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Die Jungens von Brug Schreckenstein

Die Jungens von Brug Schreckenstein

Titel: Die Jungens von Brug Schreckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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dem Neuen die Zimmer, den Waschraum, den Eßsaal, Wohnzimmer, Klassen, kurz alles bis zum Fahrradstall. Dann holten sie das Gepäck. Unter den Stücken war auch ein Kasten, den Ottokars Bastlerauge als Tonbandgerät erkannte. Sofort wurde ihm Stephan sympathischer. Ein Tonbandgerät hatte sonst niemand auf der Burg.
    „Wie kommst du überhaupt hierher“, fragte er barsch, um sein Interesse zu verbergen.
    „Meine Eltern sind erst vor einer Woche nach Neustadt gezogen!“ — Stephan öffnete die Tür:
    „Sei froh, daß du hier bist und nicht in der Franz-Joseph- oder Ebert-Schule. Hier ist es zwar etwas anders, aber viel schöner!“ Und mit einem undurchsichtigen Lächeln fügte er noch hinzu:
    „Das wirst du bald merken!“
    Der Neue antwortete nicht, sondern machte sich an den Schubladen seines Klappbetts zu schaffen. Dann gingen sie wieder hinaus auf den Gang, wo die Schränke standen.
    „Zuerst mußt du die Ofenrohre ausziehen!“ begann Ottokar mit einem verächtlichen Blick auf Stephans Beinkleider das Gespräch wieder aufzunehmen.
    „Ich hab’ aber keine Kurzen, nur ’ne Turnhose“, wehrte der verlegen ab. Ottokar ließ sich jedoch nicht beirren, sondern öffnete den Koffer, um selbst nachzusehen.
    „Dann wird eben eins von den Dingern abgeschnitten, die dir deine Mutti da so fein eingepackt hat“, höhnte er mit Fistelstimme.
    Da wurde Stephan stur.
    „Kommt gar nicht in Frage“, sagte er kalt und begann die Sachen in den Schrank zu räumen.
    „Mann, wenn du hier so ’rumläufst, bist du gleich unten durch!“ versuchte Ottokar ihn zu belehren. Doch da tat der Neue etwas, das klar zeigte, wie grundverschieden seine Einstellung von der der Ritter war.
    „Gleiche ich alles damit aus“, sagte er mit einem triumphierenden Blick und hielt dem verdutzten Ottokar einen ganzen Karton voller Zigarettenpäckchen unter die Nase.
    „Laß die Dinger bloß verschwinden, hier wird nicht geraucht!“
    Jetzt wurde Stephan hämisch:
    „Ach, ihr seid wohl noch zu klein für Lungenzüge?“
    „Mensch, so versteh mich doch“, ereiferte sich Ottokar, „das Leben hier ist hart. Eine Burg ist kein Kino! Jeden Tag Dauerlauf, drei Stunden Arbeit am Sportplatz oder im. Schrebergarten! Unterricht, Turnen und so weiter! Wenn du da noch rauchen willst, bist du bald im Eimer! Außerdem haben wir demnächst ein Sportfest! Kannst du was in der Richtung?“ — Sie gingen ins Zimmer zurück. Stephan schien sich auf Kugelstoßen zu verstehen. Über die Technik wußte er jedenfalls genauestens Bescheid. Doch die Weiten, die er angab, klangen ziemlich nach Angabe. Das war es überhaupt! Stephan war ein Angeber. Dieser Eindruck wurde noch verstärkt, als der Neue sein Waschzeug auspackte. Neben Kamm und Bürste lag, nicht zu übersehen, eine weiße Frisierhaube!
    Ganz schön, dachte Ottokar und wollte gerade etwas sagen, als Stephan das Tonbandgerät auf den Tisch stellte. Er steckte den Stecker in die Dose, ein paar fixe Handgriffe, und schon hatten sie die schönste Akkordeonmusik.
    „Toll“, sagte Ottokar nach einer Weile anerkennend.
    „Bin ich selber!“ grinste Stephan herausfordernd.
    „Und wo hast du dein Instrument?“
    „Zu Hause, mein alter Herr wollte nicht, daß ich es mitnehme. Er meinte, ich lerne sonst nichts!“
    War das nun Angabe oder die Wahrheit? Anscheinend doch mehr Wahrheit, denn die Antwort kam so sicher. Aber gerade das ist für Angeber typisch. Ottokar war hin- und hergerissen und beschloß, dem Neuen ordentlich auf den Zahn zu fühlen. Er erzählte von der Burg, von den Rittern und kriegte ihn schließlich doch dazu, sich die langen Hosen abschneiden zu lassen.
    „Nehmen wir gleich die, die du anhast“, sagte er und schnitt, ohne eine Antwort abzuwarten, munter drauflos. Durch das Bestreben, beide Hosenbeine gleich lang zu gestalten, wurde das Stück immer kürzer, so daß beide furchtbar lachen mußten.
    „Meinst du, daß ich euch so gefalle?“ fragte Stephan endlich und hielt sich den Bauch.
    „Es ist jedenfalls besser als deine Dreiviertelschwenker!“ gab Ottokar zurück.
    Wenn man so mit ihm blödelte, war er ganz nett.
    Und als sich der Rex noch am selben Abend nach dem Neuen erkundigte, sagte Ottokar:
    „Er kommt eben aus einer anderen Schule, aber wir werden ihn schon hinkriegen!“
    „Gut. Du bist der Älteste im Zimmer, ich verlasse mich ganz auf dich!“
    Nicht ohne Stolz, vom Rex mit einer so verantwortungsvollen Aufgabe betraut worden zu sein, ging Ottokar darauf zu Bett

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