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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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bekam sie Gewissensbisse. Ich habe sie getötet, weil sie sich weigerte, mir endlich den Beweis für Colins uneheliche Abstammung in die Hand zu geben. Ursprünglich wollte ich ihr einfach den dürren Hals umdrehen, aber dann dachte ich mir, daß ihr sie vielleicht für Fionas Mörderin halten würdet, wenn sie allem Anschein nach Selbstmord begangen hatte.«
    »Du hast den Knoten unter dem Kronleuchter viel zu fest geknüpft. Sie hätte nicht die Kraft dazu gehabt.«
    Er zuckte die Achseln. »Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ich werde bald fünfzigtausend Pfund in der Tasche haben und höchstwahrscheinlich nach Amerika gehen. Dort bin ich dann ein reicher Mann. Ich habe beschlossen, weder dich noch Colin zu töten, wenn ihr mich nicht dazu zwingt. Ich hasse weder dich noch ihn. Aber vielleicht werde ich euch dennoch umbringen, denn das Töten erregt mich, es macht mich glücklich.«
    »Hast du auch Fiona ermordet?«
    Er nickte mit verträumter Miene. »Ja, und möglicherweise werde ich Colin doch noch ermorden. Er hatte im-mer, was ich haben wollte, obwohl ihm das nie zu Bewußtsein kam. Fiona war ganz verrückt nach ihm, aber er kümmerte sich nicht um sie. Mit ihrer krankhaften Eifersucht hat sie ihn ganz verrückt gemacht. Sie wurde hysterisch, sobald eine andere Frau ihn auch nur ansah. Vere Castle und dessen Bewohner und Pächter waren ihr völlig egal. Für sie zählte nur Colin, und sie wollte ihn zu ihrem Schoßhündchen machen. Er hätte sie einfach verprügeln sollen, das hätte bestimmt geholfen, aber leider hat er das nicht getan, sondern sich einfach von ihr zurückgezogen. Ich habe sie von jeher geliebt und begehrt, aber sie hat mich zurückgewiesen. Ja, Arleth hat mir einen Trank gegeben, den ich in Colins Bier mischen sollte. Nachdem der alte Graf und Malcolm tot waren, wollte sie am liebsten auch alle anderen unter die Erde bringen. Colin trank das Gebräu und verlor das Bewußtsein. Ich habe Fiona den hübschen Hals gebrochen und sie in die Tiefe geworfen. Sie hatte um ihr Leben gebettelt und mir versprochen, daß sie nur noch mich lieben würde, aber ich glaubte ihr nicht. Ich wollte ihr nicht glauben, denn jene seltsame Erregung war übermächtig geworden. Ich mußte sie einfach töten. Danach ging ich sehr geschickt vor — ich legte Colin, der bewußtlos war, dicht an die Felskante. Wenn ich etwas Glück gehabt hätte, wäre er hinuntergefallen, oder aber man hätte ihn wegen Mordes gehängt. Aber leider hatte ich kein Glück.«
    Er verstummte plötzlich, so als hätte ihm jemand den Hahn abgedreht.
    Aber Sinjun mußte unbedingt noch einen Punkt aufklären. »Hast du in London einen Mann gedungen, der Colin ermorden sollte?«
    »Ja, aber der Dummkopf hat Pfusch gemacht. Dann habe ich meinen lieben Vetter im Hause deines Bruders besucht. Leider war er dort in Sicherheit. Wenn er in London gestorben wäre, weit entfernt von Schottland, hätte ich es viel leichter gehabt, doch nun mußte ich mir etwas Neues einfallen lassen. Dein Bruder hat auf meinen anonymen Brief genauso reagiert, wie ich vermutet hatte. Nur dein Verhalten hätte ich unmöglich voraussehen können, Sinjun. Mir wäre nie in den Sinn gekommen, daß du deine große Liebe einfach zur Flucht überreden könntest.«
    Colin hat Robert MacPherson für alles verantwortlich gemacht, obwohl Robbie in Wirklichkeit nur ein paar Schafe gestohlen und ein paar Pächter umgebracht hatte. Allerdings hat er in Edinburgh tatsächlich auf Colin geschossen, aber sogar das hat er verpatzt. Der Dummkopf hat statt dessen dich verletzt. Er muß sich selbst ständig bestätigen, wie böse und grausam er ist. Daran ist nur seine Schönheit schuld. Er hofft, daß die Menschen sein hübsches Gesicht vergessen werden, wenn er sich schurkisch benimmt. Ich habe ihm eingeredet, daß Colin Fiona ermordet hätte, und daß ich es nicht ertragen könnte, wenn Colin ungestraft davonkäme, weil ich seine Schwester geliebt hätte. Letzteres stimmte sogar. Er hat mir geglaubt. Ich habe Robbie eingeredet, daß es seine Pflicht wäre, den Tod seiner Schwester zu rächen.«
    Er gähnte herzhaft. »Ich habe keine Lust mehr zum Reden. Ich habe ohnehin keiner Menschenseele je soviel erzählt wie dir. Wenn du weitere Fragen hast, meine Liebe, kannst du sie vielleicht Gott stellen, sobald du im Himmel bist — falls ich beschließen sollte, dich dorthin zu befördern. Aber eine solche Entscheidung muß man eine Nacht überschlafen.« Er lachte. »Ich glaube, ich werde jetzt

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