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Die Jagd nach den Millionendieben

Die Jagd nach den Millionendieben

Titel: Die Jagd nach den Millionendieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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jetzt
anstößt. Kannst du’s erkennen?“

    Karl kniff die Augen zusammen.
„Halbwegs.“ Er zog den Kopf zurück. „Ist das auch ein Pauker?“
    „Paul Pauling — ja, so heißt er
— ist Kunstmaler. Wohnt in der Nähe vom Flughafen. Klößchens Eltern laden ihn
manchmal ein. Er schwatzt dann über Kunst. Klößchens Mutter ist ganz
hingerissen von ihm. Sie meint, PP wäre ein verkanntes Genie.“
    „Jedenfalls sieht er so aus“,
sagte Karl spöttisch.
    Mit seinem Bruder, dem
Zeichenlehrer, hatte der Kunstmaler keinerlei Ähnlichkeit. Er war klein, aber
breit wie ein Schrank und stämmig. Der schwarze Vollbart war so lang und dicht,
daß man nie wußte, ob er unter seiner abgewetzten Lederjacke ein Hemd trug. Das
schwarze Haar hing ihm lang auf die Schultern. Und seine Sonnenbrille behielt
er vermutlich auch im Bett auf. Jedenfalls hatte Tarzan ihn nie ohne sie
gesehen.
    „Mann, sieht der finster aus!“
Karl hatte ihn aus der Entfernung gemustert.
    „Der Eindruck verwischt sich,
wenn du ihn reden hörst. Er hat einen glockenhellen Sopran. Wenn er sich den
Bart abrasiert, könnte er bei den Wiener Sängerknaben mitmachen.“
    „Aber nur in der hintersten
Reihe.“ Karl grinste.
    Die Jungs blieben auf ihrem
Posten, beobachteten die Leute im Bierzelt, wußten aber nicht, was sie jetzt
tun sollten. Daß Rembrandt hier war, verdarb ihren Plan.
    Es wurde Mitternacht. Der
Himmel bewölkte sich etwas, aber die Sommernacht war immer noch lau. Mehr und
mehr Festplatzbesucher trollten sich heimwärts. Die Schausteller hatten
Feierabend gemacht; und auch die Trachtenkapelle im Bierzelt wurde allmählich
müde. Die Musiker machten immer längere Pausen.
    „Komm, wir ziehen Leine“, sagte
Tarzan. „Hier erreichen wir nichts. Vielleicht ist Otto längst da — und hat
seinen Komplizen getroffen.“
    „Ich denke, du willst nicht so
schnell aufgeben.“
    „Will ich auch nicht. Aber es
ist sinnlos, daß wir uns hier die Beine in den Bauch stehen. Vielleicht haben
sich die beiden verfehlt. Dann bleibt noch die Verabredung für morgen um 14 Uhr
im Zooaquarium.“
    „Für heute, meinst du.
Mitternacht ist vorbei. Wenn ich bedenke, daß ich nur sechs Stunden schlafen
kann... Aber es ist ja bald Sonntag. Dann penne ich bis Mittag. Uaaaahhh!“
    Karl gähnte herzhaft.
    „Jedenfalls bin ich morgen um
14 Uhr im Aquarium“, sagte Tarzan. „Bei den Tintenfischen.“
    „Ich auch. Und meinen Füller
bringe ich mit. Vielleicht haben die Biester etwas Tinte übrig.“
    „Man merkt, daß du in Bio
meistens pennst.“
    „Och“, meinte Karl. „Mit ein
bißchen Gedächtnis nimmt man auch im Schlaf auf. Mal sehen, was der Computer
gespeichert hat.“ Mit flacher Hand klapste er sich an die Stirn. Dann murmelte
er: „...Tingeltangel, tingieren, Tinktion, Tinktur, Tinte, Tintenfaß,
Tintenfisch... Aha! Tintenfische, wissenschaftlich Cephalopoda, auch Kopffüßer
genannt, gehören zur Klasse hochstehender mariner Weichtiere, werden zwischen 20
Zentimetern und 17 Metern groß, verfügen über einen deutlich ausgebildeten
Kopf, hochentwickelte Augen und sack- oder torpedoförmigen Körper. Um...»
    „Hör auf!“ lachte Tarzan.
    Aber so schnell war Karl nicht
zu bremsen. „Um den Mund — mit papageienschnabelförmigen Kiefern —“, fuhr er
fort, „sitzen die sehr beweglichen Arme, die Saugnäpfe tragen: Acht Arme bei
Kraken, Octopus vulgaris genannt, und zehn bei Kalamaren. Tintenfische leben
überwiegend von Krebsen, die sie mit ihren Fangarmem fesseln und dann dem Maul
zuführen, können sich durch plötzlichen Farbwechsel tarnen und Verfolger durch
das Ausstoßen eines tintenähnlichen Sekretes ablenken. Tintenfische bewegen
sich entweder kriechend oder nach dem Prinzip des Rückstoßes durch Auspressen
von Wasser.“
    „Aufhören!“ Tarzan hielt sich
lachend die Ohren zu. „Ich weiß, daß du nichts vergißt — ausgenommen den
Geburtstag deiner Mutter.“
    „Dieses nur“, erwiderte Karl
altklug, „weil sie keinen Geburtstag mehr hat — seit sie vorigen Sommer
beschloß, für die nächsten Jahre 39 zu bleiben.“
    „Vielleicht kriegst du sie ein,
wenn du dich mit dem Älterwerden beeilst.“
    Sie zogen ab. Auch Tarzan
spürte jetzt Müdigkeit, obwohl er nicht so verpennt war, wie die andern. Er kam
mit weniger Schlaf aus. Klößchen, zum Beispiel, brauchte fast doppelt soviel.
Vielleicht lag das an seinem Gewicht.
    Die meisten Schaubuden waren
jetzt dunkel und geschlossen. Bis auf eine. Mit federleichten Bällen

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