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Die Insel des Schreckens

Die Insel des Schreckens

Titel: Die Insel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans W. Wiener
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die aufs Dach führte, war nicht sehr groß. Die Soldaten konnten sie jeweils nur einzeln durchklettern. Es würde nicht sonderlich schwer sein, das Dach zu verteidigen.
    Sie sollen nur kommen, dachte Mythor grimmig.
    Der erste Kopf tauchte auf. Die Augen des Soldaten spähten über den Rand und suchten den Gegner.
    »Weiter, weiter!« drängten die Nachfolgenden. Sie drückten mit ihren Schultern gegen den Oberen und schoben ihn vorwärts.
    »Er ist nicht mehr hier!« rief der erste nach unten.
    »Das kann nicht sein«, kam die Antwort.
    »Es gibt keinen Fluchtweg!«
    »Klettere weiter, lass uns selbst sehen!«
    Der oberste Soldat fühlte sich nicht besonders wohl in seiner Haut. Er wusste, wie verwundbar er war, wenn der Gegner plötzlich angriff. Er zog sich noch ein Stück höher und hob den Arm, der sein Schwert hielt. Ängstlich sah er sich um.
    »Ich sehe ihn wirklich nicht!«
    »Hier bin ich«, rief Mythor und sprang hinter der Zinne hervor, hinter der er in Deckung gegangen war. Er ließ seinem Gegner nicht den ersten Hieb. Er hob Alton und schlug zu.
    Das Gläserne Schwert traf die Klinge des Soldaten. Die gewaltige Wucht des Schlages raubte ihm das Gleichgewicht. Er taumelte und verlor den Halt. Sein Kopf verschwand aus der Luke. Er stürzte zurück und riss die nachdrängenden Schergen mit sich. Die morsche Leiter brach auseinander. Polternd fiel der Turm der Angreifer in sich zusammen, und Mythor schlug die Klappe zu.
    *
    Das seltsame Sirren! Plötzlich war es wieder zu hören und dröhnte in Mythors Kopf. Wie vor drei Tagen, so heizte sich auch diesmal wieder der Griff des Schwertes auf, und eine unbekannte Spannung erfüllte die Luft.
    Deutlich konnte Mythor die Richtung ausmachen. Er schirmte die Augen gegen die Sonne ab, und dann fand er den eigenartigen Kasten.
    Er stand auf dem Südturm, halb von einer steinernen Brustwehr verborgen, etwa fünfzig Schritt von Mythors Standort entfernt.
    Fünfzig Schritt!
    Es war keine große Entfernung, aber der Weg führte über einen nur handbreiten Grat. Rechts und links dieses schmalen Weges gähnten Abgründe. Mehr als fünfzehn Mannslängen ging es senkrecht in die Tiefe.
    »Es gibt keinen Fluchtweg«, hatten die Schergen gesagt. Mythor hatte die Worte noch deutlich im Ohr. Normalerweise hätten die Soldaten recht gehabt, doch Mythor hatte keine Wahl. Der Tod durch die Schwerter der Schergen war nicht schlimmer als der Sturz vom Dach der Burg. Doch wenn er die Möglichkeit nutzte, hatte er die Chance zu gewinnen; nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das der Gefährten.
    Mythor stieß Alton in die Gürtelschlaufe und stellte sich an den Rand des Turmes. Das Krächzen der schwarzen Vögel verstummte, so als wollten sie ihn nicht in seiner Konzentration stören. Selbst der Wind schien schwächer zu werden.
    Tief unter Mythor rauschten wie ein grüner See die Baumwipfel des Waldes. Der Wind spielte mit den Blättern und bewegte die Äste und Zweige. Wellen liefen durch die Wipfel, die an die Wogen des Meeres erinnerten.
    »Es muss sein«, sagte sich Mythor. Er breitete die Arme aus, um sein Gleichgewicht besser halten zu können. Dann setzte er den ersten Fuß auf die oben abgerundete Zinne.
    Das weiche Leder der Stiefel gab nach, und der Fuß schmiegte sich an die Rundung. Er zog den zweiten Fuß nach.
    Schreckliche Bilder tauchten vor Mythor auf. Er sah das Kellergewölbe mit den Skeletten und die vollgefressenen Ratten dazwischen. Er sah die willenlos gemachten Menschen in der Stadt und die brutalen Schergen mit ihren langen Peitschen.
    Die Herrschaft dieser bösen Mächte musste gebrochen werden. Zuuk war ein Stützpunkt der Schattenzone. War er vernichtet, waren die Herren der Finsternis wieder ein wenig schwächer. All das lag jetzt in seiner Hand. Für ihn gab es kein Zurück mehr.
    Mythor ging ruhig und gleichmäßig. Er konzentrierte sich auf den schmalen Weg und bemühte sich, nicht in die Tiefe zu blicken.
    Vor Jahren hatte er Schausteller gesehen, die von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf zogen und gegen ein geringes Entgelt Kunststücke und fremdartige Tiere vorführten. Sie hatten auch die Nomadenstadt Churkuuhl besucht und den jungen Mythor tief beeindruckt. Vor allem ein junger Mann, der damals nicht älter als er selbst gewesen war, kam ihm jetzt wieder in Erinnerung.
    Der Jüngling hatte ein kräftiges Tau zwischen den beiden höchsten Häusern der Nomadenstadt gespannt. Dann war er unter den ungläubigen Blicken der Bevölkerung über

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