriedigt?«
    Ich mußte wohl etwas begriffsstutzig geguckt haben, denn er lachte leise und fuhr fort: »Ich hatte trotz meiner Zustimmung immer noch Bedenken, was das Mensch-Verbot betrifft. Jetzt sind sie behoben.«
    Ja, das war wirklich fundamental. Da der Storo prinzipiell nicht über die Grenzen seines Umweltmodells hinaus handeln konnte, konnte er natürlich auch dessen geometrische Grenzen nicht überschreiten. Da die Storos immer in geschlossenen Räumen arbeiten würden, und zwar in solchen, in denen sich Menschen nicht aufhalten konnten, war es also völlig unmöglich, daß sie sich aus eigenem Antrieb überhaupt in die Umgebung von Menschen begeben konnten!
    »Aber was ist«, fragte ich den Professor, »wenn der Storo nun doch seinen Arbeitsplatz verlassen und einen anderen Raum aufsuchen muß, etwa bei notwendigen Reparaturen? Ja, ich merke schon, das ist eine dumme Frage, das ist ja einfach: Das Leitgerät muß sein Umweltmodell durch eine genaue geometrische Beschreibung des entsprechenden Raumes ergänzen.«
    »Richtig«, sagte der Professor und wandte sich Erwin Rebel zu, der neben uns stand. »Haben Sie das gehört? Probieren Sie das zu Beginn der nächsten Schicht aus. Aber…« Er überlegte einen Augenblick. »Aber stellen Sie Scheinwände vor und hinter der Tür in den Stollen, damit der Raum fiktiv wird.«
    »Es ist doch verblüffend«, sagte der Professor zu uns, dem ukrainischen Genossen und mir, als wir zur Arbeitsgruppe Anton zurückgingen, »es ist doch verblüffend, wie schwer es immer wieder fällt, einfach zu denken. Jeder weiß, daß die Grenzen des Storo bestimmt sind durch die Grenzen seines inneren Umweltmodells. Und jeder weiß auch, daß die Geometrie eine bestimmende Rolle spielt in diesem Modell. Aber die naheliegende Schlußfolgerung, daß dieser Begriff Grenzen auch im direkten geometrischen Sinn Geltung hat – die ziehen wir nicht, da muß uns erst das Experiment drauf stoßen!«
    »Mag sein, mag sein«, brummte Genosse Krawtschenko, »aber das Verhalten von Anton läßt sich wohl kaum so einfach erklären!«
    »Wer weiß«, orakelte der Professor, »erst mal sehen, wie er sich weiter verhält!«
    Aber da gab es nichts zu sehen. Der Moment rückte heran, an dem von der zweiten Schicht so viel Zeit verstrichen war, wie die erste gedauert hatte, und Anton arbeitete weiter – er hatte ja keinen Auftrag, der auf vier Stunden berechnet war, sondern steuerte einen simulierten Prozeß, der über zwölf Stunden lief.
    Auch der Zeitpunkt, an dem vier Stunden der zweiten Schicht vorbei waren, wurde überschritten.
    »Er hat offenbar von der ersten Schicht soviel Ladung übrigbehalten, daß er jetzt bis zum geplanten Schichtwechsel durcharbeiten kann«, vermutete Dr. Krause.
    »Also stimmte die Ladungsmenge«, sagte der dafür Verantwortliche befriedigt.
    »Es wäre mir lieber, sie hätte nicht gestimmt«, meinte der Professor nachdenklich.
    Aber dieser Wunsch wurde nicht erfüllt. Dr. Krauses Vorhersage traf ein: Nach genau acht Stunden meldete sich Anton zum Rapport und zur Aufladung.
    Der Professor ließ sich Kopien von den beiden Schichtrapporten machen und lud uns in sein Arbeitszimmer ein.
    Es war nach so langem Aufenthalt im Stollen angenehm, die Sonne auf der Haut zu spüren und die warme Frühlingsluft zu atmen.
    »Wissen Sie was«, schlug er vor, »wir setzen uns ein bißchen hier draußen hin, ich bin überzeugt, wir brauchen weder Schreibstift noch Rechenmaschine, um hinter das Geheimnis zu kommen – nur unsere Köpfe, und die haben wir ja bei uns!«
    Die Rapporte gingen zwischen uns hin und her. Sie waren in der Metasprache der Storos abgefaßt, deren schriftlicher Ausdruck

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