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Die Jungfernbraut

Titel: Die Jungfernbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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den Eindruck eines harten Mannes. Ich meine, er sieht so aus, als würde er vor nichts zurückschrecken, um seine Ziele zu erreichen.«
    »Alex, das kannst du doch unmöglich wissen, ohne auch nur ein Wort mit ihm gesprochen zu haben. Ich werde dir für zwei Tage alle Kleider wegnehmen, wenn du nicht sofort aufhörst, dummes Zeug zu reden.«
    »Ich habe doch gar nichts gesagt, Douglas.«
    »Er ist groß und sieht eigensinnig und hart aus. Wirklich ein großartiger Ansatzpunkt für meine Erkundigungen.«
    »Du wirst feststellen, daß ich recht habe.« Sie lachte, und er spürte ihren warmen Atem an seiner Schulter. »Mein Vater verabscheut die Schotten. Hoffentlich teilst du seine Gefühle nicht.«
    »Nein, das tu ich nicht. Sinjun hat mir erzählt, daß sie einander noch nicht vorgestellt worden sind.«
    »Ich wette, daß sie das bald irgendwie bewerkstelligen wird. Du weißt ja, wie erfinderisch sie ist.«
    »In der Zwischenzeit werde ich versuchen, möglichst viel über diesen schottischen Edelmann herauszufinden. Hmmm, hart und eigensinnig .. . hoffentlich kein brutaler Kerl!«
    Am nächsten Abend hätte Sinjun in ihrem Schlafzimmer tanzen mögen. Douglas ging mit ihr und Alex zu einer Macbeth-Aufführung im Drury Lane Theatre. Als Schotte, der bestimmt jede Menge Cousins namens McSowieso hatte, würde Colin Kinross dieser Premiere bestimmt ebenfalls beiwohnen. Bestimmt, ganz bestimmt! Aber was, wenn er nun in Begleitung einer Dame erschien? Was, wenn er ... Sie verdrängte diese trüben Gedanken. Eine ganze Stunde hatte sie auf ihre Toilette verwandt, und ihre Zofe Doris hatte beifällig gelächelt, während sie ein hellblaues Samtband durch Sinjuns Haare schlang. »Es hat genau die Farbe Ihrer Augen, Mylady. Sie sehen wunderschön aus.«
    Sie sah wirklich nicht unattraktiv aus, dachte Sinjun, während sie sich ein letztes Mal im Spiegel betrachtete. Sie trug ein dunkelblaues Seidenkleid mit einem helleren Überrock, kurzen Puffärmeln und einer hellblauen Samtschärpe unterhalb der Brüste. Der Ausschnitt war bedauerlicherweise mehr als dezent, weil Douglas in dieser Hinsicht sehr strenge Vorstellungen von Schicklichkeit hatte, aber insgesamt sah sie wirklich sehr passabel aus, groß und schlank und modisch blaß.
    Sie sah ihren Schwarm erst in der Pause. Im Foyer des Drury Lane Theatre drängte sich die High Society, mit Juwelen behängt, von deren Erlös man mühelos ein Dutzend englischer Dörfer ein Jahr lang hätte ernähren können. Lautes Stimmengewirr und Gelächter erfüllte die Halle, und es war sehr heiß. Einige Besucher wurden mit tropfendem Wachs von den Hunderten Kerzen in den riesigen Kronleuchtern befleckt. Douglas entfernte sich, um Champagner für Alex und Sinjun zu holen, und als Alex von einer Freundin angesprochen wurde, hatte Sinjun Zeit, nach ihrem Schotten Ausschau zu halten. Zu ihrem größten Entzücken entdeckte sie ihn kaum zweieinhalb Meter hinter sich. Er unterhielt sich mit Lord Brassley, einem von Ryders Freunden. Brass — so sein Spitzname — war ein Weiberheld und ein gutmütiger Kerl; es hieß von ihm, daß er seine Frau mit mehr Luxus umgebe als seine Mätressen.
    Sinjun fühlte sich magisch angezogen. Wie in Trance ging sie auf Colin Kinross zu, stieß mit einem stattlichen Herrn zusammen, entschuldigte sich automatisch und setzte unbeirrt ihren Weg fort. Als nur noch ein knapper Meter sie voneinander trennte, hörte sie ihn lachend zu Lord Brassley sagen: »Du lieber Himmel, Brass, was soll ich bloß machen? Es ist wirklich schlimm — ich habe noch nie im Leben soviel dumme Gänse auf einmal gesehen, schnatternde, kichernde, flirtende Gänse, die einem schmachtende Blicke zuwerfen. Verdammt, das Schicksal ist mir wirklich nicht hold! Ich muß unbedingt eine reiche Erbin heiraten, um die Suppe auslöffeln zu können, die mein verschwenderischer Vater und mein nicht minder nichtsnutziger Bruder mir eingebrockt haben, aber sämtliche weiblichen Wesen, die meinen finanziellen Erfordernissen entsprechen, sind ansonsten einfach grauenhaft.«
    »Ah, mein lieber Freund, aber es gibt durchaus auch sympathische Frauen«, lachte Lord Brassley, »Frauen, die man nicht heiratet, sondern nur genießt. Frauen, mit denen man sich nach Herzenslust amüsiert. Ich glaube, du könntest etwas Entspannung wirklich gut gebrauchen, Colin.« Er schlug Kinross auf die Schulter. »Was die reiche Erbin betrifft, mein Junge, so mußt du etwas Geduld haben.«
    »Ha, Geduld! Jeder Tag bringt mich dem

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