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Die Judas Variante

Titel: Die Judas Variante Kostenlos Bücher Online Lesen
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schloss die Fensterblende. Das war vor fünf Monaten gewesen, und wo es nun Winter
war, wusste er, dass sie so schnell auch nicht wiederkommen würden. Die Sensoren-Pylone im
Shelter Valley diente einzig der Ortung von Flugzeugen, doch in unregelmäßigen Abständen kamen
auch Techniker der Sicherheitskräfte; und frische Spuren im Schnee, die nirgendwohin führten,
wären zu auffällig und verdächtig gewesen, um sie zu ignorieren.
Wenn es wieder Frühling wurde und die Schneeschmelze einsetzte, würden sie vielleicht
wiederkommen.
Er humpelte zum Ofen zurück. Die Brennstäbe waren fast abgebrannt, aber das Holzscheit hatte
Feuer gefangen. Das müsste die Temperatur in der Hütte wieder auf ein erträgliches Maß bringen.
Wenn das Wetter sich wieder besserte, würde er den ganzen Schuppen wohl neu isolieren -
vielleicht auch die Decke.
Und bei der Arbeit würde er zugleich ein Auge auf den Berg haben.

Der Wind pfiff leise durch die Waldlichtung, strich rauschend durch die Äste und projizierte
gesprenkelte Muster aus Licht und Schatten auf den gewellten, mit Gras bewachsenen Erdboden.
Hinter den Bäumen sah man die majestätischen Gipfel der Greenheart Mountains von Plinry, die noch
mit den Resten des letzten Winterschnees bedeckt waren.
Der junge Mann, der in der Mitte der Lichtung stand, vermochte diesen Anblick natürlich nicht zu
würdigen. Einmal ließ die eng anliegende Brille keinen Schimmer des warmen Sonnenlichts durch,
und außerdem hatte er ganz andere Dinge im Kopf als eine Gebirgslandschaft.
Auf der anderen Seite der Lichtung stand Dämon Lathe in einiger Entfernung neben einem dicken
Baum. Er hob den Arm und vollführte ein Stackato von Handzeichen. Caine, Skyler: vorrücken.
Muster zwei.
Allen Caine hob selbst auch den Arm und bestätigte den Befehl. Dann schickte er sich an, die
Lichtung zu überqueren, wobei er den dick wattierten Übungsanzug definitiv als Ballast empfand.
Rafe Skyler, der ein Drittel des Umfangs der Lichtung von ihm entfernt stand, folgte seinem
Beispiel - obwohl der Mann eigentlich Normalgewicht hatte, wirkte er im Anzug wie das legendäre
Michelin-Männchen.
Die beiden Männer hatten vielleicht zwei Drittel der Strecke zurückgelegt, als der junge Mann
leicht den Kopf drehte und sein rechtes Ohr auf Caine wies.
Caine erstarrte mitten in der Bewegung, und er verspürte einen Anflug von Sympathie, als der
andere den Kopf ein paar Grad vor und zurück bewegte. Es war noch nicht allzu lange her, dass
Caine in Will Flynns Position gewesen war, mit verbundenen Augen im Mittelpunkt des Kreises
gestanden und versucht hatte, die Annäherung seines Kontrahenten zu spüren. Und, zumindest in
Caines Fall, lautlos, aber von ganzem Herzen die lächerliche Übung verflucht hatte.
Skyler bewegte sich noch immer auf einer spiraligen Bahn nach innen. Er hatte wieder zwei
Schritte gemacht, als Flynn den Kopf drehte - diesmal in Richtung des großen Blackcollars. Caine
winkelte die Arme zum Schlag an und setzte sich wieder in Bewegung.
Und dann sprang Flynn ihn ohne Vorwarnung mit einem weiten, geschmeidigen Satz an, wirbelte mit
den Armen und verdrehte den Körper wie ein Gummikorkenzieher und wollte Caine aus der Drehung
heraus einen kräftigen Tritt an den Kopf versetzen.
Noch als Caine sich reflexartig abduckte, sah er, dass der Tritt zu kurz war. Ein schneller
Sprung vorwärts, ein ebenso schneller Schlag in den Bauch und eine Beinschere, bevor Flynn
seinerseits den Tritt auszuführen und ihn mit dem Bein in die Zange zu nehmen vermochte, und dann
würde man schon sehen, wie gut der Trainee auf dem Rücken zu kämpfen vermochte.
Flynns Fuß schoss nach oben auf Caines Gesicht zu - mitten ins Schwarze. Er stützte sich auf dem
hinteren Fuß ab, ballte die rechte Faust zum Schlag und sprang.
Und taumelte zurück, als er zwei harte Schläge in die Rippen und gegen den Oberschenkel
abbekam.
Er schaute nach unten. Ein Paar schwarze, achtzackige shuriken- Wurfsterne hatten sich bis
zur Hälfte in die Wattierung gebohrt.
Flynn vollführte den Tritt und wirbelte zu Skyler herum, und Caine schaute über die Lichtung auf
Lathe. Der andere lächelte ihm verkniffen zu und fuhr sich mit dem Finger an der Kehle entlang.
Das war zwar kein Standard-Handzeichen der Blackcollars, aber es war trotzdem
unmissverständlich.
Für Caine war das Spiel aus.
Er verzog das Gesicht, nickte und zog sich zurück.
Trotz des verletzten Stolzes wechselte er in den mentalen Analysemodus

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