Die Intrige
Boris.
»Nimm die FüÃe runter«, verlangte Andre und quetschte sich auf den Sitz neben Ethan. »Ich will mit dir Englisch üben.«
Andre verfügte über einen gewissen Charme, der es ihm ermöglichte, im Kommandoton zu sprechen, ohne dass man es ihm übel nahm.
»Ich bin ziemlich erledigt«, wehrte Ethan ab. »Vielleicht später, in meinem Zimmer?«
Natalka, die die kleineren Kinder gerne aufzog, schrie Andre ins Ohr: »Her mit deinen Zigaretten!«
»Ich bin nicht so dumm, zu rauchen«, behauptete Andre entrüstet. »Das ist schlecht für die Gesundheit und man stinkt wie eine alte Socke.«
»Willst du damit sagen, dass ich stinke?«, knurrte Natalka und ballte die Faust. »Los, her mit den Zigaretten oder ich hau dir eine rein!«
Andre sah Natalka mitleidig an, um ihr zu zeigen, dass er keine Angst vor ihr hatte, und sagte auf Englisch zu Ethan: »Ich habe einen Witz gelesen, den ich nicht verstehe â¦Â«
»Na, dann los â¦Â«, meinte Ethan müde.
»Was bedeutet WWW ?«, wollte Andre wissen.
»Na?«
»Weltweites Warten«, sagte Andre. »Verstehst du das?«
Ethan lächelte.
» WWW heiÃt eigentlich World Wide Web, das kennst du doch, oder? Aber manchmal gibt es lange Ladezeiten für Webseiten, und das ist ein Problem, das überall auf der Welt auftritt.«
»Okay.« Andre nickte eifrig. »Ich hab noch einen.«
Doch bevor Andre weitermachen konnte, ruckte der Bus kräftig, und Alex trat auf die Bremse, sodass alle nach vorne geschleudert wurden. Natalka traf es am schlimmsten, weil sie seitlich gesessen hatte, und Andre machte sich nicht die Mühe, seine Schadenfreude zu verhehlen, als sie bäuchlings auf dem nicht allzu sauberen Boden landete.
»Was war das denn?«, fragte Natalka und sah Andre böse an. Der Bus kam mit quietschenden Reifen zum Stehen. »Haben wir etwas überfahren?«
»Würde mich nicht wundern, so wie mein Bruder fährt«, meinte Andre.
Ethan drehte sich um, um aus dem Fenster zu sehen. Sie hatten das Stadtgebiet von Bischkek verlassen und fuhren auf die trostlose BergstraÃe, die zum Kreml führte. Diese schlaglochübersäte Piste wurde auch von den Lastern benutzt, die Waren von China nach Russland brachten, und ein paar Einheimische versuchten, dort ihr Auskommen zu finden, indem sie an Ständen Essen und Getränke verkauften.
Zwanzig Meter hinter der Stelle, an der sie angehalten hatten, arbeitete einer dieser Verkäufer. Er verkaufte an seinem Stand würzige Lamm-Kebabs, die er auf einem Grill zubereitete, der aus einer alten Ãltonne gefertigt war. Natalka hatte Ethan einmal gezwungen, einen zu essen, und nachdem er über die Tatsache hinweggekommen war, dass der Fleischspieà von einem alten Kerl zubereitet worden waren, unter dessen nikotingelben Fingernägeln ganze Ãkosysteme Platz fanden, schmeckte er ihm köstlich.
Nur Sekunden, nachdem sie angehalten hatten, waren Alex und Boris aus dem Bus gesprungen und stürmten auf den Kebabverkäufer zu. Boris blies die kräftige Brust auf und schrie auf Kirgisisch los, einer Sprache, die er selbst nicht beherrschte und von der Ethan kaum ein Wort verstand.
»Was hat der denn für ein Problem?«, fragte Ethan.
Keiner antwortete ihm, weil die Kids alle zum hinteren Teil des Busses liefen, um besser sehen zu können. Es wurde noch weiter auf Kirgisisch geschrien und der alte Mann sah den beiden muskelbepackten Teenagern ängstlich entgegen.
Alex schlug brutal zu und schrie dazu: »Ka-wumm!«
Als der Alte zu Boden ging, stieà ihm Alex den Turnschuh in den Bauch und stieg über ihn hinweg. In der Zwischenzeit hatte Boris die heiÃe Ãltonne umgetreten, sodass Funken und Kohle über die Fahrbahn schossen.
Der Kebabverkäufer stöhnte, als ihm Alex auf die Hand trat.
»Bist du jetzt zufrieden, du alter Geier?«, schrie Alex und strahlte vor sadistischem Vergnügen.
Boris hatte sich eine Grillzange genommen und eine der glühenden Kohlen von der StraÃe aufgehoben. Als er sich damit dem alten Mann näherte, zuckten die Kinder im Bus zusammen und sahen weg.
Ethan wandte sich an Andre und rief vorwurfsvoll: »Warum schlagen sie ihn?«
»Woher soll ich das wissen?«, schrie Andre zurück. »Glaubst du, ich bin für die beiden Idioten verantwortlich, nur weil sie meine Brüder sind?«
»Wir sind die
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