Die Judas Variante
Fahrzeug und fuhren langsam die Zufahrt entlang, wobei der Fahrer
Slalom um die tiefsten Schlaglöcher fuhr. Dann gelangten sie zur Landstraße und bogen dort ein.
Das Fahrzeug beschleunigte, und die Fahrt verlief nun ruhiger.
Galway lehnte sich auf dem Sitz zurück und fragte sich, ob er zum Sicherheitsgebäude zurückfahren
und die Berichte über die abendlichen Übungen der Blackcollars noch durchgehen sollte. Aber er
hatte noch eine Stunde Fahrzeit vor sich, und es war ein anstrengender Tag gewesen. Die Übungen
hatten ziemlich lange gedauert, was darauf hindeutete, dass Lathe und Shaw mit dem Angriff auf
Khorstron mindestens bis zum späten Nachmittag warten würden.
Und dann gab das Fahrzeug urplötzlich so etwas wie ein ersticktes Keuchen von sich, und der Motor
erstarb. »Was ist denn jetzt los?«, fragte Galway.
»Ich weiß nicht, Sir«, sagte der Fahrer und schaute mit gerunzelter Stirn auf die Anzeigen,
während er das Fahrzeug am Straßenrand ausrollen ließ. »Hört sich so an, als ob die
Kraftstoffzufuhr unterbrochen sei.«
»Na toll«, murmelte Galway. Eine Fahrzeugpanne mitten im Nirgendwo wäre die perfekte Krönung für
einen ohnehin schon gelungenen Abend. »Können Sie den Fehler denn beheben?«
»Ich schaue mal nach«, sagte der Fahrer, entriegelte die Motorhaube und öffnete die Tür. »Wenn
wir Glück haben, ist es nur eine Kleinigkeit.«
»Und wenn nicht, können wir immer noch über Funk Hilfe anfordern«, fügte der Leibwächter
hinzu.
»Lasst mich zuerst mal einen Blick darauf werfen«, sagte der Fahrer, stieg aus und ging zur
Vorderseite des Fahrzeugs. Er klappte die Haube auf, beugte sich hinunter und stocherte und
tastete mit den Fingern im Motorraum herum.
»Er ist ein ziemlich guter Automechaniker, Sir«, versicherte der Leibwächter Galway. Neben ihm
ging die Beifahrertür auf.
Und eine schwarz behandschuhte Hand schoss plötzlich in Galways Blickfeld und traf den
Leibwächter hinterm rechten Ohr im Nacken.
Das kam so völlig unerwartet, dass Galway zunächst wie erstarrt war und ungläubig zuschaute, wie
der Leibwächter bewusstlos auf dem Sitz zusammensackte. Dann sprang das Gehirn mit einem
Adrenalinschub wieder an, und er wollte mit der einen Hand den Sicherheitsgurt öffnen und mit der
anderen die Pfeilpistole ziehen.
Doch er reagierte zu spät. Bevor er die Hand noch um den Pistolengriff zu schließen vermochte,
wurde die Fondtür aufgerissen. Eine weitere behandschuhte Hand riss ihm den Gürtel ab und packte
ihn vorn an der Jacke, und er wurde unsanft aus dem Auto gezerrt.
Und als er auf dem grauen Asphalt wieder Bodenhaftung erlangte, stand er Lathe von Angesicht zu
Angesicht gegenüber.
»Hallo, Comsquare«, sagte er mit erstickter Stimme und versuchte krampfhaft einen Rest von Würde
inmitten des Debakels zu bewahren, das nun vor ihm ablief. »Das war wirklich sehr gut.«
»Wie überhaupt jeder Trick von uns«, sagte der andere Blackcollar mit einem Schniefen, als er
sich neben Lathe stellte. Den Fahrer hatte er in den Polizeigriff genommen. Galway identifizierte
ihn im Sternenlicht nach einer Weile als Spadafora. »Ihr Freund Haberdae hat es versäumt, seine
Spur zu verwischen, als er vor zwei Tagen hierhergekommen ist.«
Galway schnitt eine Grimasse. Er hätte sich gleich denken können, dass die Blackcollars nach
dieser misslungenen Falle nicht einfach geflohen waren.
Und wenn sie auch wussten, weshalb Haberdae gekommen war, dann war das Spiel sowieso aus - mit
Pauken und Trompeten verloren.
So fühlt man sich also, wenn man dem Tod ins Auge sieht, flüsterte eine innere Stimme in einem
entlegenen Winkel des Bewusstseins. »Und was nun?«, fragte er.
»Den Rest des Weges werden Sie leider zu Fuß gehen müssen«, sagte Lathe. »Na ja, Sie hätten
sowieso zu Fuß gehen müssen.« Er deutete an Galway vorbei auf das Fahrzeug. »Wir müssen uns
nämlich mal Ihr Auto ausleihen.«
Galway blinzelte irritiert. Caine war in einer schwach gesicherten, nur einen Kilometer
entfernten Basis eingesperrt, und alles, was sie wollten, war...
»Mein Auto?«
»Geben Sie sich keine Mühe«, sagte Lathe. »Wir wissen alles über diese praktischen kleinen
Transponder, die spezielle Türen in der Mauer öffnen.«
Galway klappte die Kinnlade etwas herunter. Was sollte das Ganze überhaupt? »Und deshalb
sind Sie den ganzen Weg hier heraufgekommen?«
»Mussten wir«, sagte Spadafora. »Haberdaes Leute lassen diese Fahrzeuge nachts normalerweise nur
in Konvois
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