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Die Insel des Schreckens

Die Insel des Schreckens

Titel: Die Insel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans W. Wiener
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dieses Seil gelaufen.
    Mehrere Tage hatten sich die Schausteller in Churkuuhl aufgehalten, und jeden Tag hatte sich der junge Mann von neuem in Gefahr begeben. Es sah sicher und leicht aus, wie er dort oben in einer Höhe von mehreren Mannslängen herumspazierte. Schließlich rechnete niemand mehr damit, dass ihm irgend etwas geschehen konnte.
    Aber dann war es doch passiert.
    Am dritten Tag ihres Besuches blieb der Jüngling plötzlich in der Mitte des Seiles stehen. Er begann zu schwanken und fuhr mit den Händen in die Luft, als suche er einen Halt. Dann verlor er plötzlich das Gleichgewicht und fiel.
    Er fiel so schwer, dass er wenige Stunden später starb. Doch kurz vorher erlangte er noch einmal das Bewusstsein zurück, und er sprach die Worte, die alles erklärten und die Mythor seitdem nicht mehr aus dem Kopf gegangen waren:
    »Ich habe gezweifelt! Ich habe plötzlich nicht mehr daran geglaubt, dass ich das andere Ende des Seiles noch erreichen könnte. Das war mein einziger Fehler!«
    »Ich werde es schaffen«, sagte Mythor laut und mit fester Stimme. Nur noch wenige Schritte trennten ihn von dem rettenden Turm.
    *
    »Er ist auf dem Südturm!«
    »Zurück, er ist entkommen!«
    Ysiders Soldaten standen dort, wo Mythor noch vor wenigen Minuten gewesen war. Sie gestikulierten wie wild und hieben ärgerlich mit ihren Waffen in der Luft herum.
    »Wie hat er das geschafft?«
    »Ein Dämon muss ihm beigestanden haben!«
    »Er ist über die Zinne gelaufen!«
    Sie standen am Rand des Turmes und sahen zu Mythor hinüber. Niemand von ihnen wagte, ihm auf dem gefährlichen Weg zu folgen. Sie liefen zurück und sprangen wieder durch die Luke ins Innere der Burg. Sie wählten einen sichereren Weg.
    Mythor kümmerte sich nicht um sie. Für einige Zeit würde er noch vor ihnen sicher sein.
    Erstaunt besah er sich den seltsamen Kasten. Noch nie hatte er etwas Derartiges gesehen. Zwar hatte er bereits Priester und Magier davon erzählen hören, aber nie wirklich geglaubt, dass so etwas existierte.
    Der Kasten war würfelförmig, eine Kantenlänge betrug etwa eineinhalb Schritt. Er bestand aus einem durchsichtigen, milchig-gläsernen Material. Die Seite, die zum Meer wies, war unterbrochen. Ein etwa armlanger Trichter ragte dort heraus. Aus diesem Trichter dröhnte das betäubende Sirren und Summen.
    Im Inneren des Würfels befand sich eine verwirrende Vielfalt von Dingen, wie sie Mythor noch nie in seinem Leben gesehen hatte und deren Bedeutung er nicht einzuschätzen wusste. Es sah fein gearbeitete Metallringe, die auf Holzstäben aufgezogen waren. Ringe in bunten, verschlossenen Flaschen, seltsam angeordnete Metallplatten, Gegenstände, die aussahen wie Knochen, farbige Kristalle und Schalen mit trüben, kochenden Flüssigkeiten.
    Die Luft flimmerte um diesen gläsernen Kasten, obwohl er keinerlei Hitze ausstrahlte. Eine magische Spannung herrschte in der Nähe dieses Würfels. Diese Spannung stellte Mythor die Haare auf und brachte sie zum Knistern, als verbrenne harziges Holz.
    Eine Aura von Macht und Gewalt umgab diesen Kasten. Unwirkliche Kräfte schienen in ihm wirksam zu sein, ohne dass sie sichtbar wurden. Einzig wahrnehmbar waren die Auswirkungen, die dieser Würfel auf die Menschen hatte. Er raubte ihnen die Sinne und die Seelen und betäubte sie, dass sie zu willenlosen Werkzeugen für finstere Herrscher wurden. Er war ein Werkzeug der Dunkelzone, nur geschaffen, um dem Bösen zum Sieg zu verhelfen. Er musste zerstört werden!
    Mythor griff nach seinem Schwert und zog sofort die Hand erschrocken zurück. Altons Griff war glühend heiß. Es war unmöglich, das Schwert zu ziehen.
    Aber er brauchte eine Waffe. Mit bloßen Händen konnte er weder die Wände des Kastens einschlagen noch den gesamten Würfel bewegen und in die Tiefe stürzen.
    Sein Messer!
    Mythor riss den Dolch aus dem Gürtel und stach gegen die Wand des Kastens. Die Schneide glitt ab, ohne auch nur einen Kratzer zu verursachen. Noch einmal stach er zu. Die Klinge brach.
    In diesem Augenblick hörte er hinter sich das Kampfgeschrei der Schergen. Sie stürmten über die Wehrgänge heran. Den Vorsprung, den Mythor gehabt hatte, würden sie bald aufgeholt haben. Bis dahin musste der Würfel vernichtet sein.
    Aber gab es etwas, das sein Material zerstören konnte?
    Das Gläserne Schwert!
    Bisher hatte es noch nie etwas gegeben, was Altons Klinge widerstanden hätte. Es war die einzige und auch letzte Chance.
    Mythor riss sich die Fellweste vom Leib und

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