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Die Jagd nach dem Vampir

Titel: Die Jagd nach dem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Jetzt war Dimity mein Refugium, mein wohl gehütetes Geheimnis. Außer mir wussten nur drei Menschen – Bill, Emma und Kit – von dem blauen Notizbuch.
    Ich hatte keine Ahnung, wie es Dimity gelang, die Brücke vom Jenseits zum Diesseits zu überqueren, sie selbst äußerte sich nur unpräzise dazu, aber eine technische Erklärung benötigte ich ja auch nicht. Für mich war nur wichtig, dass sie mir eine ebenso gute Freundin war wie meiner Mutter.
    Leise betrat ich das Arbeitszimmer, machte die Tür hinter mir zu und schaltete die Beleuchtung über dem Kaminsims ein. Dafür dass Bill hier den ganzen Tag gearbeitet hatte, sah es in dem Zimmer, dessen Wände von Bücherregalen gesäumt waren, äußerst ordentlich aus. Sein Laptop und seine Aktentasche lagen auf dem alten Eichenschreibtisch gegenüber dem bleiverglasten Fenster, und im Kamin brannte noch die Glut eines zu einem ordentlichen Häufchen geschichteten Holzfeuers.
    Bevor ich das blaue Buch aufschlug, legte ich ein Holzscheit auf die glühende Asche und stocherte mit dem Schürhaken darin herum, bis das Feuer wieder knackte. Ich nahm mir auch die Zeit, einem alten Freund und bewährten Begleiter Guten Abend zu sagen, der auf seinem angestammten Platz in der Ecke eines Bücherregals saß.
    Reginald war ein kleiner, pinkfarbener Hase, der fast seit meiner Geburt an meiner Seite war. Kaum konnte ich sprechen, machte ich ihn zu meinem Vertrauten, und es gab keinen Grund für mich, damit aufzuhören. Auch wenn ich mittlerweile Mitte dreißig war, betrachtete ich Reginald noch immer als meinen ältesten und verlässlichsten Vertrauten. Es wäre unverzeihlich grob von mir gewesen, das Arbeitszimmer zu betreten, ohne ihn zu begrüßen.
    »Hi, Reg«, sagte ich und strich mit dem Finger über den verblassten Traubensaftfleck auf seiner Schnauze. »Irgendwelchen Vampiren begegnet in letzter Zeit?«
    Reginalds handgenähte Schnurrbarthaare schienen im Feuerschein leicht zu zittern, aber seine schwarzen Knopfaugen blickten mich gelassen an. Offenbar hatte er nicht vor, sich zu äußern, bevor er mehr gehört hatte.
    »Die Jungen haben einen gesehen«, fügte ich hinzu. »Er heißt Rendor, und so schaut er aus.«
    Ich hielt Wills zerknitterte Zeichnung hoch und hätte schwören können, dass Reginald zusammenzuckte. Ich wusste zwar, dass diese Reaktion nur ein Effekt der flackernden Flammen des Kaminfeuers war, die Schatten warfen, aber dennoch lief mir ein Schauder über den Rücken. Ich nahm das blaue Buch aus dem Regal und machte es mir in einem der großen Ledersessel vor dem Kamin bequem.
    »Dimity?«, sagte ich und schlug das Buch auf. »Meinst du, dass Reginald an Vampire glaubt?«
    Es dauerte eine Weile, bevor sich die elegante dunkelblaue Handschrift auf dem Papier zeigte.
    Guten Abend , Lori . Ich weiß leider nicht , was ich Dir antworten soll . Du hast im Laufe der Jahre schon einige seltsame Fragen gestellt , aber diese hier übertrifft alles . Ob ich meine , dass ein kleiner Hase aus pinkfarbenem Flanell an Vampire glaubt? Bist Du vollkommen nüchtern , meine Liebe?
    Ich grinste verlegen. Es gelang Tante Dimity immer wieder, mich auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.
    »Ja, ich bin nüchtern«, antwortete ich. »Aber ich bin etwas verwirrt. Bill und ich hatten heute Vormittag ein Gespräch mit Miss Archer.«
    Tante Dimitys Handschrift flog über das Papier, bevor ich noch mehr sagen konnte. Ich bitte Dich, Lori! Du fängst doch nicht etwa wieder von Miss Archer an. Wie oft muss ich Dir noch sagen, dass sie kein Vampir ist!
    »Ich rede nicht von Miss Archer«, sagte ich ungeduldig. »Ich rede von Rendor dem Zerstörer der Seelen.«
    Ich verstehe . Das heißt , nein , ich verstehe natürlich nicht . Wer um Himmels oder sonst jemandes willen ist Rendor der Zerstörer der Seelen?
    »Eine Figur aus einem Comicheft.« Ich lieferte ihr eine Zusammenfassung der Ereignisse des Tages, angefangen von Miss Archers Anschuldigungen bis zu Bills Versuch, die Zwillinge zu beruhigen.
    »Bill ist überzeugt, dass es nichts gibt, worüber man sich Sorgen machen sollte«, endete ich. »Aber ich bin mir da nicht so sicher.«
    Ich stimme dir durchaus zu , Lori . Bill macht einen Fehler , wenn er die Geschichte der Jungen einfach so abtut .
    Ich war Dimity sehr dankbar. »Dann glaubst du auch, dass an der Erzählung von Rob und Will was dran ist?«
    Warum sollte ich nicht? Sie haben noch nie gelogen , soweit ich weiß .
    »Das habe ich auch Miss Archer gesagt«, entgegnete

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