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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Trainingsanzüge. Holly sah zwei gebrechlich anmutende ältere Männer neben Henry - einer trug eine weite Hose und ein rotes Polohemd, und bei dem anderen fiel ihr ein weißes Hemd samt Fliege auf - und eine verschmitzt wirkende Frau mit schneeweißem Haar und in einem rosaroten Kostüm. Die gegenwärtige Runde neigte sich gerade ihrem Ende entgegen, und auf der Tischmitte hatten sich hohe Stapel aus blauen Kunststoffchips gebildet. Holly wollte die Spieler nicht unterbrechen und wartete. Mit dramatischen Gesten zeigten sie ihre Karten, und die Frau - sie hieß Thelma - jubelte laut, strich den Gewinn ein und lächelte hämisch, als die Männer gutmütig ihre Ehrlichkeit in Frage stellten.
    Schließlich trat Holly näher und stellte sich Henry Ironheart vor, ohne sich als Jims Verlobte zu bezeichnen. »Wenn Sie einige Minuten Zeit für mich haben - ich würde gern mit Ihnen sprechen.«
    »Lieber Himmel, Henry!« entfuhr es dem Mann im Polohemd. »Sie könnte deine Enkelin sein!«
    »Er war schon immer ein alter Perverser«, kommentierte der Mann mit der Fliege.
    »Ich bitte dich, Stewart«, sagte Thelma und wandte sich an Mr. Fliege. »Henry ist durch und durch Gentleman und war nie etwas anderes.«
    »Meine Güte, Henry, bis heute abend bist du bestimmt wieder verheiratet!«
    »Was bei dir gewiß nicht der Fall sein wird, George«, kommentierte Thelma. »Was mich betrifft …« Sie zwinkerte bedeutungsvoll. »Eine Heirat muß nicht unbedingt dazugehören.«
    Sie lachten, und Holly sagte: »Offenbar habe ich nicht die geringsten Chancen.«
    »Thelma bekommt praktisch immer, was sie will«, erwiderte George.
    Holly beobachtete, wie Stewart nach den Karten griff und sie mischte. »Ich möchte Sie nicht stören.«
    »Oh, keine Sorge«, entgegnete Henry. Nach dem Schlaganfall lallte er ein wenig, aber Holly konnte ihn ohne Schwierigkeiten verstehen. »Wir legen einfach eine Toilettenpause ein.«
    George hob den Kopf. »Wenn wir in unserem Alter die Toilettenpausen nicht aufeinander abstimmen, säßen nie mehr als zwei von uns am Tisch.«
    Die anderen lenkten ihre Rollstühle durchs Zimmer. Holly zog sich einen Stuhl heran und nahm neben Henry Ironheart Platz.
    Er war nicht mehr der so vital wirkende und kräftige Mann, den sie letzten Abend auf dem Foto im Wohnzimmer des Farmhauses gesehen hatte, und unter anderen Umständen wäre es vielleicht sehr schwer gefallen, ihn als Jims Großvater zu erkennen. Durch den Schlaganfall war die rechte Körperhälfte geschwächt, wenn auch nicht gelähmt, und die meiste Zeit über preßte er den entsprechenden Arm an die Brust wie ein Tier, das die verletzte Pfote zu schonen versuchte. Er hatte stark abgenommen, und sein Gesicht wirkte fast ausgezehrt, obgleich die Haut eine gesunde Farbe zeigte. Die Muskeln in der rechten Wange waren auffallend schlaff, und dadurch sahen die Gesichtszüge irgendwie schief aus.
    Henrys Erscheinungsbild und seine Artikulationsprobleme hätten in Holly sicher Niedergeschlagenheit darüber geweckt, was den Menschen an seinem Lebensende erwartete - wenn nicht die Augen dieses alten Mannes gewesen wären. Darin kam eine starke, ungebeugte Seele zum Ausdruck. Außerdem trotz seiner Behinderung sprach er wie ein sehr intelligenter und humorvoller Mann, der dem Schicksal auf keinen Fall die Genugtuung geben wollte zu verzweifeln. Wenn überhaupt, so verfluchte er seinen unzulänglichen Körper nur, wenn ihn niemand hörte und sah.
    »Ich bin mit Jim befreundet«, sagte Holly.
    Henrys Lippen deuteten ein schiefes >Oh< an, das auf Überraschung hinwies. Zunächst schien er nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte, doch dann fragte er: »Wie geht es ihm?«
    Holly entschied sich für die Wahrheit. »Nicht besonders gut. Er hat große Probleme.«
    Henry wandte den Blick von ihr ab und betrachtete die Pokerchips auf dem Tisch. »Ja«, sagte er leise.
    Holly hatte sich ihn fast als ein menschliches Ungeheuer vorgestellt, das Kinder mißhandelte und zumindest teilweise für Jims Flucht vor der Realität verantwortlich war. Doch diese Beschreibung traf auf Henry nicht zu.
    »Ich wollte Sie kennenlernen und mit Ihnen reden, weil Jim und ich mehr sind als nur Freunde. Ich liebe ihn, und er erwidert meine Gefühle. Ich hoffe, daß uns ein langes gemeinsames Leben bevorsteht.«
    Überrascht beobachtete sie Tränen, die aus Henrys Augen rannen und in den Falten des alten Gesichts winzige Perlen bildeten.
    »Es tut mir leid. Ich wollte Sie nicht aus der Fassung

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