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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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war!
    Als sie das Schloß erreichten, war die ganze Bewohnerschaft desselben bereits versammelt, um die Ankömmlinge zu empfangen. Kurt wurde wie ein Kind des Hauses willkommen geheißen, und Mylungen erhielt ganz dieselbe Herzlichkeit entgegengebracht. Beide küßten den drei Damen die Hände und erhielten von Allen freundliche Vorwürfe darüber, daß sie den Tag ihrer Ankunft falsch angegeben und dadurch einen andern Empfang unmöglich gemacht hatten. Dann bemächtigte sich Kunz ihrer, um ihnen ihre Zimmer anzuweisen.
    Die drei Schwestern saßen dann im Salon beisammen.
    »Also kein Admiral!«
    »Und kein Kapitän!«
    »Auch kein Lieutenant!«
    »Aber ein Graf!«
    »Und was für Einer!«
    »Dieser Wuchs!«
    »Diese Augen!«
    »Diese Stimme! Schade, daß er nicht einige Jahre älter ist!«
    »Wie müßte er sich ausnehmen, wenn er in den Jahren des Herrn Lieutenant von Wolff stände.«
    »Besser noch als der Lieutenant.«
    »Natürlich! Er scheint jetzt noch etwas schüchtern zu sein; wenigstens war der Handkuß kaum zu fühlen.«
    »Vielleicht haben wir einen imponirenden Eindruck auf ihn gemacht!«
    »Oder ihn gar zurückgestoßen und beleidigt. Dein Auge war so streng, liebe Wanka.«
    »Blos prüfend, liebe Freya; aber Deine Haltung war etwas sehr reservirt.«
    »Das scheint blos so, weil ich länger bin als Ihr. Den größten Fehler hat Zilla gemacht.«
    »Ich? Welchen?« frug die Purpurne.
    »Du blicktest auf Kurt, als der Graf Dich begrüßte.«

    »Davon ist mir nichts bewußt. Aber sollten wir je einen üblen Eindruck auf ihn hervorgebracht haben, so ist es unsere Pflicht, denselben sofort wieder zu verwischen.«
    »Wodurch?«
    »Wir bemächtigen uns seiner und geben ihn nicht eher wieder frei, als bis er zeigt, daß er vollständig ausgesöhnt ist.«
    »Aber auf welche Weise soll diese Bemächtigung vorgenommen werden?«
    »Nur keine Gewaltmaßregeln, liebe Schwestern!«
    »Nein; die Liebe allein soll siegen. Wir laden ihn zu einem Spaziergange ein.«
    »Nicht interessant genug,« erklärte Freya. »Wir lassen satteln, liebe Wanka.«
    »Satteln?« rief die dicke Zilla. »Ausreiten wollt Ihr? Bewahre! Ihr wißt ja, daß ich nicht reite. Uebrigens könnt Ihr dem Grafen ja gar nicht zumuthen, nach einer Reise, wo er der Ruhe bedarf, sogleich wieder zu reiten.«
    »Das ist wahr! Aber wie bemächtigen wir uns denn sonst noch seiner?«
    »Ich weiß es!« erklärte Zilla.
    »Nun?«
    »Wir laden ihn zur Chokolade.«
    »Richtig! Auf diesen Gedanken konnten wir ja sofort gleich kommen!«
    »Aber wer bringt ihm die Einladung?«
    »Ich!«
    »Nein, ich!«
    »Ich!« meinte Zilla. »Der Gedanke ist von mir, folglich habe ich den Vorzug vor Euch.«
    Freya handelte diplomatisch:
    »Schickt es sich überhaupt, daß wir die Einladung selbst überbringen?«
    »Eigentlich nicht!«
    »Unverheirathete Damen! Denkt Euch! Man müßte doch auf sein Zimmer gehen!«
    »Allerdings. Das geht nicht. Das Mädchen mag es besorgen.«
    »Von einem Dienstmädchen eingeladen werden? Könnte ihn dies nicht beleidigen?«
    »Wahrhaftig! Aber wie denn anders? Wir nicht und das Mädchen auch nicht.«
    »Ich hab’s!« meinte Zilla.
    »Was?«
    »Wir sagen es Kurt, der mag ihn mitbringen.«
    »Richtig. Laßt uns sofort zu Kurt schicken!«
    Nach einigen Minuten stand dieser im Salon vor den Schwestern. Freya bemächtigte sich des Wortes: »Lieber Kurt, willst Du uns wohl einen Gefallen thun?«
    »Jeden, liebe Tante.«
    »Ich glaube, daß wir Drei Deinen Freund recht sehr beleidigt haben.«
    »Ah? Wodurch?«
    »Wanka hat ihn jedenfalls ein wenig zu finster angesehen.«
    »Habe nichts davon bemerkt.«
    »Ich selbst habe meine Stellung vielleicht etwas zu stolz gehalten.«
    »Habe nichts bemerkt.«
    »Und Zilla hat gar auf Dich gesehen, während er sie so höflich begrüßte.«
    »Nichts bemerkt.«
    »Aus dem Allen geht hervor, daß wir ihm eine Satisfaktion zu geben haben.«
    »Ah, schön! Aber welche?«
    »Wir müssen uns seiner bemächtigen – –«
    »Vortrefflich!«
    »Um allen Groll und alle Feindseligkeit aus seinem Herzen zu verscheuchen.«
    »Welch gute liebe Tanten ich habe!«
    »Ja, das soll auch der Graf erfahren. Du sollst ihn in unserem Namen einladen.«
    »Wozu?«
    »Zu einer Tasse Chokolade.«
    »Wo und wann?«
    »In unserem Damensalon, und zwar jetzt gleich. Die Chokolade muß fertig sein.«
    »Ich werde ihn Euch sofort schicken.«
    »Schicken? Und Du?«
    »Es war bisher ja nur von ihm die Rede!«
    »Du kommst natürlich mit; es würde

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