Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Juweleninsel

Die Juweleninsel

Titel: Die Juweleninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
ja auffällig sein ihn allein zu laden.«
    »So komme ich also mit. Ich eile, hebe Tanten, und werde ihn sogleich bringen.«
    Er hielt sein Wort mit solcher Geschwindigkeit, daß die beiden Kadetten den Damensalon betraten, noch ehe das Service aufgetragen war. Freya hatte ihr Kätzchen auf die Chaise-longue gelegt, um die Chokolade mit eigener Hand zu besorgen. Mylungen war so aufmerksam es zu streicheln.
    »Sie lieben die Katzen?« frug Zilla in ihrem freundlichsten Tone.
    »Ja, wenn sie eine gute Erziehung genossen haben, gnädiges Fräulein.«
    »Und wohl auch die Hunde?«
    »Ein Seemann hat weder Zeit noch Raum für diese Thiere.«
    »So begegnen wir uns in unserer Aversion gegen diese rüden Thiere. Sehen Sie dagegen meine Mimi! Wie nett, wie sauber, wie niedlich und zärtlich.«
    »Einer solchen Herrin gegenüber möchte man zärtlich werden, auch ohne ein Eichkätzchen zu sein.«
    Dies war gewiß die erste Galanterie des jungen Mannes einer solchen Dame gegenüber. Kaum waren ihm die Worte entfahren, so fühlte er auch, wie dumm er gesprochen habe. Glücklicher Weise aber wurde sein Kompliment im höchsten Grade gnädig aufgenommen; denn Zilla nickte ihm freundlich zu und Wanka beeilte sich, womöglich auch,eine solche Höflichkeit gesagt zu erhalten. Sie reckte ihm ihr Meerschweinchen über die Tafel hinüber entgegen.
    »Nehmen Sie einmal dieses Thierchen in die Hand, lieber Graf!«
    Er griff zu.
    »Wie weich!«
    »Sehr!« stimmte er bei.
    »Und bescheiden!«
    »Sehr!«
    »Anspruchslos!«
    »Sehr!«
    »Demüthig.«
    »Sehr!«
    »Bitte, streicheln Sie es einmal! Wie elektrisch es einen dabei durchzuckt.«
    »Höchst elektro-magnetisch!«
    »Diesem Thierchen gehört eigentlich Ihre höchste Sympathie!«
    »Ganz natürlich.«
    »Sie sind Seemann – –«
    »Erst Kadett, meine Gnädige.«
    »Wenn auch. Aber Sie geben zu, daß zwischen einem Seemanne und einem Meerschweinchen stets ein zärtliches Verhältniß obwalten sollte. See und Meer ist doch ganz ein und dasselbe.«
    »Versteht sich! Daher liebe ich diese Thiere auch ganz außerordentlich.«
    »Wirklich, mein lieber Graf?«
    »Ja, und noch mehr: Ich habe diese Thierchen sogar eingehend studirt. Der Zoolog nennt sie Cavia oder auch Anoema nach dem großen Cuvier. Es gibt mehrere Untergattungen, nämlich Cavia cobaya oder Cavia porcellus, Cavia aperea und Cavia rupestris.«
    »Hörst Du, Zilla, der Graf liebt die Meerschweinchen und nennt sie sogar griechisch und hebräisch. Zu welcher Gattung gehört denn dieses hier, mein lieber Herr?«
    »Ihr Name ist Wanka, mein gnädiges Fräulein?«
    »Ja.«
    »So würde ich, wenn ich Naturforscher wäre, diese Gattung Cavia Wankalis nennen oder Cavia Cupida, das heißt nämlich Liebesschweinchen.«
    »Liebesschweinchen, Cavia Cupida! Ja, Cupido war ja der Gott der Liebe. Hörst Du, Zilla, welche Sorte von Schweinchen ich habe. Graf, behalten Sie es immerhin auf Ihrem Schooße. Ich gebe es sonst niemals aus der Hand, Ihnen aber will ich es gern anvertrauen.«
    Jetzt kehrte Freya aus der Küche zurück. Ihr folgte die Zofe, welche die Chokolade trug. Es wurden die Tassen gefüllt und Biskuits herumgereicht.
    »Graf, trinken Sie überhaupt Chokolade?« frug Freya. »Die Herren lieben gewöhnlich die Süßigkeiten nicht.«
    »Ich trinke sogar den Wein nicht so gern wie die Chokolade, mein Fräulein.«
    »Sagen Sie das nicht aus Höflichkeit?«
    »Nein; das werde ich Ihnen beweisen, indem ich die Tasse zuerst ergreife.«
    Er nahm die Tasse, brachte sie an die Lippen und that einen Schluck, zog sie aber sogleich mit einem sehr erstaunten Gesichte vom Munde wieder fort.
    »Was ist Ihnen, Graf? Schmeckt die Chokolade nicht?«
    »Am Gegentheile, ganz vorzüglich; aber sie ist denn doch etwas zu heiß.«
    Da tauchte Freya ihr Biskuit ein und führte es zum Munde. Beim ersten Biß zog sie die Zähne auseinander, als hätte sie in eine Kreuzspinne gebissen.
    »Was ist das mit den Biskuits? Wanka, Zilla, versucht sie doch einmal!«
    Die Beiden tauchten ein und kosteten.
    »Abscheulich! Was hat da der Bäcker hineingebacken?«
    Kurt, der auch hatte trinken wollen, lächelte höchst vergnügt und stieß den Grafen an.
    »Tantchen, das ist nicht das Biskuit, sondern die Chokolade. Kostet sie doch einmal!«
    In höchster Eile fuhren die Tassen an die verschiedenen Lippen.
    »Brrr!« machte Freya.
    »Fi!« kreischte Wanka.
    »Abscheulich!« rief Zilla.
    »Was ist das für ein Geschmack?« frug Freya. »Gerade wie Theer!«
    »Nein,

Weitere Kostenlose Bücher