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Die Kälte in dir (German Edition)

Die Kälte in dir (German Edition)

Titel: Die Kälte in dir (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Kern
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des kalten Wassers machte ihn zappelig.
    »Ich kenne Bianca, sie hat mit Sicherheit nichts genommen. Sie war nur etwas zu neugierig …«
    Kristina und Finckh sahen sich an, während sie auf die Fortsetzung warteten.
    »Man hat sie entlassen, weil Osswald behauptete, sie hätte ihm eine Uhr gestohlen. Sie konnte nicht das Gegenteil beweisen.«
    »Und er war der Kunde«, murmelte Kristina.
    »Danach haben Sie ihre Aufgaben übernommen?«, folgerte Finckh.
    »Es ist nicht meine einzige Putzstelle«, verteidigte sie sich. »Es gibt bessere.«
    »Klingt so, als bereuten Sie es, die Villa sauber zu halten?«
    »Diese Einsamkeit würde mich auf Dauer krank machen. Ich war froh, nur tagsüber dort sein zu müssen«, erklärte sie und stellte die Flasche auf der Anrichte ab. Sie holte drei Gläser aus dem Schrank über der Spüle, verteilte das Wasser darin und setzte je ein Glas vor ihnen ab.
    Kristina und Finckh tranken, während Ilona Piecek ihre Erfrischung unberührt ließ.
    »Warum sagen Sie das?«
    »Der Wald und diese Abgeschiedenheit waren mir unheimlich. Im Winter war es besonders schlimm, wenn der Schnee dazukam und es früh dunkel wurde. Da habe ich mich immer besonders beeilt.«
    »Hatten Sie den Eindruck, dass Egon Osswald sich vor etwas fürchtete?«
    Und dich mit dieser Paranoia ansteckte
, lag es Kristina auf der Zunge, doch sie hütete sich, es laut zu äußern.
    »Er war komisch und reserviert. Aber Angst, ich weiß nicht …«
    »Waren Sie jemals im Keller?«, fragte Kristina, nachdem sie ihr Glas geleert hatte.
    »Osswald hatte strikte Regeln. Eine davon lautete: Im Keller wird nicht geputzt!«
    Kristina hatte vorerst genug gehört. Ilona Piecek sagte zu, zur Erfassung ihrer Fingerabdrücke ins Präsidium zu kommen. Dann brachte sie Kristina und Finckh zur Tür, als wolle sich die Frau versichern, dass sie auch wirklich gingen.
    »Schließen wir sie von der Verdächtigenliste aus?«, fragte Finckh, nachdem er sich hinter das Lenkrad gewuchtet hatte.
    »Sie sieht zäh aus. Durchaus in der Lage, eine Axt zu schwingen«, sagte Kristina. »Für eine kurze Weile hatte ich den Eindruck, sie gesteht alles, aber dann war der Moment dahin. Was hätte sie für ein Motiv gehabt?«
    »Vielleicht war sie doch im Keller, so wie diese neugierige Bianca? Das hätte durchaus eine Lüge sein können, weil sie Beistand im Herrgottswinkel gesucht hat.«
    »Genau wie bei der Frage nach dem Gärtner.«
    Finckh stimmte ihr zu. Der Gärtner konnte sich nicht mehr um das Anwesen gekümmert haben, seit der Besitzer tot hinter dem Schuppen lag. Davon zeugten nicht nur die vertrockneten Pflanzen. Er wäre über Osswald gestolpert. Oder die Leiche seines toten Arbeitgebers hatte ihn so sehr in Panik versetzt, dass er stillschweigend ferngeblieben war. Sie mussten diesen Mann finden.
    Finckh startete den Wagen und scherte aus der Parklücke aus, während Kristina das Handy aus der Tasche fischte. Der Anruf in Abwesenheit kam von Sampo, und sie drückte auf Rückruf.
    »Wir haben die Inhalte des Computers«, sagte er, kaum dass die Verbindung stand.
    Kristina stellte den Lautsprecher an und drehte das Mobiltelefon in Finckhs Richtung. »Leg los!«
    »Es gibt Listen. Namen, Adressen, Telefonnummern, Geburts- und gegebenenfalls Sterbedaten. Dazu ein paar kryptische Anmerkungen, alles sehr akribisch geführt. Nach einem ersten oberflächlichen Abgleich stimmen einige Namen mit den Todesanzeigen überein.«
    »Wie umfangreich ist diese Liste?«, fragte Finckh, während sie Fellbach verließen und den knappen Kilometer übers Schmidener Feld zurück Richtung Waiblingen rollten.
    »Über 1 3 000 Personen. Ich will mir nicht ausmalen, was das für uns bedeutet.«
    »Osswalds Liste«, murmelte Finckh unheilschwanger.
    »Wir sind gleich da«, verkündete Kristina und trennte die Verbindung.
    Sie senkte die Seitenscheibe ab und genoss den Fahrtwind, auch wenn er keine kühlende Wirkung hatte. Vorerst reichte es, um für ein paar Sekunden den Kopf freizubekommen.
    Zurück auf null. Die Gedankenkonstruktion neu errichten, in der Hoffnung, dass die Architektur tragfähig blieb.
    Nach dem Ortschild im Waiblinger Süden kam ihnen Sirenengeheul entgegen. Trotz der grünen Ampel waren sie gezwungen anzuhalten, und augenblicklich drängte die Hitze zurück in den Innenraum. Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr schossen vor ihnen über die Kreuzung. Aus dem Industriegebiet rechts der Einfallstraße stieg Rauch auf.
    »Der Wertstoffhof«, mutmaßte

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