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Die Inselvogtin

Die Inselvogtin

Titel: Die Inselvogtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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beiden Söhnen.
    Der ältere von ihnen starrte mit schreckensweiten Augen in die Richtung, in die sie zu gehen hatten.»Da ist gar kein Land mehr, Vater! Ich habe Angst.«
    »Was sagst du?« Der Inselvogt lief weiter und stand wenige Schritte später im Priel.»Aber … wie kann das sein? Wir hatten doch gerade noch Ebbe!«
    »Das Wasser steht schon sehr hoch, Vogt, wir hätten nicht so lang auf der Bill bleiben sollen.« Evert Janssen, einer der Schiffer, schien beunruhigt. Tasso konnte seine groß gewachsene Gestalt vor dem Sturmhimmel ausmachen. Er trug ein kleines Mädchen auf den Schultern.
    »Musst ausgerechnet du dich jetzt beschweren?«, höhnte Bauer Switterts.»Du warst es doch, der die ganze Zeit gedrängt hat, zum Köper Sand zu fahren. Ohne dich wären wir längst schon zu Hause beim Weihnachtsbraten!« Auf Bauer Switterts’ feistem Gesicht lag der rotgelbe Schein der Fackel.
    »Hier kommen wir mit den Kindern tatsächlich nicht rüber, das Wasser ist bereits zu tief «, rief der Inselvogt und zeigte in die Richtung, aus der Tasso gekommen war.»Weiter nördlich wird es besser sein. Schaut nach!« Seine Stimme hatte wieder den üblichen Befehlston.
    »Dort ist es nicht besser, das kann ich Euch erzählen! Ich stand eben schon bis zu den Knien im Wasser «, warnte Tasso. Doch niemand hörte auf ihn.
    »Bestes Holz, meine Herren «, johlte Bauer Switterts und hob einen Balken in die Höhe.»So eine Bescherung lasse ich mir am Weihnachtsabend gern gefallen.«
    »Lass es liegen, Switterts «, mahnte Evert Janssen.»Was du hier machst, ist gottlos!«
    »Wenn ich für meine Familie Feuerholz besorge, wird es Gott nicht großartig stören. Vergiss nicht, mein jüngster Sohn Weert wartet mit der Mutter zu Hause und -«
    »Vor ein paar Stunden war es noch Teil eines Schiffes «, erwiderte der Seemann.»Es klebt Blut daran!«
    Bauer Switterts drehte und wendete das Holz.»Ich kann nichts sehen … «
    »Verdammt!«, erklang weiter entfernt der Fluch eines anderen Insulaners.»Das Wasser wird immer tiefer. Wie kann das sein?«
    Eine der Frauen mischte sich jetzt ein:»Vogt Boyunga, wir hätten auf Pastor Altmann hören sollen. Es war falsch, die Hilferufe zu ignorieren. Wir sind … «
    »Halt den Mund, Trientje. Wären wir hinausgefahren, dann wärst du jetzt Witwe und würdest über die Planken unseres Bootes stolpern!«
    »Aber der Pastor hat gesagt, es sei unsere Christenpflicht!«
    Bauer Switterts lachte laut.»Der Pastor bleibt auch immer fein in seiner Kirche. Sein Beitrag zur Rettung hätte sich auf Beten beschränkt, deswegen konnte er uns auch gefahrlos etwas über angebliche Christenpflichten erzählen. Seinen Anteil am Strandgut hingegen nimmt er dann aber doch ganz gern, möchte ich wetten!«
    Niemand stimmte in Switterts’ schallendes Gelächter ein.
    »Wenn man dich so reden hört, sollte man meinen, du hättest wieder einmal falsche Leuchtfeuer gezündet, Bauer Switterts.«
    »Wo denkst du hin, Vogt Boyunga? Ich doch nicht!« Doch der Tonfall des Mannes konnte auch das Gegenteil bedeuten. Eifrig sammelte er weiter Treibgut ein, inzwischen trug er bereits so viel Holz im Arm, dass er bei jedem Schritt ächzte.
    Evert Janssen wandte sich voll Verachtung ab und richtete sich an den Inselvogt, der in Richtung Norden laufen wollte.»Wir wären bereit gewesen, Vogt Boyunga. Wir wären da raus und hätten vielleicht noch ein paar arme Seelen retten können. Wenn du nicht darauf bestanden hättest, bis zum Morgen zu warten … «
    Tasso schluckte. Konnte das wahr sein? Ausgerechnet der Inselvogt, den er bislang für so unerschrocken und stark gehalten hatte, ausgerechnet dieser starke Mann sollte eine Rettung verhindert haben?
    »Und wenn es die Prüfung ist, von der Elias Thielen sprach?«, fragte Tasso irritiert.
    »Unsinn!« Der Inselvogt sah ihn drohend, an.»Thielen war verrückt! Das habe ich schon deiner Mutter gesagt!« Die Adern auf der Stirn des Inselvogtes schwollen bedrohlich an.»Und jetzt geh aus dem Weg, sonst … «
    »Sonst was?«
    Plötzlich wurde Tasso von hinten gepackt und in die Höhe gehoben. In seinen Schultern knackte es, und er jaulte auf.
    »Sonst brechen wir dir alle Knochen, du Bastard!«
    Tasso erkannte die Stimme von Bauer Switterts.»Aber meine Mutter hat gesagt, es ist alles prophezeit worden: … in einer Nacht, die das Weltenheil … «
    Bauer Switterts gab wieder sein dröhnendes Lachen von sich und verstärkte den Griff, mit dem er Tasso hielt.
    »Deine Mutter war das

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