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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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man berechnen will.«
    »Einverstanden«, erwiderte Genosse Krawtschenko.
    Der Professor sagte lächelnd zu dem Gast: »Er hat sich ausgerechnet, daß es nützlich sein würde, Sie einzuladen, und siehe, die Rechnung geht auf!«
    Ich mag es nicht, wenn man für Ideen, die eigentlich im Kollektiv entstanden sind, als einzelner ausgezeichnet wird, und sei es nur mit einem Kompliment. Richtiggestellt hatte ich die Sache heute schon mal, also sagte ich: »Wenn wir schon dabei sind, uns dauernd zu wiederholen, dann könnten wir doch auch die Entstehung dieses – na ja, bedingten Reflexes noch mal besprechen. Ich glaube nämlich nicht, daß der Vergleich stimmt.«
    »Ah?« entfuhr es dem Professor.
    »Warum nicht?« fragte der Ukrainer. »Die angeborene – also hier strukturell bestimmte – Auslösung einer Handlung wird durch ein erlerntes Signal ersetzt!«
    »Eben nicht«, widersprach ich. »Es handelt sich hier um zwei verschiedene Aktionen – die Ladungsaufnahme und den Rapport. Normalerweise wird die Ladungsaufnahme von den Akkus ausgelöst und bei der Gelegenheit der Rapport vom Leitgerät. In diesem Fall wurde der Rapport vom Storo ausgelöst und bei dieser Gelegenheit die Ladungsaufnahme vom Leitgerät. Es gibt also im Storo jetzt zwei unabhängige Auslöser für diesen Handlungskomplex, und es kommt nur darauf an, welcher eher auftritt. Immer vorausgesetzt, daß wir die Ursache von Antons Verhalten richtig erfaßt haben.«
    »Und was heißt das?« fragte der Professor.
    Ich hob bedauernd die Hände. »Weiterführen kann ich den Gedanken im Moment noch nicht.«
    »Nun, das heißt mindestens«, sagte der Ukrainer, »daß man beide auslösenden Systeme als unabhängig und gleichwertig betrachten und folglich auch jedes für sich untersuchen muß.«
    »Richtig«, warf ich ein, »derselbe Effekt kann zum Beispiel eintreten, wenn aus objektiven Gründen der Stromverbrauch des Storo höher ist, als vorher veranschlagt, das kann ja auch vorkommen!«
    »Lassen wir das mal«, bat Genosse Krawtschenko, »das ist ja nur eine einzelne Seite des Problems. Viel mehr geht mir die Auftragsverweigerung im Kopf herum.«
    »Was wäre denn Ihrer Meinung nach das ganze Problem?« fragte der Professor.
    »Die Grenze zwischen Autonomie des Storo und Auftragserteilung durch das Leitgerät. Der Storo kann nur ein Innenmodell von seinem speziellen Abschnitt haben. Das Modell des gesamten Prozesses hat das Leitgerät. Wenn nun Ereignisse in einem anderen Produktionsabschnitt auftreten, die sich im Bereich des Storo nicht niederschlagen, die aber radikale Änderungen in diesem Bereich notwendig machen, dann wäre zu erwarten, daß er auf Grund seines Innenmodells die entsprechenden Aufträge ablehnt.«
    »Ja, wenn nicht sein Innenmodell erweitert wird«, meinte der Professor.
    »Moment«, sagte ich, »wenn das Innenmodell eine gewisse Vollständigkeit erreicht hat, ist es sehr stabil – dann korrigiert es alle Informationen, die dazu im Widerspruch stehen. Das haben wir doch experimentiert.«
    »Oder die Erweiterung müßte so weit gehen, daß ein Modell des Prozesses entsteht, und dazu reicht der Zentralrechner des Storo nicht aus«, ergänzte der Ukrainer.
    »Andererseits würde eine Herabsetzung der Autonomie bedeuten, daß der Storo ständig mit dem Leitgerät in Kontakt bleiben muß oder daß das Innenmodell sehr vereinfacht und geschwächt werden muß, damit es nicht so stabil ist. Aber darunter würde in beiden Fällen die universelle Einsetzbarkeit leiden – im ersten Fall die Bewegungsfähigkeit, im zweiten Fall die Sicherheit der Arbeiten.« Der Professor hob ratlos die Arme.
    »Die Katze beißt sich in den Schwanz«, meinte der Ukrainer. »Ich glaube, dieses Problem kann man im ganzen erst bei der Erprobung in den Pilotanlagen lösen. Das ist dann schon – wie sagt man im Deutschen – unser Bier. Aber eins hätte ich doch gern…« Er schnippte mit den Fingern. »Nein, das geht wohl nicht…«
    »Kann man das etwas präziser haben?« fragte der Professor trocken.
    »Angenommen, es gelänge uns, einen wirklich bedingten Reflex aufzubauen, im übertragenen Sinne, meine ich, so daß das Leitgerät bis zu einem gewissen Grade auch die Storos rufen kann, dann müßte die Zeitreserve reichen, auch einen gewissen Prozentsatz unregelmäßiger zwischenzeitlicher Kontakte zu bewältigen, und das könnte, wie Sie anfangs richtig sagten, durchaus nützen, aber zu gedrängt darf das auch wieder nicht sein…«
    »Haben Sie denn unseren

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