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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Bericht vom Vormonat noch nicht bekommen?« fragte der Professor.
    »Nein wieso, steht da etwas zu dem Thema drin?« fragte der Ukrainer.
    »Ja, die Zahl der Storos, die für einen Produktionsprozeß nötig sind, wird sich verringern. Wir haben festgestellt, daß der Auslastungsgrad, der von vornherein angesetzt war, zu niedrig ist. Insbesondere läßt sich die Trennung in Storos, die Prozesse leiten, und andere, die Reparatur- und Wartungsarbeiten ausführen, nicht halten. Wenn die Storos zu wenig ausgelastet sind, neigen sie dazu, sich selbst Arbeit zu suchen, Sie haben das ja vorhin bei Berta gesehen. Und dabei kann allerhand Unfug herauskommen.«
    »Ja«, sagte der Ukrainer, »dann ist allerdings manches möglich. Das müßte man mal durchspielen, als strategisches Spiel, aber dazu werden Sie wohl kaum die nötigen Geräte haben…«
    Der Professor sah mich an.
    »Doch«, sagte ich, »haben wir.«
    »Na los«, erklärte der Ukrainer, »worauf warten wir dann noch?«

    Aber mein Optimismus erwies sich leider als verfrüht. Mein Gerät aus der Gefechtselektronik reichte nicht aus für diese Aufgabe. Man kann sich leicht denken, daß ein Gefecht, obwohl es unendlich vielfältig verlaufen kann, doch immer bestimmt ist von einer sehr begrenzten Anzahl von Faktoren: Stärke und Bewaffnung der beiden Gegner, Topographie, Witterung… Diese Faktoren bestimmen die »Züge« und »Strategien«, mit denen die Spieltheorie rechnet, und genau dafür war das Gerät gebaut.
    Hier aber, bei unserer Aufgabe, spielten noch andere mathematische Berechnungen eine Rolle, zum Beispiel Fragen der Bedienungstheorie, der nichtlinearen Optimierung und so weiter. Natürlich konnte man solche Aufgaben auf normalen Rechenmaschinen lösen, aber das half uns auch nicht weiter – die Umprogrammierung der Ergebnisse für das GLE-Gerät hätte viel zuviel Zeit in Anspruch genommen.
    »Na und?« sagte der Ukrainer. »Koppeln wir die Geräte!«
    Im ersten Augenblick erschien mir dieser Gedanke verrückt. Aber mir fiel ein, daß der Professor das GLE-Gerät ja mitkonstruiert hatte, und ich hatte praktische Erfahrung damit. Der Ukrainer war Spezialist für Hybridtechnik. Ich pries im stillen die Weitsicht des Generals, der mir das Gerät unplombiert übergeben hatte.
    Nach fünfstündiger Arbeit war es soweit. Wir brauchten nur noch fünfzehn Minuten, um rechnerisch nachzuweisen, daß unsere ersten, gedanklichen Schlußfolgerungen aus dem Experiment richtig waren.

    Es war ein kühler, feuchter Junitag, und das war gut so – wenn auch Genosse Raol Esteban von der kubanischen Botschaft etwas fröstelte; aber das kleine Ausflugslokal im Thüringischen war schwach besucht, und es war uns nicht schwergefallen, einen Tisch zu besetzen, an dem wir später ungestört sprechen konnten.
    Im Augenblick waren wir noch allein, und ich hatte eben den Anruf von unserem Mann in Jena entgegengenommen, daß Nora und Manuel unterwegs seien und zwar, was entscheidend war, ohne beschattet zu werden.
    »Sie werden es nicht leicht haben«, sagte Genosse Esteban, »Manuel ist ein guter Kommunist, aber sehr temperamentvoll und, Sie wissen ja, stolz wie ein Spanier!«
    »Ich rechne mit Ihrer Unterstützung«, meinte ich, »Sie kennen ja die Mentalität Ihrer Landsleute besser als ich.«
    »Meine Hilfe ist Ihnen sicher«, sagte der Kubaner, »aber viel wichtiger ist, daß eine Dame dabei ist. Ich bin gespannt auf Ihre Genossin, die Sie mir so begeistert geschildert haben!«
    Ich überging diese Bemerkung und bat: »Es wird am besten sein, Sie stellen mich vor. Denn für ihn sind Sie ja hier die höchste Autorität!«
    Eine knappe halbe Stunde später sahen wir Nora und Manuel aus einem Mietwagen steigen und Arm in Arm auf die Gaststätte zukommen.
    Manuel erkannte zuerst meinen Begleiter und begrüßte ihn auf spanisch, dann bemerkte er mich, stutzte, und sein freudig erregtes Gesicht wurde finster. Natürlich erinnerte er sich sofort der Szene auf dem Studentenball. Er beherrschte sich aber und stellte Nora dem Genossen von der Botschaft vor.
    »Wir wollen deutsch sprechen, damit alle verstehen«, sagte Raol Esteban. »Ich stelle Ihnen hier Doktor Jürgen Tischner vor.«
    Manuel verbeugte sich leicht, ohne mir die Hand zu geben.
    »Setzen wir uns!« fuhr Raol Esteban fort. »Ich habe diese Zusammenkunft organisiert, und wenn Sie die Gründe dafür erfahren, werden Sie auch verstehen, warum das in dieser ungewöhnlichen Form geschah.
    Ich möchte betonen, es geht hier um

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