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Die Juedin von Toledo

Die Juedin von Toledo

Titel: Die Juedin von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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sonst an Vermögen vorhanden ist, will ich von den Beamten meines Kronschatzes verwalten lassen, bis sich der Haupterbe gefunden hat, der Sohn Doña Raquels. Es liegen übrigens«, schloß er ohne rechten Zusammenhang, »Dokumente bereit, die diesem Sohne Doña Raquels alle Rechte und Titel der Grafschaft Olmedo übertragen. Don Jehuda selber hat sie noch ausfertigen lassen.« Ephraim erwiderte trocken: »Es ist dein gutes Recht, Herr König, aus der Hinterlassenschaft Don Jehudas für deinen Kronschatz einzuziehen, was immer dir beliebt, und niemand kann dich darum tadeln.«
    Alfonso, mit Anlauf, ein wenig heiser, sagte: »Mein toter Freund Jehuda war oft mit dir zusammen, und wahrscheinlich weißt du vieles. Ich will nicht in dich dringen, alter Mann, und dich fragen, wieviel du weißt. Aber der Gedanke, daß mein Sohn unter euch herumgeht und ich kenne ihn nicht, bedrückt mich. Das mußt du verstehen. Willst du mir nicht helfen?«
    Er sprach bittend, er sprach zart, das schmeichelte dem Ephraim und beängstigte ihn. Es war eine gefährliche Aufgabe, die sein toter Freundfeind ihm aufgeladen hatte. Er sagte: »Niemand weiß, Herr König, und niemand kann mehr erforschen, ob Don Jehuda Ibn Esra mit dem Verschwinden seines Enkels zu tun hatte. Wenn es so war, dann hat er in einer so heikeln Angelegenheit sicherlich nicht mehr als einen Helfer zugezogen, und einen verlässigen, verschwiegenen.«
    Alfonso fühlte sich erniedrigt und vereitelt. Aber, gegen seinen Willen, ließ er nicht ab und sagte: »Ich glaube dir, und ich glaube dir nicht. Ich fürchte: auch wenn ihr was wißt,werdet ihr mir’s nicht sagen. Es nagt mir an der Seele, ich gesteh es dir, daß mein Sohn unter euch groß werden soll und in euern Sitten. Ich sollte euch hassen dafür, und manchmal hab ich euch gehaßt.«
    Ephraim sagte: »Nochmals frag ich dich, Herr König, willst du wirklich, daß ein Mann, über den du so denkst, deine und deines Landes Geschäfte in Sevilla führt?«
    Der König sagte: »Ich hegte manchmal auch vor Don Jehuda Argwohn und habe doch gewußt, daß er mein Freund war. Du bist alt und erfahren und kennst die Menschen und verstehst, wie das ist. Ich will, daß du für mich nach Sevilla gehst. Ich weiß, ich habe keinen Besseren zu schicken.«
    Ephraim spürte ein Mitleid, das nicht ohne Genugtuung war. Er sagte: »Es kommt vielleicht einmal die Zeit, da sich der oder jener melden wird und behauptet, er sei der Verschwundene. Ich rate dir, Herr König, kümmere dich nicht darum. Wahrscheinlich wird Betrug dahinterstecken. Überlaß es uns, zu erforschen, ob es so ist, und beschwere du dich zu deinen vielen andern Sorgen nicht noch mit dieser. Bescheide dich, Don Alfonso. Du hast wohlgeratene Töchter, edle Infantinnen, die einmal große Königinnen sein werden. Deine Enkel werden sitzen auf den Thronen Hispaniens und mit der Hilfe Gottes die Länder der Halbinsel vereinigen.« Und dunkel, doch der König verstand ihn, schloß er: »Don Jehuda Ibn Esra ist tot, sein Sohn und seine Tochter sind tot. Wenn wer aus seinem Geschlecht geblieben ist, dann nur dieser Enkel. Und Don Jehuda ist aus dem Islam zurückgekehrt in das Judentum seiner Väter, und das ist sein Vermächtnis.«
    Don Alfonso spürte, was es bedeutete, daß er den Krieg, mit dem er nicht fertig geworden war, durch Ephraim abwickeln ließ, den Juden, den Kaufmann. Er hatte sein bedenkenloses Rittertum fahrenlassen, hatte Abschied genommen von Bertran, hatte seine Vergangenheit, seine Jugend abgetan. Er bereute es nicht, aber er spürte fast leibhaft den Verzicht, die Leere.
    Auf der Straße, die er jetzt einschlug, lockten keine geheimnisvollen Nebenwege, sie führte zu keiner blauen, schimmernden Ferne, sie lief kahl und nüchtern geradeaus zu einem braven, soliden Ziel. Aber nun er sie einmal eingeschlagen hatte, war er willens, sie zu Ende zu gehen. Er wird sich selber Ketten anlegen, auf daß er den bittern Frieden, den er auf sich nahm, nicht durch süße und heldische Abenteuer gefährde.
    Eine Nacht lang schlief er nicht. Wog, verwarf, wog von neuem, beschloß, verwarf.
    Beschloß.
    Eröffnete dem Rodrigue, mit einem ganz kleinen Lächeln, er wolle nun endlich die erledigten Bistümer von Avila, Segovia, Sigüenza neu besetzen, und zwar wolle er ihm, Rodrigue, das Bistum Sigüenza übertragen.
    Rodrigue, unwillig erstaunt, fragte: »Willst du den lästigen Warner los sein?« Alfonso lächelte stärker, und es stand in seinen Zügen die abgelebte

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