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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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niemand reichte Rand über die Schulter, und nur wenige waren so groß wie Hurin – mit dunklen Augen und blassen, schmalen Gesichtern. Sie waren dunkel gekleidet, bis auf ein paar, die farbige Schärpen über der Brust trugen. Küchengerüche erfüllten die Luft – Rand kannte die Gewürze nicht –, obwohl einige Frauen immer noch über ihre Türen gelehnt standen und miteinander plauderten. Die Türen waren geteilt, sodass der obere Teil offen stehen konnte, während der untere geschlossen blieb. Die Menschen musterten die Neuankömmlinge neugierig. Es gab kein Anzeichen von Feindseligkeit. Ein paar betrachteten Loial etwas länger – einen Ogier, der neben einem Pferd einherschritt, das so groß war wie ein Dhurranhengst –, aber nie so, dass es unhöflich wirkte.
    Die Schenke auf der Kuppe des Hügels war ein Steingebäude wie alle im Dorf, und sie war durch ein bemaltes Schild gekennzeichnet, das über der breiten Eingangstür hing. Zu den Neun Ringen. Rand schwang sich lächelnd aus dem Sattel und band den Braunen an einem der beringten Pfosten fest. ›Die Neun Ringe‹ war seine Lieblingsgeschichte gewesen, als er noch ein Junge war, und war es wohl immer noch.
    Selene machte immer noch einen nervösen Eindruck, als er ihr beim Absteigen behilflich war. »Fühlt Ihr Euch wohl?«, fragte er. »Ich habe Euch bei der Grube doch wohl keine Angst eingejagt, oder? Der Braune würde nie mit mir über eine Klippe stürzen.« Er fragte sich, was wirklich geschehen war.
    »Ihr habt mir Angst eingejagt«, sagte sie mit angespannter Stimme, »und ich ängstige mich nicht so leicht. Ihr hättet Euch selbst umbringen können …« Sie strich sich über das Kleid. »Reitet mit mir weiter. Heute Abend. Jetzt gleich. Bringt das Horn mit, und ich werde immer an Eurer Seite bleiben. Denkt darüber nach. Ich an Eurer Seite und das Horn von Valere in Euren Händen. Und ich verspreche Euch, das ist nur der Anfang. Was könntet Ihr noch mehr wünschen?«
    Rand schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht, Selene. Das Horn …« Er sah sich um. Ein Mann blickte gegenüber aus dem Fenster und zog dann die Vorhänge zu. Der Abend senkte sich über die Straßen, und außer Loial und Hurin war niemand zu sehen. »Das Horn gehört mir nicht. Das habe ich Euch doch gesagt.« Sie wandte ihm den Rücken zu. Ihr weißer Umhang trennte ihn von ihr wie eine Mauer.

KAPITEL 21

    Die Neun Ringe
    R and erwartete einen leeren Schankraum, da die Leute um diese Zeit gewöhnlich beim Abendessen saßen, doch an einem Tisch saß ein halbes Dutzend Männer vor Bierkrügen und würfelte. Ein anderer Mann saß abseits von ihnen und aß. Obwohl die Würfelspieler keine sichtbaren Waffen und Rüstungen trugen und nur in einfache dunkelblaue Mäntel und Kniebundhosen gekleidet waren, verriet ihre Haltung, dass es Soldaten waren. Rands Blick wanderte hinüber zu dem einzelnen Mann. Er war Offizier. Seine hohen Schaftstiefel waren oben umgeschlagen, und das Schwert hatte er an den Tisch neben seinem Stuhl gelehnt. Ein rotgelber Streifen zog sich quer über die Brust seines blauen Mantels von Schulter zu Schulter. Über der Stirn waren die Haare wegrasiert, hinten hingen sie ihm hingegen lang und schwarz herunter. Die Haare der Soldaten waren ganz kurz, als habe man sie alle unter der gleichen Schüssel abgeschnitten. Alle sieben wandten sich um, als Rand und seine Gefährten eintraten.
    Die Wirtin war eine hagere Frau mit langer Nase und ergrautem Haar, aber ihre Falten schienen eher vom Lächeln herzurühren als vom Kummer. Sie kam herbei und wischte sich die Hände an der blütenweißen Schürze ab. »Einen guten Abend wünsche ich Euch …« – ein schneller Blick erfasste Rands goldbestickten roten Mantel und Selenes vornehmes weißes Kleid –, »… mein Lord, meine Lady. Ich heiße Maglin Madwen, mein Lord. Seid willkommen in den Neun Ringen . Und ein Ogier. Nicht viele Eurer Rasse kommen hierher, Freund Ogier. Kommt Ihr vielleicht vom Stedding Tsofu?«
    Loial brachte es trotz des Gewichts der Truhe fertig, sich halb zu verbeugen. »Nein, gute Wirtin. Ich komme aus der anderen Richtung, von den Grenzlanden her.«
    »Von den Grenzlanden, sagt Ihr? Aha. Und Ihr, mein Lord? Vergebt mir meine Neugier, aber Ihr seht nicht so aus wie jemand aus den Grenzlanden. Nichts für ungut.«
    »Ich komme von den Zwei Flüssen, Frau Madwen. Das liegt in Andor.« Er sah Selene an. Sie schien über ihn hinwegzublicken und gerade noch anzuerkennen, dass dieser

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