Die Insel der roten Mangroven
ich dich wegschicken?«, fragte er leise. »Weildu deinen … Bruder geliebt hast? Weil du ihn unterstützt hast? Denn etwas anderes ist es doch nie gewesen, oder?«
Deirdre runzelte die Stirn, hinter der es erkennbar arbeitete. Victor konnte das nicht wirklich glauben, sie hatte ihm doch alles erzählt … Aber dann sah sie, dass er lächelte.
»Nein«, sagte sie fest. »Mehr ist da nie gewesen.«
Victor küsste sie. »Ich jedenfalls will, dass du bleibst«, sagte er, »ich wollte nie eine andere Frau. Immer nur dich. Dich allein.«
Deirdre kaute auf ihrer Unterlippe. »Das wird allerdings nicht gehen«, bemerkte sie dann schelmisch. »Ich fürchte, ich bin im Moment nicht allein zu haben …« Sie strich über ihren noch flachen Bauch. »Ich wollte es dir eigentlich in einer passenderen Stunde sagen. Aber ich … mein Blutfluss hat zum zweiten Mal ausgesetzt. Wir bekommen ein Kind.«
Sie fühlte sich willkommen, als Victor sie in die Arme schloss.
KAPITEL 12
B onnie war so glücklich wie noch nie in ihrem Leben. Sie lag in ihrem gemütlichen, sauberen Bett im Dienerquartier und hielt die beiden Menschen in den Armen, die ihr im Leben am meisten bedeuteten. Namelok und Libby hatten tief geschlafen, während Leon und Bonnie sich liebten, aber danach war Namelok erwacht, und damit ihr Schreien Libby nicht weckte, hatte Bonnie sie kurzerhand aus ihrem Bettchen genommen und zwischen sich und Leon gelegt. Nun kuschelte sie sich zufrieden in die Wärme, geschützt von Bonnies Umarmung. Und Leon hielt gleich beide umfasst.
»Du weißt ja, dass du uns beide nehmen musst, nicht wahr?«, fragte Bonnie lächelnd und fuhr mit dem Finger zuerst Nameloks zartes Gesichtchen und dann Leons breite Züge nach.
Leon zeigte auf sich und schmunzelte. »Papa!«, sagte er und kitzelte Nameloks Bäuchlein. »Das muss werden erste Wort. Sonst ich noch mal denken drüber nach.«
»Das erste Wort wird Mama«, widersprach Bonnie. »Das haben wir schon vereinbart. Aber sie ist ja klug und lernt schnell. Bestimmt kann sie sehr bald beides sagen.«
»Mama und Papa …« Leon beugte sich zu Bonnie hinüber und küsste erst sie und dann das Kind. »Wird sehr, sehr schön!«
Er erschrak, als Bonnie plötzlich aufsprang. »Da ist jemand an der Tür!«, wisperte sie. Es war nicht vollständig dunkel im Raum. Als Namelok aufgewacht war, hatte Bonnie eine Kerze entzündet. »Horch mal!«
»Wir können jetzt nicht an jede Tür poltern.« Jefes Worte klangen gedämpft von draußen herein. »Sonst ist gleich das ganze Sklavenquartier wach.«
Bonnie riss die Tür auf. »Hier gibt es kein Sklavenquartier!«, schleuderte sie dem Mann vor dem Haus entgegen. »Wir sind alle frei. Also was ist noch, Jefe?« Sie wich erschrocken zurück, als sie die Frau neben ihm erkannte. »Und was will sie hier? Hast du nicht versprochen, mich in Ruhe zu lassen?«
Simaloi schob sich vor. »Mir hat versprochen, holen Kind!«, erklärte sie. »Ist meine Kind. Ist Massai. Wir nehmen mit in Lager.«
Aber dann erklang Leons weittragende Stimme. »Ist Massai?«, fragte er. »Seit wann Massai in Hispaniola? Wo du weiden deine Rinder, Frau? Wo dein Sohn tötet sein Löwen, zu werden ein Mann?«
Simaloi sah den großen Mann an, verblüfft über seine Kenntnisse bezüglich der Bräuche ihres Stammes. »Mein Sohn wird töten tausend weiße Pflanzer, zu werden ein Mann!«, erklärte sie hasserfüllt. »Die schlimmer als Löwen. Und ich haben Rinder! Und Platz für Rinder und Futter für Rinder. Bald keiner mehr schimpfen über Rinder! Caesar jetzt bald Häuptling von unsere Stamm in Berge. Dann mir und Namelok geben viele Rinder!« Triumphierend sah sie Bonnie an, die ganz sicher kein einziges Rind ihr eigen nannte.
Bonnie holte tief Luft. »Dann hast du es jetzt ja geschafft«, wandte sie sich kühl an Jefe. »Das, wovon du immer geträumt hast. Ich weiß noch genau, wie du mir stundenlang von Akwasi erzählt hast und was für ein großer Krieger er in Nanny Town gewesen ist. Und jetzt du … was ist denn mit dem Geist passiert, den ihr unbedingt retten musstet?«
»Geist tot!«, sagte Simaloi, es klang jedoch eher leidenschaftslos als bedauernd. »Jetzt Caesar Häuptling.«
»Sima!«, tadelte Jefe. »Wir wollten das doch geheim halten!Wenn auch nicht vor Bonnie …«, er lächelte das gewinnende Lächeln, das bei Bonnie immer gewirkt hatte, »… vor dir haben wir natürlich keine Geheimnisse. Du kannst immer noch eine von uns werden. Du wärest … sehr
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