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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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die Arme. »Sinjun, ist alles in Ordnung?«
    Sie starrte ihn an. »Wie hast du mich genannt?«
    »Verdammt, ich habe dich gefragt, ob alles in Ordnung sei. Du stinkst schlimmer als jede Ziege.«
    »Colin, du hast mich Sinjun genannt!«
    »Es war ein Versprecher, weiter nichts. In der Aufregung kann so etwas schon passieren. So, MacDuff, wir gehen jetzt alle zusammen in diese Hütte, und dort wirst du mir einige Fragen beantworten müssen.«
    »Zur Hölle mit dir, du gottverfluchte Ausgeburt des Satans! Wie hast du das geschafft? Ich habe doch mit eigenen Augen gesehen, daß du morgens auf Gulliver nach Edinburgh geritten und am frühen Abend wieder zurückgekommen bist. Du kannst unmöglich gewußt haben, daß ich hier bin.«
    Douglas ergriff erstmals das Wort. »Sie haben nicht Colin, sondern mich gesehen. Und was Ihr Versteck betrifft, so hatten wir ein Dutzend kleiner Jungen als Späher eingesetzt, und Jamie hat Sie gesichtet. Alles übrige war ein Kinderspiel.«
    MacDuff starrte Douglas völlig perplex an und wandte sich dann wieder Colin zu. »Ich hätte weder dich noch Sinjun umgebracht. Mein Vater hat mir wenig Geld hinterlassen, und ich wollte weg von hier. Du konntest fünfzigtausend Pfund jetzt ohne weiteres entbehren. Ich wollte nur meinen kleinen Anteil an Sinjuns Vermögen. Alles war Tante Arleths Schuld.«
    »Du hast sie ermordet.« Colins Stimme zitterte vor Wut. »Mein Gott, und ich habe dir vertraut! Mein Leben lang habe ich dir vertraut und dich für meinen Freund gehalten.«
    »Früher war ich das auch. Aber die Zeiten ändern sich eben. Wir sind erwachsen geworden.« Er starrt auf seine Füße und stürzte sich sodann mit einem wilden Schrei auf Colin, riß dessen rechten Arm hoch und preßte ihn so fest an sich, als wollte er ihm durch reine Muskelkraft das Rückgrat brechen.
    Sinjun sprang entsetzt vom Boden auf. Dann löste sich ein Schuß, und sie schrie.
    Langsam, sehr langsam, stemmte sich Colin von MacDuff ab, der zu Boden sank und regungslos liegenblieb.
    Totenstille trat ein. Die nächtlichen Geräusche schienen immer lauter zu werden.
    »Er wußte, daß er uns nicht entkommen konnte«, sagte Douglas nach langem Schweigen. »Er hat ja gesehen, daß auch Ryder und ich bewaffnet waren.«
    »Und wir auch«, betonte Alex.
    Colin starrte auf seinen toten Vetter hinab, den er als Junge geliebt und als Mann stets respektiert hatte. Sein Gesicht verzog sich schmerzhaft, während er zu seiner Frau hinüberblickte. »So viele Menschen sind für mich verloren, so viele ... Hat er dir wenigstens seine Motive erklärt, Sinjun?«
    Sie spürte seinen Schmerz, seine Bitterkeit über den Verrat seines Vetters, und faßte einen Entschluß. Er sollte nicht noch mehr leiden. »MacDuff hat gesagt, er hätte Fiona ermordet, weil sie ihn verschmäht hatte. Und Tante Arleth hat er ermordet, weil sie irgendwie beweisen konnte, daß er Fionas Mörder war. Außerdem befand er sich in finanziellen Schwierigkeiten. Er wollte Schottland verlassen, und dazu brauchte er Geld. Deshalb beschloß er, uns zu schröpfen. Das war alles, Colin.«
    Colin hielt den Kopf gesenkt. »Hat er wirklich keine anderen Gründe für sein Verhalten angeführt?«
    »Nein. Er wollte weder dich noch mich umbringen, und ich glaube, tief im Innern bereute er, so viele Tragödien verursacht zu haben. Ich danke dir und euch allen, daß ihr mich gerettet habt.«
    »Aha«, rief Douglas, »dann behauptest du also nicht, daß es die verdammte Jungfräuliche Braut oder die absurde Perlen-Jane war, die uns hierhergeschickt hat, um deine Haut zu retten?«
    »Nein, diesmal nicht, Bruderherz.« Sie lächelte ihrem Mann zu. Er musterte sie aufmerksam und strich mit den Fingerspitzen über ihr geschwollenes Kinn. »Du siehst schauderhaft aus«, sagte er, »aber ich finde dich trotzdem schön. Tut dein Kinn noch weh?«
    »Nur noch ein wenig. Mir geht es ganz gut. Ich bin nur schmutzig und müde, und dieser gräßliche Sumpfgestank ist unerträglich.«
    »Dann laß uns nach Hause gehen.«
    »Ja«, stimmte Sinjun glücklich zu, »laß uns nach Hause gehen.«
    Zwei Tage später ging Sinjun in Tante Arleths Zimmer. Niemand hatte den Raum betreten, seit sie die Tote gefunden hatten. Nichts deutete darauf hin, daß hier eine Tragödie stattgefunden hatte, aber das Personal machte sogar um die Tür einen weiten Bogen.
    Sinjun sah sich aufmerksam um und entdeckte Anzeichen dafür, daß MacDuff hastig nach dem Beweis für Colins Illegitimität gesucht hatte;

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