Die Insel der Roboter
kaum mit irgendeiner der bestehenden Maschinensprachen vergleichbar war, weil sie neben Ziffern und Zeichen der verschiedensten Art auch die Wörter für Gegenstände, Tätigkeiten, Eigenschaften, Verhältnisse und so weiter enthielt, die hier unverschlüsselt, allerdings jeweils im Nominativ bzw. Infinitiv auftraten. Bei einiger Übung – und die hatte ich inzwischen – konnte man sie fließend lesen. Solche Passagen wie »!Rohling einspannen : !Drehzahl soundso einstellen : !Vorschub soundso einstellen : !Kontrolle :Kontrolle+ !Einschalten« bereiteten mir keine Schwierigkeiten mehr – wobei ich hier nur die konkreten Zahlen, die ich natürlich jetzt, bei der Niederschrift, nicht mehr weiß, durch soundso ersetzt habe.
Das Ausrufezeichen bedeutete Aktionsbefehl, der Doppelpunkt den Vollzug, wobei der im Befehl gegebene Tatbestand nicht wiederholt wurde, wenn die Vollzugsmeldung unmittelbar darauf folgte.
Solcher Rapport zeigte aber schön in diesen einfachen Sätzen viel mehr als das, was unmittelbar darin stand – nämlich zum Beispiel, daß solche relativ komplizierten Vorgänge wie das richtige Einspannen eines Werkstücks schon von untergeordneten Steuerblocks des Aktionszentrums geleitet wurden, also im Zentralrechner nicht mehr zusammengesetzt werden mußten.
Ich muß nun freilich gestehen, daß ich hier der Einfachheit halber ein Beispiel aus einem anderen Rapport gewählt habe als den, den wir in der Hand hielten. In Antons Rapport ging es um Prozeßsteuerung, da spielten logische Prozesse eine größere Rolle, und deren Formelsprache ist bedeutend komplizierter. Es genügt aber hier vielleicht, wenn ich feststelle, daß mir der Rapport von Anton über unser eigentliches Problem nichts auszusagen schien.
»Haben Sie was entdeckt?« fragte der Professor.
Ich schüttelte den Kopf.
»Ich auch nicht«, gestand er.
»Mir ist nur aufgefallen«, sagte Genosse Krawtschenko und hielt die beiden Teile des Rapports, den vom ersten und den vom zweiten Schichtwechsel, wie vergleichend gegeneinander, »daß beide ungefähr gleich lang sind.«
»Das kann gar nicht anders sein«, erklärte der Professor, »in der ersten Schicht hatte Anton kompliziertere Probleme der Prozeßsteuerung zu lösen als in der zweiten. Wenn die Zeiten gleich gewesen wären, dann hätte der Rapport vom ersten Schichtwechsel also länger sein müssen… Moment mal…« Er stutzte plötzlich, sprang auf, lief aufgeregt hin und her, rief: »Das ist es ja überhaupt« und »Na klar!« und »Immer wieder das Einfache!«
»Wenn Sie nun mal die Freundlichkeit haben würden«, sagte Genosse Krawtschenko schmunzelnd, »uns auch das mitzuteilen, was zwischen diesen Ausrufen in Ihrem Gehirn vor sich geht?«
Der Professor lachte und setzte sich hin. »Es kann gar nicht anders sein«, erklärte er, »es muß sich ein bedingter Reflex gebildet haben, spontan, nicht von uns beabsichtigt, wir haben nicht einmal an die Möglichkeit gedacht. Es ist so. Der Rapport wird während der Schicht in einem besonderen Speicher aufbewahrt, oder genauer: Der Zentralrechner führt über seine wichtigsten Aktivitäten Protokoll, und dieses Protokoll wird, wie gesagt, in einem besonderen Speicher Satz für Satz niedergelegt. Besonderer Speicher deshalb, weil er – im Gegensatz zu allen anderen Speicherelementen – gelöscht werden kann, und zwar nach Abgabe des Rapports.
Da nun immer nach vier Stunden das Signal für die Erstattung des Rapports gegeben wurde und dieser Rapport meist die gleiche Länge hatte, muß sich an dieser Stelle das Erstattungssignal so gefestigt haben, daß es eben nicht gelöscht wurde, und es wirkt nun als Aktionsbefehl zurück, es ersetzt, wenigstens wenn es früher kommt, das Signal aus den Akkus, das unbedingt ist, also von der Struktur des Storo her bestimmt!«
»So könnte es sein«, stimmte der Ukrainer zu. »Sicherlich werden Sie das durch Experimente prüfen können, aber mich interessiert jetzt mehr die Frage, welche Folgen das für die Kooperation mit dem Leitgerät hat!«
»Nun, an sich ist das doch sehr nützlich«, meinte der Professor, »wenn irgendwo nicht alles glatt verläuft; erfährt das Leitgerät früher davon!«
»Na ja«, meinte Genosse Krawtschenko gedehnt, »dazu brauchte ich jetzt aber doch einen Rechner – und Sie wohl auch!«
»Lassen Sie uns noch ein bißchen hier sitzen«, bat ich. »Ich habe das Gefühl, überlegen ist jetzt besser als rechnen. Das hilft doch meistens nur, wenn man genau weiß, was
Weitere Kostenlose Bücher