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Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gerade wie scharfe Seife!« entgegnete Wanka.
    »Nein,« entschied Zilla, »gerade wie – wie – wie – –«
    »Tabak!« fiel Kurt ein.
    »Ja, wie Tabak!« stimmte das Damenterzett bei.
    Es wurde gekostet und wieder gekostet, und das Resultat blieb, daß sich Tabak in der Chokolade befinde. Aber wie war derselbe hineingekommen? Die drei Schwestern befanden sich dem Grafen gegenüber in einer schauderhaften Verlegenheit und riefen die Köchin herbei, mit welcher allsogleich ein sehr strenges Verhör angestellt wurde. Dieses letztere blieb leider ohne Erfolg, bis Freya den Inhalt der Kanne untersuchte und eine Chokoladenhaut hervorzog, welche man als Papier erkannte. Es war von Holzstoff gefertigt und hatte also der Flüssigkeit leidlich widerstanden.

    Die beiden Kadetten belustigten sich über das Vorkommniß und beruhigten die Damen.
    »Laß mich das Papier näher untersuchen,« meinte Kurt. »Vielleicht entdecke ich etwas, was mich auf die Fährte bringt, liebe Tante.«
    Er legte das Corpus delicti auf einen Teller und wandte es herum und hinum.
    »Diese Sorte Papier und diese Form kenne ich sehr genau. Wenn die Flüssigkeit die Schrift nicht ausgesogen hätte, könnten wir hier ganz sicher lesen: ›Aechter reiner Portorikoschnitt.‹ Und wer solchen hat, das wissen wir Alle.«
    »Wer?« frug Freya.
    »Kunz.«
    »Der, ja der ist es gewesen. Kein Anderer hätte so etwas gethan. Anna – – ah, jetzt fällt mir ein – wie steht es mit den Pfeifen?«
    »Sie sind umgewechselt,« antwortete das Mädchen.
    »Ob er etwas bemerkt hat?«
    »Nicht das mindeste.«
    »So ist es nicht Rache, sondern die reinste Gottlosigkeit, uns Tabak in die Chokolade zu thun, während wir so liebe Gäste bei uns haben. Hole den Menschen gleich herbei, Anna!«
    Das Mädchen entfernte sich und brachte nach wenigen Augenblicken Kunz getrieben. Dieser trat mit der unbefangensten Miene ein, nachdem er den Lieblingshund Hektor, welcher mit herein wollte, zurückgewiesen hatte. Freya stand wie eine Rachegöttin vor ihm. Mit gebieterischer Miene reichte sie ihm die gefüllte Tasse hin.
    »Trinke Er das hier einmal!«
    »Was ist es denn?«
    »Chokolade.«
    »Schön! Prosit!«
    Er führte die Tasse zum Munde und that einen tüchtigen Schluck aus derselben.
    »Schmeckt es?«
    »Sehr gut, gnädiges Fräulein. Verstanden?«
    »Und Er merkt nichts?«
    »Was soll ich merken? Hat die Chokolade einen Fehler?«
    »Und was für einen! Koste Er noch einmal!«
    Er that einen zweiten Zug und schüttelte dann mit dem Kopfe.
    »Bin kein großer Feinschmecker. Es wird wohl zu viel Zucker daran sein.«
    »Zu viel Zucker? Mein Gott, hat dieser Mann eine Zunge! Er schmeckt wirklich nichts?«
    »O ja.«
    »Was denn?«
    »Die Chokolade. Verstanden?«
    »Aber es ist noch etwas Anderes daran!«
    »Was denn?«
    »Tabak!«
    »Tabak? Hm! Sonderbare Leute! Tabak an die Chokolade! Das ist doch gerade so ein Unsinn, als wenn ich Chokolade an meinen Tabak thun wollte!«
    »Was raucht Er denn für eine Sorte?«
    »Rollenknaster mit ein wenig Portoriko. Verstanden?«
    »Und wie bekommt Er den Portoriko?«
    »In Päckchen.«
    »Von Papier?«
    »Von Papier.«
    »Wohl in solchem Papiere, he?«
    Sie hob das Corpus delicti empor und hielt es ihm vor die Nase.
    »Hm, ja, in solchem Papier, nur daß es da nicht von Chokolade trieft. Verstanden?«
    »Und warum trieft es jetzt, he? Kann Er mir das.wohl sagen?«
    »Ich denke.«
    »Nun?«
    »Weil es voll Chokolade ist.«
    »Und warum ist es voll? Wer hat es in die Chokolade geworfen, he?«
    »Nun, wer denn?«
    »Er! Kein anderer als Er!«
    »Ich! Wie käme ich dazu?«
    »Aus Schlechtigkeit!«
    »Ich? Wunderbar! Ich denke, Sie haben den Tabak an die Chokolade gemacht, damit sie nach ihm schmecken soll, und nun wirft man mir mit Schlechtigkeiten in das Gesicht!«
    »Ja, schlecht ist Er und boshaft dazu! Er raucht Portoriko, Portoriko ist in der Chokolade, folglich hat Er sie hineingeworfen. Ich werde mit dem General darüber reden.«
    »Thun Sie das, mein gnädiges Fräulein. Verstanden? Der Herr General weiß ganz genau, daß ich eine alte gute Seele bin, die kein Wässerchen trübt.«
    »Kein Wässerchen? Nein, aber die Chokolade trübt Er, und noch dazu heut!«
    »Hören Sie, Fräulein, wenn Sie vernünftig mit mir sprächen, könnte ich Ihnen vielleicht den Thäter bezeichnen. Ich habe ihn gleich nach vollbrachter That entdeckt.«
    »Nun, wer ist es?«
    »Die That ist jedenfalls nur geschehen, um mich in ein schlimmes Licht zu

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