Die Juedin von Toledo
viele Anhänger unter den Granden Kastiliens.
Ihre neuerlichen frechen Gewalttaten reizten Alfonso aufs Blut. So ging das nicht weiter. Er wird ihre Burgen berennenund zerstören, er wird die beiden kahl scheren und ins Kloster stecken; nein, die Köpfe abschlagen wird er ihnen.
In seinem Innern wußte er, daß eine solche kriegerische Expedition gefährliche Zerwürfnisse mit seinem Oheim bringen mußte, dem König von Aragon.
Von jeher nämlich hatte Aragon sowohl wie Kastilien Anspruch erhoben auf die Oberhoheit über die Grafschaft der Castros, das Bergland Albarracín, das zwischen Kastilien und Aragon gelegen war. Nach dem Tode des letzten regierenden Grafen indes hatten seine Söhne, die Brüder Fernán und Gutierre de Castro, sich geweigert, irgendwelche Oberhoheit anzuerkennen. Wenn jetzt er, Alfonso, in ihr Land einfällt, dann werden sie sich an Aragon um Schutz wenden, und sein Oheim Raimundez, der König von Aragon, wird sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sie als Vasallen anzunehmen und sie gegen seinen, Alfonsos, Angriff zu verteidigen. Das bedeutete Krieg mit Aragon.
Allein Alfonso verscheuchte diese Bedenken, noch bevor sie recht zu Gedanken wurden. Er wird gegen die Castros marschieren! Er wird Jehuda berufen. Der muß ihm das Geld schaffen.
Jehuda, auf dem Weg zur Königsburg, war hellen Mutes. Er wußte nicht, was Don Alfonso, den er lange nicht gesehen hatte, von ihm wollte, und er freute sich darauf, ihm Vortrag zu halten; er konnte von Erfolgen berichten, ja, den handgreiflichen Beweis eines Erfolges führte er mit sich, ein kleines Etwas, das Don Alfonso Spaß und Freude machen würde.
Er stand vor dem König und berichtete. Mehrere Ricoshombres, neun, um genau zu sein, die mit ihren Zahlungen im Verzug waren, hatten mit Unterschrift und Siegel bestätigt, daß sie bei weiterer Versäumnis jeden Herrschaftsanspruch an gewisse Städte verlieren sollten, zugunsten des Königs. Jehuda konnte ferner berichten von elf neuen Mustergütern, von einer Versuchsanstalt für Seidenzucht in der Nähe von Talavera, von neuen, großen Werkstätten hier in Toledo und in Burgos, auch in Avila, Segovia, Valladolid.
Und dann kam er mit seiner großen Überraschung. »Du hast mir, Herr König«, sagte er, »dein Mißvernügen darüber ausgesprochen, daß ich dir noch keine Goldschmiede und Münzmeister ins Land gebracht hätte. Erlaube mir, dir heute ein erstes Erzeugnis deiner Goldschmiede ehrerbietig zu überreichen.« Und lächelnd und stolz übergab er Don Alfonso das Etwas, das er mitgebracht hatte.
Der König nahm und sah und strahlte auf. Bisher waren in den christlichen Ländern der Halbinsel nur arabische Goldmünzen in Umlauf gewesen. Was er jetzt in Händen hielt, war die erste Goldmünze des christlichen Spaniens, und es war eine kastilische. Leuchtend in blitzendem, rötlichem Gelb hob sich sein, des Königs, Profil, deutlich erkennbar das seine, und ringsum stand auf lateinisch: »Alfonsus von Gottes Gnaden König von Kastilien.« Auf der andern Seite aber sah man den Schutzpatron Spaniens, den Apostel Jakob, den Santiago; er saß zu Pferde, das Schwert erhoben, so wie er oftmals in den Lüften den christlichen Heeren geholfen hatte, die Ungläubigen zu zerschmettern.
Gierig, mit kindlichem Vergnügen, beschaute und betastete Don Alfonso das schöne Werk. So also wird fortan in gutem, schwerem Golde sein Gesicht durch die Länder der Christenheit gehen und auch durch die des Islams und alle daran erinnern, daß Kastilien in guter Hut ist, in der des Santiago und in der seinen, Don Alfonsos. »Das hast du trefflich gemacht, Don Jehuda«, lobte er, und es ging von seinem hellen Gesicht und seinen hellen Augen so viel Freudigkeit aus, daß Don Jehuda alle Unbill vergaß, die der Mann ihm angetan hatte.
Dann aber erinnerte das Bild des streitbaren Santiago den König an sein Vorhaben und an den Grund, aus welchem er seinen Escrivano berufen hatte, und munter, ohne Übergang, sagte er: »Da wir also Geld haben, kann ich ja eigentlich gegen die Castros vorgehen. Glaubst du, daß sechstausend Goldmaravedí für die Expedition genügen?«
Don Jehuda, jäh aus seiner Freude gerissen, legte dar, daß die Castros zweifellos die Schutzherrschaft des Königs vonAragon anrufen und daß König Raimundez sie als Vasallen annehmen werde. »Dein erlauchter Oheim Raimundez wird eingreifen«, erklärte er dringlich. »Er hat die ansehnliche Kriegsmacht schlagbereit, die er für seine Unternehmung in
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