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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Zuckerschlecken war das nicht, diese fünf Jahre auf der Plantage. Wobei ich Glück hatte. Nach drei Jahren kamen die ersten Neger, die durfte ich dann anlernen und beaufsichtigen. Keine gar so schwere Arbeit wie am Anfang also. Und mit meinem Herrn hatte ich auch Glück, der hat mir gutes Land abgetreten und noch zwei Sklaven, und meine Ernte konnte ich zusammen mit seiner vermarkten. Nur am Anfang natürlich, inzwischen hab ich mehr Land als er – oder eher seine Söhne. Die taugen leider nicht viel, deshalb musste ich jetzt auch einspringen mit dem Sitz im Parlament. Die jungen Drews führen das Lebenswerk des Vaters noch in den Bankrott …«
    »Und gibt es das heute noch?«
    Simon platzte mit der gleichen Frage heraus, die Reed eben schon gestellt hatte. Er biss sich gleich darauf auf die Lippen. An sich gehörte es sich nicht einmal für ihn, bei diesem vertrauten Gespräch der Geschäftspartner dabei zu sein, geschweige denn, sich daran zu beteiligen. Aber Reed lauschte genauso interessiert wie sein Schreiber, als McArrow jetzt antwortete.
    »Das gibt’s heute kaum noch«, meinte er. »Schon weil keiner Interesse hat, dass noch mehr Plantagen entstehen. Wenn das Angebot zu groß wird, sinken die Preise – sorry, Mr. Reed, aber das wollen wir Pflanzer natürlich eher verhindern. Vereinzelt hört man noch von solchen Arrangements, aber dann erwarten die Herren mindestens sieben Jahre Verpflichtung – und ziehen die Leute oft noch am Ende über den Tisch. Nein, nein, das hat sich erledigt, als die Neger kamen. Wobei wir wieder beim Thema wären: Die haben’s gar nicht schlecht bei uns, die schuften nicht mehr als wir damals.«
    Nur dass sie ihr ganzes Leben schuften und nichts haben, das ihnen nach fünf oder sieben Jahren gehört, dachte Simon und biss sich auf die Lippen. Er hätte noch eine dringende Frage gehabt, aber Reed hatte den Antwortbrief bereits kurz abgezeichnet und hielt ihn Simon nun hin. Eine klare Aufforderung zu gehen. Der Brief musste abgeheftet, der darin zugesagte Vertrag aufgesetzt werden.
    Simon bedankte sich bei McArrow für den Rum und verließ den Raum, um seinen Platz am Schreibpult im Nachbarkontor wieder einzunehmen. Allerdings horchte er auf die Stimmen im Nebenzimmer und schlich sich auf den Korridor, als der Schotte sich schließlich verabschiedete.
    »Mr. McArrow … äh … Mylord … Dürfte ich … Dürfte ich Ihnen noch eine Frage stellen?«
    »Auch zehn, junger Mann!« McArrow lachte jovial. »Fragen Sie ruhig, ich hab Zeit. Vor morgen hab ich keine weiteren Besprechungen.«
    Simon fasste Mut. »Wenn man es … Also, wenn ein junger Mann es auf den Inseln, irgendwo in Übersee … Jamaika, Barbados … Also, wenn man es da zu etwas bringen will … Gibt’s … gibt’s da gar keine Aussichten?«
    McArrow musterte den jungen Mann forschend und verzog sein Gesicht dann erneut zu einem Grinsen. »Sie sind den Regen leid, ja?«, fragte er verständnisvoll. »Kann ich verstehen, mir reicht’s auch schon wieder. Aber die Inseln … Tja, natürlich können Sie sich auf einer der Plantagen verdingen. Inzwischen nehmen wir die Weißen nicht mehr als Feldarbeiter, allerdings brauchen wir Aufseher. Ob Sie da jedoch der Richtige wären? So ’n Bürschchen wie Sie … Sie seh’n ja aus, als ob Sie jeder kleine Windhauch schon umwerfen würde!«
    Simon errötete. Er war nie ein sehr kräftiger Mann gewesen, aber die letzten Monate hatten ihn zusätzlich abmagern lassen. Er aß zu wenig, und der hartnäckige Husten zehrte ebenfalls an seinen Kräften. Aber wenn er erst mal im Warmen wäre … Und bestimmt stellten die Pflanzer ihren Aufsehern eine Unterkunft. Das Geld, das er jetzt für das verwanzte Zimmer im Eastend ausgab, konnte er in Lebensmittel investieren.
    »Das … äh … täuscht, Mylord!«, erklärte er fest. »Ich kann arbeiten, ich …«
    »Du siehst aber nicht aus, Junge, als könntest du die Peitsche schwingen!« Simon fuhr zusammen, nicht nur ob der Worte des anderen, sondern auch über das plötzliche Du. Aber er begriff, dass er als Arbeiter auf einer Plantage nicht darauf bestehen konnte, wie ein Gentleman behandelt zu werden. »Und das musst du bei den Negern«, sprach McArrow ungerührt weiter. »Wenn’s ganz hart kommt, musst du vielleicht sogar mal einen hängen. Und das schaffst du nicht, Kleiner!«
    McArrow wollte seinen Worten wohl die Schärfe nehmen, indem er Simon jovial auf die Schulter klopfte, aber der junge Adlige sah ihn nur verwirrt an.

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