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Die Judas Variante

Titel: Die Judas Variante Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Rückseite. Er verlangsamte zu einem schnellen Gang, ging auf die inneren
Türen zu, wobei er die Flexarmorhandschuhe abstreifte und den Bereich hinter dem Vorraum
sondierte. Zur Linken war ein kleines »Freiluft«-Café mit einem Dutzend kleiner Tische, die am
Rand des Hauptkorridors aufgestellt waren. Er stopfte die Handschuhe in die Manteltasche, änderte
die Richtung und durchquerte den Vorraum in Richtung Café. Schließlich gelangte er zu den inneren
Türen, stieß die nächste mit einer Hand auf, während er mit der anderen den Mantel öffnete, und
betrat dann die Passage, die von warmer Luft und leiser Hintergrundmusik erfüllt wurde.
Während er aufs Café zuging, zog er den Mantel aus, hielt dabei die Ärmel fest und drehte das
Kleidungsstück auf links, sodass die unifarbene marineblaue Seite durch ein schwarzes und
bordeauxfarbenes Fischgrat-Muster ersetzt wurde. Als er die erste Tischgruppe erreichte, hatte er
den Mantel längst gewendet und geschlossen.
Einer der Tische war erst vor Kurzem verlassen worden, und die leeren Tassen, Teller und
Servietten der Gäste standen noch dort. Er setzte sich auf einen Stuhl, von wo aus er den Eingang
der Passage im Blick hatte, und Mordecai - der sich ebenfalls als Verwandlungskünstler betätigt
hatte - nahm den Stuhl ihm gegenüber.
Sie hatten kaum Platz genommen, als die Türen zum Vorraum aufgestoßen wurden und vier bewaffnete
Sicherheitsleute hereinstürmten.
Lathe hatte den Kopf gesenkt und blickte stur an sich runter, während er mit einer Serviette
einen imaginären Kaffeefleck am Mantel wegzurubbeln versuchte. Mordecai nahm eine der leeren
Tassen in die eine Hand und stützte das Kinn auf die andere, wobei er mit den Fingern teilweise
das Gesicht verdeckte und so tat, als würde er Lathes Säuberungsaktion verfolgen. Aus dem
Augenwinkel sah Lathe, dass die Sicherheitsleute für einen Moment innehielten und sich
umschauten; dann liefen sie weiter den Gang entlang und schwärmten auf der Suche nach ihrer Beute
zu einer lockeren Formation aus.
»Alles klar?«, murmelte Mordecai.
»Alles klar«, bestätigte Lathe und wischte ein letztes Mal über den Mantel. Die Sicherheitsleute
trabten noch immer den Gang entlang und schauten en passant in jede Ladentür. »In dem Verein kann
heutzutage wohl auch der größte Blindgänger Mitglied werden.«
»Oder aber sie haben den Auftrag, uns unbehelligt zu lassen.«
»Nein, sie haben uns überhaupt nicht bemerkt«, sagte Lathe ihm. »Ich hätte es an ihrer
Körpersprache gesehen, wenn sie uns identifiziert hätten. Aber du hast wohl dahingehend recht,
dass eine Dienstanweisung existiert, uns in Ruhe zu lassen.«
»Was ist also unser nächster Zug?«
Lathe schaute mit einem Kopfnicken zur Tür.
»Das Auto steht direkt vor der Tür. Sehen wir doch mal nach, ob die anderen eine
Mitfahrgelegenheit brauchen.«
Das Sicherheitsfahrzeug war schräg am Straßenrand geparkt; der Motor war zwar ausgeschaltet, aber
die Signallampen blinkten noch immer. Der Fahrer hatte immerhin daran gedacht, den Autoschlüssel
abzuziehen, aber das tat der Sache auch keinen Abbruch. Eine halbe Minute später fuhr Lathe los,
wendete in einer engen Kurve und fuhr in Gegenrichtung nach Westen über den Parkplatz.
»Hast du irgendeine Idee, wo sie rauskommen werden?«, fragte Mordecai und schaltete die
Signallampen aus.
»Einen halben Kilometer westlich des Kasinos gibt es einen weiteren dieser privaten
U-Bahn-Zugänge«, sagte Lathe und deutete nach vorn. »Ich vermute, dass der Rest der
Sicherheitskräfte sich dort sammeln wird - entweder um ihnen in einer Zangenbewegung dorthin zu
folgen oder einfach nur oben zu warten, bis sie auftauchen.«
»Eine Zangenbewegung wäre riskant«, sagte Mordecai. »Aber vielleicht sind sie trotzdem so blöd,
dass sie bei einem alternden Tactor und einem Nicht-Blackcollar doch ihr Mütchen kühlen wollen.«
Er schob die Finger unter den Ärmel. »Ich frage mich, wie gut diese Dinger unterirdisch
funktionieren.«
An Lathes Handgelenk sprach der Pocher an und morste kribbelnd Mordecais Botschaft: Shaw -
Caine - antworten.
Die Antwort blieb aus. »Das verheißt wohl nichts Gutes«, folgerte Mordecai. »Wenn wir vielleicht
näher rankommen...«
»Einheit Eins, melden«, drang plötzlich eine Stimme aus dem Funkgerät des Fahrzeugs. »Ihr seid
von eurer Position abgewichen.«
»Zumindest haben sie kompetente Leute bei den Spähern«, stellte Mordecai fest, kurbelte das
Fenster

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