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Die Insel der roten Erde Roman

Titel: Die Insel der roten Erde Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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hell.«
    »Und was sollen wir tun? Darauf warten, dass die Haie uns holen?«, fauchte Amelia bissig.
    Sarah gab keine Antwort, sondern blickte zum Leuchtturm hinauf. Vielleicht würde der Leuchtturmwärter ihnen tatsächlich zu Hilfe kommen. Eine andere Hoffnung schien es nicht zu geben. Doch sie war zu erschöpft, um klar denken zu können, und schloss die Augen. Vielleicht fiel ihr etwas ein, wenn sie sich ein paar Minuten ausgeruht hatte …
     
    Gegen Mittag war das Wasser beträchtlich gestiegen. Die beiden jungen Frauen drängten sich ängstlich aneinander. Als Sarah ihren ganzen Mut zusammennahm und erneut beschloss, an Land zu schwimmen, glaubte diesmal sie, eine der gefürchteten Rückenflossen zu sehen.
    »O Gott, diesmal ist es wirklich ein Hai!«, stieß sie hervor.
    Amelia wurde vor Angst fast ohnmächtig. Sie schloss die Augen und klammerte sich verzweifelt an die Felsen. Wellen brandeten über sie hinweg. Das Wasser reichte den beiden Frauen jetzt bis zur Taille, aber sie konnten die Klippe nicht höher hinaufklettern.
    »Wir werden sterben«, schluchzte Amelia. Wäre sie doch nur mit den anderen ertrunken! Das wäre ein gnädigerer Tod gewesen, als von einem Hai zerfleischt zu werden.
    Sarah schwieg. Sie hielt nach einem großen Wrackteil Ausschau, das sie als Floß benutzen könnten. Auf keinem der Trümmer, die bisher in Reichweite vorbeigetrieben waren, hätten ein oder gar zwei Personen Platz gefunden. Aber jetzt hatte sie in etwa fünfzig Metern Entfernung ein Fass entdeckt. Sie hoffte, es würde auf sie zutreiben.
    Während sie den Blick unverwandt auf das Fass geheftet hielt, vernahm sie hinter sich plötzlich ein Plätschern, das sich anders anhörte als das Geräusch der Wellen, die gegen das Riff klatschten. Sie drehte sich um. Ein Boot näherte sich. Der Mann an den Riemen hatte ihnen den Rücken zugekehrt, hielt aber geradewegs auf sie zu.
    »Da kommt jemand!«, schrie Sarah aufgeregt.
    Amelia hob den Kopf und strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. Im gleichen Moment ergoss sich eine Welle über sie, sie schluckte Salzwasser und musste husten.
    »Hilfe!«, rief Sarah. »Hier! Hier sind wir!«
    Der Mann im Ruderboot drehte sich zu ihnen um, als er nur noch wenige Meter vom Riff entfernt war. »Ich werde Ihnen ein Seil zuwerfen, damit ich Sie zum Boot ziehen kann«, brüllte er ihnen zu.
    Amelia schloss die Augen. »Hier gibt’s Haie!« Sie bibberte vor Kälte und Angst.
    »Gleich haben Sie’s geschafft«, rief der Mann. »Ich kann mit dem Boot wegen der Felsen nicht näher heran.«
    »Ich hab eine Haiflosse gesehen«, kreischte Amelia.
    Der Mann schaute sich um. »Das war bestimmt nur ein Delphin. Davon gibt es eine Menge hier in der Gegend.«
    »Haben Sie das gehört?«, sagte Sarah. »Es war nur ein Delphin! Die tun uns nichts.«
    »Das war kein Delphin. Das war ein Hai«, beharrte Amelia. »Ich habe es genau gesehen!«
    Der Mann hatte Mühe, das Boot in der Brandung in Position zu bringen. Als er es geschafft hatte, ließ er ein Seil über dem Kopf kreisen und warf es zum Riff hinüber. »Los, packen Sie es, und ich zieh Sie zu mir! Aber eine nach der anderen!« Sarah griff nach dem Seil, doch eine Welle spülte es wieder vom Felsen herunter, bevor sie es erwischt hatte. Der Mann holte das Seil hastig wieder ein und drehte das Boot längsseits des Riffs. »Ich kann mich hier nicht mehr lange halten«, rief er und schleuderte das Seil ein zweites Mal zu den Frauen hinüber.
    Dieses Mal fing Sarah es mit einer Hand auf. Als die nächste Welle über sie hinwegbrandete, ließ sie sich von ihr mitreißen. Der Mann zog sie zum Boot und half ihr hinein. Amelia, die Sarah beobachtet hatte, fragte sich, wie sie den Mut aufbringen sollte, sich ins Meer zu stürzen. Ihre eiskalten, verkrampften Hände waren gefühllos geworden. Sie würde die Finger nicht einmal dann von den Felsen lösen können, wenn sie es wollte. Amelia war sicher, dass für sie jede Hilfe zu spät käme, und ergab sich in ihr Schicksal. Erschöpft schloss sie die Augen.
    Währendessen wurde das Boot von der Brandung hin und her geworfen. Rasch griff der Mann zu den Riemen und brachte es wieder in die richtige Position. Als er Amelia mehrmals vergeblich aufgefordert hatte, auf das Seil zu achten, erkannte er, dass diese Frau zu viel Angst hatte, das Riff zu verlassen. Er knüpfte eine Schlinge und warf das Seil wie ein Lasso zu den Felsen hinüber. Wie durch ein Wunder fiel es genau über Amelias Oberkörper.
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