Die Judas Variante
akzeptierten und sich um die tägliche
Wartung kümmerten.
Tobys Familie war damit nicht einverstanden, doch die anderen »paarundzwanzig« Familien waren zu
dem Schluss gekommen, dass sie keine andere Wahl hatten.
Foxleighs Meinung war bei der Diskussion überhaupt nicht berücksichtigt worden - genauso wenig
wie Tobys.
Eins der Lichter erlosch, und Dunkelheit füllte den hellen Fleck aus. Tobys Familie hatte dem
alten Einsiedler - als er noch lebte - angeboten, hier oben einen Stromanschluss zu legen und
sogar einen Anschluss für ein Fon. Doch Toby wollte davon nichts wissen. Das größte Zugeständnis
an die Nachrichtentechnik war, dass er ihnen die Montage mehrfarbiger Lamellen an diesem besagten
Fenster gestattete.
Damit signalisierte er dann, ob er Lebensmittel oder einen Arzt brauchte oder Gesellschaft - was
allerdings die Ausnahme war.
Und weil er kaum ein Bedürfnis nach Geselligkeit verspürte, hatte schließlich auch seine Familie
den Kontakt auf ein Minimum reduziert und ihn in seiner selbst gewählten Einsamkeit in Ruhe
gelassen.
Und was gut genug für Toby gewesen war, war auch gut genug für Foxleigh. In einem Winkel des
Bewusstseins fragte er sich, wie viele Leute unten im Dorf überhaupt wussten, dass Toby tot
war.
Er wandte den Blick von den Lichtern ab und richtete die Aufmerksamkeit nach Südosten, auf das
dunkle Massiv des Aegis Mountain, der von wirbelnden Wolken verschleiert wurde und im Widerschein
der Lichter der weit entfernten Stadt Denver leuchtete. Damals war dieser Berg die letzte Bastion
der Menschheit gegen die Ryqril-Invasoren gewesen, in dem zu allem entschlossene Männer und
Frauen sich zum letzten Gefecht rüsteten.
Doch nun waren die Männer und Frauen tot oder verschollen, die Waffen verstummt; der Berg war
dunkel. Die Ryqril hatten die Kleinstadt Idaho Springs zehn Kilometer westlich von Aegis besetzt
und sich eine schöne kleine Enklave geschaffen. Und wegen des Rings aus Sensor-Pylonen war an
einen Angriff nicht einmal zu denken. Den Berg selbst hatten sie aber völlig ignoriert.
Vor anderthalb Jahren war jedoch ein Paradigmenwechsel eingetreten. Sie hatten ein stark
gesichertes Lager am Haupteingang an der Nordseite des Bergs errichtet und sich vorsichtig an der
Tür aus verdichtetem Metall zu schaffen gemacht. Dabei versuchten sie die tödlichen Sprengfallen
zu vermeiden, die die Menschen vor langer Zeit dort platziert hatten.
Bisher waren sie nicht durchgekommen. Aber jemand anders hatte es geschafft.
Sie hatten dynamisch gewirkt, überwiegend jung und ein bunter Haufen, voll mit der Energie, die
Foxleigh einst auch befeuert hatte. Er hatte sie von der Hütte aus gesehen: ein paar Gruppen in
den letzten Jahren, die einen Kilometer unterhalb seines Ost-Fensters wie Ameisen an einem
unbekannten Projekt gearbeitet hatten. Ihr Blick auf Shelter Valley - und umgekehrt - war jedoch
durch einen niedrigen Kamm verstellt worden, und es war fraglich, ob sie überhaupt von der
Existenz des Dorfes wussten.
Aber die Dörfler hatten definitiv keine Kenntnis von den Besuchern. In den ersten paar Monaten
hatten sie an der Oberfläche gearbeitet und waren dann mit ihrer Ausrüstung einfach weitergezogen
und irgendwo verschwunden, bis sie nach Tagen oder Wochen wieder auftauchten.
Und dann waren sie überhaupt nicht mehr erschienen.
In den darauf folgenden Monaten hatte Foxleigh hin und wieder mit dem Gedanken gespielt, einmal
nachzuschauen, was in drei Teufels Namen sie dort in der gottverlassenen Einöde trieben. Er
befürchtete aber, dass er eine solche Wanderung wegen des schlimmen Beins nicht bewältigen
würde.
Er war gerade zu der Einsicht gelangt, dass, was auch immer sie dort zu schaffen gehabt hatten,
aus und vorbei war, als Mitte letzten Sommers plötzlich die anderen aufgetaucht waren. Nicht die
ursprünglichen Arbeiter - nicht diese Jugendlichen -, sondern jemand anders.
Blackcollars.
Daran bestand kein Zweifel. Er hatte sie eindeutig identifiziert mit dem kompakten Feldstecher,
und die Farbe und Textur des Flexarmor, der unter ihrer Oberbekleidung hervor gelugt hatte, war
ebenso eindeutig gewesen.
Und dann war ihm plötzlich ein Licht aufgegangen.
Nach dem Abzug der Gruppe hatte er noch ein paar Tage gewartet, ob sie vielleicht wieder
zurückkamen oder ob Truppen des Widerstands eintrafen und die Festung im Berg reaktivierten, der
in der Ferne dräute.
Aber es war niemand gekommen. Zumindest hatte er niemanden kommen sehen.
Er seufzte und
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