Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd nach den Millionendieben

Die Jagd nach den Millionendieben

Titel: Die Jagd nach den Millionendieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
den
Bierlieferanten Kaluschke kümmerte das nicht. Mit seiner schaufelblattgroßen
Hand landete er eine fürchterliche Ohrfeige in Tarzans Gesicht.
    Der Junge taumelte zurück. Für
einen Moment war er so benommen, daß die Straße vor seinen Augen schwankte.
Heißer Schmerz fuhr von der Wange in den Hinterkopf. Aber er gab keinen Laut
von sich.
    Kaluschke machte kehrt. Bevor
er einstieg, sagte er: „Merk’ dir das, du Verbrecher! Das nächste Mal wird es
schlimmer für dich.“
    Dk^ Straße war breit genug, so
daß der Wagen hätte wenden können. Aber Kaluschke fuhr rücksichtslos hin und
her. Mindestens ein Dutzend Leute mußte beiseite springen. Einige schimpften.
    Die drei rührten sich nicht.
    „Tut es... sehr weh?“ fragte
Gaby zaghaft.
    „Nein!“ sagte Tarzan. „Nicht
sehr.“ Sein Gesicht flammte. Empörung trieb ihm das Blut in den Kopf. „Versteht
ihr das? Dieser Mistkerl hat seinem Vater was vorgelogen. Und der..
    Tarzans Stimme zitterte. Er war
das Opfer einer Ungerechtigkeit geworden, die er nicht begreifen konnte. Das
schmerzte viel mehr als die Ohrfeige.
    „Wenn ich erwachsen bin“, sagte
er leise und wie zu sich selbst, „werde ich niemals einem Kind eine
runterhauen. Es ist feige und nützt gar nichts. Daß ich stärker bin, weiß ich
auch so.“
    „Du kannst ihn anzeigen“, sagte
Karl. „Wenn ich mich richtig erinnere, ist das eine Körperverletzung.“
    „Dann könnte ich auch gleich
sagen, daß ich aus dem Internat getürmt bin und die Bilderdiebe gesehen habe.“
    Tarzan schüttelte den Kopf.
Dann bückte er sich, kraulte Oskar am Hals und sagte eine Weile gar nichts.
    Als er sich aufrichtete, war
sein Gesicht ganz ruhig. „Wenn wir Gaby einen Schlumpf schießen wollen, wird’s
aber Zeit.“
     
     
     

6.
Wie man einen Schlumpf schießt
     
    Sie bogen in die nächste Straße
ein, die während der Zeit des Volksfestes für Autos gesperrt war. Hier
herrschte Gedränge. Sie hörten schon die Lautsprecher, das Dröhnen der Musik,
das Gejohle der Leute, die mit der Achterbahn durch die Dunkelheit rasten, und
das laute Hupen, mit dem die Fahrgeschäfte die nächste Runde ankündigten.
    „Hmmmmm! Das duftet!“ sagte
Gaby und hob schnuppernd die Nase. Der Duft gebrannter Mandeln wehte ihnen
entgegen.
    Daran war Oskar nicht
interessiert. Aber er wurde ganz wild, als sie an der ersten Würstchenbude
vorbeikamen. Er blieb stehen, schnüffelte, machte große Augen und gab reihum
die Pfote — was bedeutete: Er zeigte sich von seiner besten Seite.
    Kurzentschlossen ging Tarzan
zur Würstchenbude.
    „Eine Bratwurst, bitte!“ sagte
er zu der dicken Frau im weißen Kittel. „Aber kalt und ungebraten.“
    Sie sah ihn an, als hätte er
eine tote Ratte verlangt.
    „Was soll denn das, he? Denkst
du, so schmeckt sie dir besser?“
    „Mir nicht, aber unserem Hund.“
    „Ach so.“ Sie legte eine rohe
Wurst auf den Pappteller. „Die Semmel kriegt er umsonst von mir. Senf mag er
wohl nicht, wie?“
    Während Oskar Wurst und Brot in
Sekundenschnelle verputzte, beratschlagten die drei. Leider war es für Gaby
schon so spät, daß sich nicht mehr viel unternehmen konnten. Immerhin — es
reichte für eine Fahrt in der Geisterbahn. Zu dritt quetschten sie sich in den
kleinen Wagen. Tarzan nahm Oskar auf den Schoß. Er war der einzige, der sich
nicht gruselte. Aber als die drei aus Jux in den höchsten Tönen quietschten,
stimmte Oskar eine Art Wolfsgeheul an, was die Fahrt — vorbei an Skeletten und
Gespenstern — noch unheimlicher machte.

    An einer Bude konnte man große
Schlümpfe kaufen — aber einer kostete 15 Mark. Dazu reichte ihr Taschengeld
nicht, selbst wenn sie alles zusammengelegt hätten.
    „Ich versuch’s an der
Schießbude“, sagte Tarzan. „Dort gibt’s dieselben Schlümpfe. Und ein Schuß
kostet 60 Pfennig.“
    „Laß es lieber“, meinte Gaby.
„Daß ich gern einen hätte, habe ich heute morgen doch nur so gesagt.“ Aber sie
hatte leuchtende Augen. Tarzan merkte, daß sie nur aus Bescheidenheit
schwindelte.
    „Fünf Schuß riskiere ich. Dann
bin ich pleite.“
    Es wurde spannend, als er sich
das Luftgewehr geben ließ. Die Entfernung zu der kleinen Scheibe betrug nur
wenige Meter — wie in allen Schießbuden. Aber die ZWÖLF in der Mitte war ein klitzekleiner
Punkt. Nur wer ihn traf, hatte freie Wahl unter den Preisen.
    Gaby und Karl drückten Tarzan
die Daumen. Der erste Schuß traf nur den Ring der ACHT. Beim zweiten Schuß
wurde Tarzan angerempelt, und die Kugel

Weitere Kostenlose Bücher