Die Jungens von Burg Schreckenstein
alle erdenklichen Elektroofen, Höhensonnen und Kochplatten zusammen, um das Abtrocknen der Wände zu beschleunigen.
„Wenn ihr mich fragt, geht Mauersäge noch heute abend zum Rex“, unkte Sonja und packte den verschimmelten Plunder in einen Sack, den Herr Waldmann bereithielt.
„Wieso“, fragte Stephan zurück, „er kann doch dem Alten nicht sagen, daß er die Burg hinter seinem Rücken verscheuern wollte!“
„Warum nicht?“
„Weil er ihm noch nicht gekündigt hat!“
„Dann tut er es jetzt. Jetzt hat er einen Grund“, warf Doktor Waldmann ein, der auf einmal sehr nervös schien.
„Wenn alles trocken und aufgeräumt ist, hat er eben keinen. Und wir haben noch den ganzen Nachmittag Zeit, bis die anderen zurückkommen“, entgegnete Stephan mit unerschütterlicher Ruhe. Und als Sonja immer noch Einwände machte, sagte Ottokar schließlich: „Ich kenne meine Pappenheimer!“ Dadurch wurde auch Stephan klar, daß dieses Zitat aus dem Wallenstein sein mußte und somit von Schiller. Und so fand das Gespräch ein nahezu klassisches Ende.
Ein Gewitter kommt selten allein
Nachmittags kam ein Gewitter und zwang die Ausflügler zu vorzeitiger Umkehr. Strehlau machte zwar einen verzweifelten Ablenkungsversuch, doch der scheiterte an erbsengroßen Hagelkörnern. Die Ritter, bis auf die Haut durchnäßt , wollten nach Hause und nicht ins Museum.
Triefend stapften sie in ihre ebenfalls nicht trockenen Gemächer.
„Gewaltiger Mief hier“, stellte Dampfwalze ärgerlich fest, als er sein Zimmer betrat, und Fritz fügte, auf die nasse Wand deutend, hinzu:
„Der Stephan hat wohl inzwischen Wasserburg gespielt!“
„Oberfaul!“ brummte Werner vor sich hin. Und Mücke, der auch nichts Gutes ahnte, wollte Stephan verteidigen, was ihm jedoch gründlich mißlang .
„Vielleicht hat’s ’reingeregnet“, sagte er etwas unsicher.
„Vier Meter weit ins Zimmer? Du spinnst wohl!“ fuhr Dampfwalze ihn an, froh, gegen ihn losziehen zu können. Denn trotz seiner vielen Muskeln war ihm Mückes heimliche Vorliebe für Stephan längst bekannt.
Die verfrühte Heimkehr hatte das Programm der Verschwörer völlig über den Haufen geworfen. Nur mit größter Mühe war es ihnen gelungen, wenigstens die Heizöfen, Kochplatten und Höhensonnen noch rechtzeitig wegzuschaffen. Stephan und Ottokar taten ganz harmlos. Sie wunderten sich mit ihren Kameraden über den Modergeruch und die feuchten Wände. Aber vielleicht wurde gerade dadurch allen klar, daß sie mehr damit zu tun hatten, als sie Zugaben. Auch Sonja war noch da. Sie hielt sich im Zimmer ihres Vaters auf, was diesen besonders irritierte, da er jeden Moment mit einem Besuch des Rex rechnete. Beim Rex war ja auch noch alles feucht. Also verließ der Doktor schließlich sein Zimmer und Sonja schloß hinter ihm ab. So verging die Zeit bis zum Abendessen in schier unerträglicher Spannung. Endlich schlug Heini den Gong. Doch auch im Eßsaal war die Atmosphäre erdrückend. Trotz der Größe des Raums hielt sich gerade hier der Moderduft besonders zäh. Die Jungens warfen verstohlene Blicke auf Stephan und Ottokar, denen man jetzt doch deutlich anmerkte, wie wenig wohl sie sich fühlten, zumal weder der Rex noch Doktor Waldmann zum Essen erschienen waren.
„Mein lieber Schwan“, sagte Dampfwalze zu seinem Nebenmann, wobei ihm vor Schadenfreude beinahe der Blumenkohl aus dem Mund fiel, „die müssen da ein ganz krummes Ding gedreht haben!“
Als schließlich Gießkanne aufstand, an sein Glas klopfte und verkündete:
„Nach dem Essen ist Schulversammlung im Wohnzimmer“, war das fast eine Erlösung.
Wie immer, standen wir schweigend um den großen Kachelofen herum. Auch hier roch es modrig. Die Lehrer kamen würdevoll herein, stellten sich dazu, und dann wartete alles gespannt auf den Rex. Es dauerte diesmal besonders lange. Kein Zuzeln von Herrn Waldmann, kein Räuspern Schießbudes , nicht einmal das Knarren einer Diele war zu hören. Der Doktor hatte sich vorsichtshalber sofort zu Stephan und Ottokar gesellt. Man wußte ja, was zu erwarten war, und blieb lieber gleich beisammen. Auch der treue Strehlau stand dort, während die übrigen etwas von der Gruppe abrückten.
„Bange machen gilt nicht!“ flüsterte Stephan, da trat der Rex ein und hinter ihm... o Schreck... Mauersäge! Keinen der beiden hatten wir je so böse gesehen.
„In unserer Abwesenheit“, begann der Rex mit einem drohenden Unterton in der Stimme, „in unserer Abwesenheit sind hier
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