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Die Judenbuche

Die Judenbuche

Titel: Die Judenbuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette von Droste-Hülshoff
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die
    junge Frau hatte ihrem Manne zugetrunken, junge Spaßvögel hatten durch den Dreifuß ge-
    schaut, ob die Binde gerade sitze; und man dr_4ngte sich wieder der Tenne zu, von wo unaus-
    löschliches Gelächter und Lärm herüberschallte. Friedrich war nicht mehr dort. Eine große, un-
    erträgliche Schmach hatte ihn getroffen, da der Jude Aaron, ein Schlächter und gelegentlicher
    Althändler aus dem nächsten Städtchen, plötzlich erschienen war und nach einem kurzen, un-
    befriedigenden Zwiegespräch ihn laut vor allen Leuten um den Betrag von zehn Talern für eine
    schon um Ostern gelieferte Uhr gemahnt hatte. Friedrich war wie vernichtet fortgegangen und
    der Jude ihm gefolgt, immer schreiend: "O weh mir! Warum hab ich nicht gehört auf vernünf-
    tige Leute! Haben sie mir nicht hundertmal gesagt, Ihr hättet all Eu'r Gut am Leibe und kein
    Brot im Schranke!" Die Tenne tobte von Gelächter; manche hatten sich auf den Hof nachge-
    drängt. "Packt den Juden! Wiegt ihn gegen ein Schwein!" riefen einige; andere waren ernst
    geworden. "Der Friedrich sah so blaß aus wie ein Tuch", sagte eine alte Frau, und die Menge
    teilte sich, wie der Wagen des Gutsherrn in den Hof lenkte.

    Herr von S. war auf dem Heimwege verstimmt, die jedesmalige Folge, wenn der Wunsch, seine
    Popularität aufrecht zu erhalten, ihn bewog, solchen Festen beizuwohnen. Er sah schweigend
    aus dem Wagen. "Was sind denn das für ein paar Figuren?" Er deutete auf zwei dunkle Gestal-
    ten, die vor dem Wagen rannten wie Strauße. Nun schlüpften sie ins Schloß. "Auch ein paar
    selige Schweine aus unserm eigenen Stall!" seufzte Herr von S. Zu Hause angekommen, fand
    er die Hausflur vom ganzen Dienstpersonal eingenommen, das zwei Kleinknechte umstand,
    welche sich blaß und atemlos auf der Stiege niedergelassen hatten. Sie behaupteten, von des
    alten Mergels Geist verfolgt worden zu sein, als sie durchs Brederholz heimkehrten. Zuerst
    hatte es über ihnen an der Höhe gerauscht und geknistert; darauf hoch in der Luft ein Geklap-
    per wie von aneinander geschlagenen Stöcken; plötzlich ein gellender Schrei und ganz deutlich
    die Worte: "O weh, meine arme Seele!" hoch von oben herab. Der eine wollte auch glühende
    Augen durch die Zweige funkeln gesehen haben, und beide waren gelaufen, was ihre Beine
    vermochten.
    "Dummes Zeug!" sagte der Gutsherr verdrießlich und trat in die Kammer, sich umzukleiden.
    Am anderen Morgen wollte die Fontäne im Garten nicht springen, und es fand sich, daß je-
    mand eine Röhre verrückt hatte, augenscheinlich um nach dem Kopfe eines vor vielen Jahren
    hier verscharrten Pferdegerippes zu suchen, der für ein bewährtes Mittel wider allen Hexen und
    Geisterspuk gilt. "Hm", sagte der Gutsherr, "was die Schelme nicht stehlen, das verderben die
    Narren."
    Drei Tage später tobte ein furchtbarer Sturm. Es war Mitternacht, aber alles im Schlosse außer
    dem Bett.
    Der Gutsherr stand am Fenster und sah besorgt ins Dunkle, nach seinen Feldern hinüber. An
    den Scheiben flogen Blätter und Zweige her; mitunter fuhr ein Ziegel hinab und schmetterte
    auf das Pflaster des Hofes. "Furchtbares Wetter!" sagte Herr von S. Seine Frau sah ängstlich
    aus. "Ist das Feuer auch gewiß gut verwahrt?" sagte sie; "Gretchen, sieh noch einmal nach,
    gieß es lieber ganz aus! Kommt wir wollen das Evangelium Johannis beten." Alles kniete nie-
    der, und die Hausfrau begann: "Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott
    war das Wort." Ein furchtbarer Donnerschlag. Alle fuhren zusammen; dann furchtbares Ge-
    schrei und Getümmel die Treppe heran. "Um Gottes willen! Brennt es?" rief Frau von S. und
    sank mit dem Gesichte auf den Stuhl. Die Türe ward aufgerissen, und herein stürzte die Frau

    Literatur Online: Kunstguerilla for Freewarez am: 11.10.2000
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    Annette von Droste-Hülshoff (1779-1848)
    Die Judenbuche

    des Juden Aaron, bleich wie der Tod, das Haar wild um den Kopf, von Regen triefend. Sie warf
    sich vor dem Gutsherrn auf die Knie. "Gerechtigkeit!" rief sie "Gerechtigkeit! Mein Mann ist
    erschlagen!" und sank ohnmächtig zusammen.
    Es war nur zu wahr, und die nachfolgende Untersuchung bewies, daß der Jude Aaron durch
    einen Schlag an die Schläfe mit einem stumpfen Instrumente, wahrscheinlich einem Stabe,
    sein Leben verloren hatte, durch einen einzigen Schlag. An der linken Schläfe war der blaue
    Fleck, sonst keine Verletzung zu finden. Die Aussagen der Jüdin und ihres Knechtes Samuel
    lauteten so: Aaron war vor

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