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Die Judas-Papiere

Die Judas-Papiere

Titel: Die Judas-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Horatio und der Butler auf den Beinen und stürzten zu ihnen.
    »Allmächtiger, wenn dahinter gar keine solide Wand liegt, sondern womöglich ein zweiter Ausgang, der nur mit Sand und Gestein zuge schüttet ist, dann ist das hier noch nicht das Ende!«, stieß Horatio aufgeregt und in einem Wortschwall hervor.
    »Da seht ihr mal! Manchmal kann rauchen . . . sogar das Leben ver längern!« Mühsam brachte Alistair ein schwaches Lächeln zustande. »Wenn es denn . . . stimmt, was ihr vermutet!«
    So behutsam wie nur irgendwie möglich trugen sie Alistair von dem Sandberg weg und lehnten ihn, auf seinen Wunsch hin, an eine Säule, von wo er die Nische und ihre Arbeit gut im Blick hatte.
    Mit der unbändigen Kraft, die die Hoffnung auf Überleben in Men schen weckt, begannen sie, mit bloßen Händen den Sand wegzu schaufeln, um an die dahinterliegenden Haufen dicker Felsbrocken zu kommen. Sie reichten bis fast an die Decke der rund gewölbten Nische. Allein dieser erste Teil der Arbeit strengte gehörig an. Doch das war nichts im Vergleich zu der Plackerei, die dann kam. Sie muss ten die schweren Felsbrocken einen nach dem anderen herauswuch ten. Und dabei mussten sie mit den oberen beginnen, weil die unte ren ein noch größeres Gewicht besaßen und sich vermutlich nur zu zweit oder gar zu dritt von der Stelle bewegen ließen.
    »Ihr habt recht gehabt!«, rief Horatio plötzlich, der gerade wieder einen Felsbrocken von der Spitze des Berges gehoben hatte. »Dahin ten ist eine Öffnung! Ich kann es deutlich sehen! Und ich spüre jetzt auch einen starken Luftzug!«
    »Dann haben die Mönche diese Gruft nicht nur als Totenkammer benutzt, sondern auch in Notzeiten als geheimen Fluchtweg!«, sagte Byron.
    Jetzt stieg ihre Zuversicht und es kümmerte sie nicht, dass sie sich an den Kanten der Steine blutige Schrammen und Schnitte zuzogen. Sie durften berechtigt hoffen, der Todeskammer zu entkommen!
    »Wir müssen uns beeilen!«, raunte Harriet Byron zu. »Es sieht nicht gut aus mit Alistair. Er muss schon viel Blut verloren haben! Wenn wir hier nicht schnell herauskommen und ihn zu einem Arzt bringen, überlebt er die Verwundung nicht!«
    Byron blickte sich zu Alistair um. Zusammengesunken und mit ge schlossenen Augen lag er vor der Säule. Sein Atem ging stoßweise und der Verband war nicht nur blutgetränkt, sondern schwamm in Blut. Und immer neues Blut drang durch den Stoff, floss über seine Hüfte und tränkte den Stoff der Hose.
    Sie beeilten sich mit vereinten Kräften, den Eingang freizulegen. Endlich hatten sie genügend schwere Felsbrocken zur Seite geräumt, sodass sie sich mit Alistair durch die Öffnung zwängen konnten. Der Gang, der nun vor ihnen lag, hatte keine ummauerten Wände, son dern zeigte nur rohes, grob behauenes Gestein. Er war niedrig, knap pe zwei Ellen hoch und gerade mal so breit, dass eine Person ihn pas sieren konnte, ohne mit den Schultern seitlich anzustoßen.
    »Du nimmst die Lampe und gehst vor, Harriet!«, trug Byron ihr auf. Er hatte Alistair seinen Gürtel unter den Achseln um die Brust gelegt, um ihn in der Enge des Ganges besser tragen zu können. »Horatio und ich werden Alistair tragen.«
    »Nein, ich trage ihn mit dir!«, widersprach Harriet sofort. »Ich bin mindestens so kräftig wie Horatio. Er soll die Lampe nehmen.«
    Für Diskussionen war keine Zeit. Deshalb nahm Horatio die Petro leumlampe und ging voraus. Byron packte den Tragegurt und hob Alistair an, der sofort vor Schmerz aufstöhnte.
    »Es tut mir leid, mein Freund, aber es muss sein. Anders bekom men wir dich nicht hier heraus!«, sagte er und folgte Horatio rück wärts in den Gang.
    Harriet hatte sich Alistairs Beine unter die Arme geschoben und hielt ihn kurz hinter den Kniegelenken fest. Hinter ihr folgte Trevor Seymour.
    Dass der Gang nicht gänzlich von Menschenhand geschaffen war, sondern zum Großteil aus einer natürlichen Felsspalte bestand, be merkten sie schon bald. Denn der Gang wand sich mal nach rechts, mal nach links und führte mehrfach durch natürliche höhlenartige Räume. Byron versuchte, im Kopf die Richtung zu verfolgen, in die der Gang sie führte. Er hatte das Gefühl, dass sie sich auf die drei Turmruinen zubewegten.
    Der Gang war erstaunlich lang. Byron hatte schon fast fünfzig Schritte gezählt, als Horatio vor ihnen plötzlich stehen blieb. »Hier führt ein Schacht senkrecht nach oben!«, rief er ihnen zu. »Ohne Kletterausrüs tung kommt man da aber nicht hoch. Und der Gang führt auch

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