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Die Judas Variante

Titel: Die Judas Variante Kostenlos Bücher Online Lesen
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grellbunten
Restaurant-Hinweisschildes, das zu ihrer Rechten in die hohe Decke eingelassen war. Judas folgte
ihm mit einem flauen Gefühl im Bauch. Und diesen Mann hatte er noch vor einer halben Minute
tatsächlich mit eigenen Händen außer Gefecht setzen wollen - eine völlig irreale Vorstellung,
sagte er sich nun.
Wie der Türsteher starrte auch die Kellnerin des Restaurants die beiden Männer nur mit offenem
Mund an, als sie an ihr vorbeiliefen. Ein paar Gäste reagierten genauso, doch andere ignorierten
den Anblick einfach, als ob alle naslang zwei maskierte Männer hier durchliefen. Niemand
versuchte sie aufzuhalten, als Shaw durch den Hauptspeiseraum lief und dann weiter durch einen
Wirtschaftsflur.
»Kapuze runter«, sagte er leise zu Judas und streifte sich selbst Kapuze und Brille ab, während
er den breiten Wirtschaftsflur entlang lief.
Judas runzelte die Stirn und tat wie geheißen; er fragte sich, was der andere jetzt schon wieder
vorhatte. Sie gelangten zu einer T-Kreuzung, und Shaw bog in den Quergang ein. In fünf Metern
Entfernung sah Judas eine unmarkierte Tür.
Eine Tür, die von zwei der größten und hässlichsten Männer flankiert wurde, die er jemals gesehen
hatte.
Nun begriff er auch Shaws Plan. Keine der beiden Wachen hielt eine Schusswaffe in der Hand, aber
das hätte sich wohl schnell geändert, wenn sie zwei Blackcollars in voller Kampfmontur auf sich
zustürmen gesehen hätten. Die Waffen hätten gegen den Flexarmor natürlich kaum etwas auszurichten
vermocht, aber das Geräusch der Schüsse hätte zumindest die Sicherheit auf ihre Spur
gebracht.
Doch wo sie nun die Hauben abgenommen und den Rest der Flexarmor kaschiert hatten, waren er und
Shaw nur zwei Typen, die sich vielleicht verlaufen hatten. Die Art von Eindringling , denen
gegenüber sogar professionelle Bodyguards zunächst vielleicht eine gewisse Milde walten
ließen.
Auf jeden Fall trat eine der Wachen einen Schritt vor und hielt die Hand hoch. »Das hier ist eine
private Party«, sagte er, als Shaw unverdrossen auf ihn zukam. »Der Hauptraum ist
dahinten...«
Die letzte Silbe geriet zu einem Grunzen, als Shaw die letzten zwei Meter im Sprung überbrückte,
sich auf dem linken Fuß drehte und mit dem rechten dem Mann einen seitlichen Tritt in den Bauch
versetzte.
Die zweite Wache wich zur Tür zurück und schob die Hand unter das Jackett. Ohne den rechten Fuß
erst wieder auf den Boden zu stellen, winkelte Shaw das Bein an und hopste an der verkrümmten
Gestalt der ersten Wache vorbei. Als die Hand des zweiten Manns mit einer kompakten
Handfeuerwaffe wieder zum Vorschein kam, trat Shaw ihm die Waffe gegen die Brust.
Der Mann stieß den Atem explosionsartig aus, und Shaw zog das Bein erneut an und verpasste ihm
dann einen letzten geschmeidigen Tritt gegen die Schläfe.
Er ging neben seinem Partner zu Boden und rührte sich nicht mehr.
»Boah ey«, murmelte Judas und trat vorsichtig über die verkrümmten Körper hinweg. »Und ich
dachte, ein Tactor wäre nur der Planer der Organisation.«
»Wir sind auch Blackcollars«, rief Shaw ihm brüsk in Erinnerung. »Und jetzt Beeilung.«
Zu Judas' gelindem Erstaunen war das Hinterzimmer leer. Doch als Shaw auf einen Kleiderschrank
mit geringer Tiefe zuging, sah er, dass hinter dem Kleiderschrank eine Lücke klaffte. Und
dahinter war wiederum ein breites rundes Treppenhaus zu sehen.
Shaw übernahm die Führung, und sie rasten hinunter.
Die U-Bahnen in Mitteleuropa waren ebenfalls dichtgemacht worden, als die Ryqril vor drei
Jahrzehnten die Kontrolle über das TDE übernommen hatten. Doch Judas hatte ein paar alte Fotos
von ihnen gesehen, und das U-Bahn-Netz von Inkosi City wies eine große Übereinstimmung mit diesen
Bildern auf. Ein breiter Tunnel mit gewölbter Decke erstreckte sich nach Ost und West, und
Monorail-Gleise waren in geraden Gräben in der Mitte eingelassen.
Der Größe der Anlage nach zu urteilen, befanden sie sich vermutlich in einer der ursprünglichen
Stationen mit breiten Bahnsteigen und leeren Verkaufsständen, wo es Süßigkeiten, Zeitschriften
oder Souvenirs gegeben hatte. Die Wandkacheln und Bodenfliesen waren in einem gelbgrün-braunen
Blumenmuster gehalten; weil die trübe Deckenbeleuchtung jedoch nur vereinzelte Inseln aus Licht
erzeugte, war das tatsächliche Dekor schwer zu bestimmen. Zu Judas' Enttäuschung waren jedoch
keine U-Bahn-Züge zu sehen.
Dafür gab es aber - im Mittelpunkt einer der Licht-Inseln - einen runden

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