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Die Judenbuche

Die Judenbuche

Titel: Die Judenbuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette von Droste-Hülshoff
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zu schlenkern und eins zu jauchzen versucht hatte. Friedrich
    reichte ihm den Bogen gab durch eine stolze Kopfbewegung seinen Willen zu erkennen und
    trat zu den Tanzenden. "Nun lustig Musikanten: den Papen von Istrup!" Der beliebte Tanz ward
    gespielt, und Friedrich machte Sätze vor den Augen seiner Herrschaft, daß die Kühe an der
    Tenne die Hörner zurückzogen und Kettengeklirr und Gebrumm an ihren Ständern herlief.
    Fußhoch über die anderen tauchte sein blonder Kopf auf und nieder, wie ein Hecht, der sich im
    Wasser überschlägt; an allen Enden schrien Mädchen auf denen er zum Zeichen der Huldigung
    mit einer raschen Kopfbewegung sein langes Flachshaar ins Gesicht schleuderte.
    "Jetzt ist es gut!" sagte er endlich und trat schweißtriefend an den Kredenztisch; "die gnädigen
    Herrschaften sollen leben und alle die hochadeligen Prinzen und Prinzessinnen, und wers nicht
    mittrinkt, den will ich an die Ohren schlagen, daß er die Engel singen hört!" Ein lautes Vivat
    beantwortete den galanten Toast. Friedrich machte seinen Bückling. "Nichts für ungut gnädige
    Herrschaften; wir sind nur ungelehrte Bauersleute!" In diesem Augenblick erhob sich ein Ge-
    tümmel am Ende der Tenne, Geschrei Schelten, Gelächter, alles durcheinander. "Butterdieb,
    Butterdieb!" riefen ein paar Kinder und heran drängte sich, oder vielmehr ward geschoben Jo-
    hannes Niemand, den Kopf zwischen die Schultern ziehend und mit aller Macht nach dem Aus-
    gange strebend. "Was ists? Was habt ihr mit unserem Johannes?" rief Friedrich gebieterisch.
    "Das sollt Ihr früh genug gewahr werden", keuchte ein altes Weib mit der Küchenschürze und
    einem Wischhader in der Hand. Schande! Johannes, der arme Teufel, dem zu Hause das
    Schlechteste gut genug sein mußte, hatte versucht, sich ein halbes Pfündchen Butter für die
    kommende Dürre zu sichern, und ohne daran zu denken, daß er es, sauber in sein Schnupf-
    tuch gewickelt, in der Tasche geborgen, war er ans Küchenfeuer getreten, und nun rann das
    Fett schmählich die Rockschöße entlang. Allgemeiner Aufruhr; die Mädchen sprangen zurück,
    aus Furcht, sich zu beschmutzen, oder stießen den Delinquenten vorwärts. Andere machten
    Platz, sowohl aus Mitleid als Vorsicht. Aber Friedrich trat vor: "Lumpenhund!" rief er; ein paar
    derbe Maulschellen trafen den geduldigen Schützling; dann stieß er ihn an die Tür und gab ihm
    einen tüchtigen Fußtritt mit auf den Weg.
    Er kehrte niedergeschlagen zurück; seine Würde war verletzt, das allgemeine Gelächter schnitt
    ihm durch die Seele; ob er sich gleich durch einen tapfern Juchheschrei wieder in den Gang zu
    bringen suchte es wollte nicht mehr recht gehen. Er war im Begriff sich wieder hinter die Baß-
    viole zu flüchten; doch zu vor noch ein Knalleffekt: er zog seine silberne Taschenuhr hervor, zu
    jener Zeit ein seltener und kostbarer Schmuck. "Es ist bald zehn", sagte er. "Jetzt den Braut-
    menuet! Ich will Musik machen."
    "Eine prächtige Uhr!" sagte der Schweinehirt und schob sein Gesicht in ehrfurchtsvoller Neu-
    gier vor. "Was hat sie gekostet?" rief Wilm Hülsmeyer, Friedrichs Nebenbuhler. "Willst du sie
    bezahlen?" fragte Friedrich. "Hast d u sie bezahlt?" antwortete Wilm. Friedrich warf einen stol-
    zen Blick auf ihn und griff in schweigender Majestät zum Fiedelbogen. "Nun, nun", sagte Hüls-
    meyer "dergleichen hat man schon erlebt. Du weißt wohl der Franz Ebel hatte auch eine schö-
    ne Uhr, bis der Jude Aaron sie ihm wieder abnahm." Friedrich antwortete nicht, sondern winkte
    stolz der ersten Violine, und sie begannen aus Leibeskräften zu streichen.

    Literatur Online: Kunstguerilla for Freewarez am: 11.10.2000
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    Annette von Droste-Hülshoff (1779-1848)
    Die Judenbuche

    Die Gutsherrschaft war indessen in die Kammer getreten, wo der Braut von den Nachbarfrauen
    das Zeichen ihres neuen Standes, die weiße Stirnbinde umgelegt wurde. Das junge Blut weinte
    sehr, teils weil es die Sitte so wollte, teils aus wahrer Beklemmung. Sie sollte einem verworre-
    nen Haushalt vorstehen, unter den Augen eines mürrischen alten Mannes, den sie noch oben-
    drein lieben sollte. Er stand neben ihr, durchaus nicht wie der Bräutigam des hohen Liedes, der
    "in die Kammer tritt wie die Morgensonne". "Du hast nun genug geweint", sagte er verdrieß-
    lich; "bedenk, du bist es nicht, die mich glücklich macht, ich mache dich glücklich!" Sie sah
    demütig zu ihm auf und schien zu fühlen, daß er recht habe. Das Geschäft war beendigt;

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