Die Kälte in dir (German Edition)
schlug umgehend Alarm. Weiter ist ihm nichts Verdächtiges aufgefallen. Aber er ist dermaßen aus dem Häuschen, wir sollten noch einmal mit ihm sprechen, wenn er sich beruhigt hat. Wobei ich nicht viel Hoffnung hege, dass er noch mehr zur Klärung der Sachlage beisteuern kann«, berichtete sie.
Vom Verwaltungsgebäude kam ein schlanker Mann im Anzug über den Hof auf sie zu.
»Franz Schweizer«, stellte er sich vor. »Abfallwirtschaft Waiblingen.«
»Sie sind der Verantwortliche?«, fragte Kristina, während sie sich aus der feuerfesten Jacke schälte.
Schweizer nickte.
»Wie lange war gestern hier geöffnet?«
»Gestern gar nicht, zuletzt am Mittwoch bis halb sieben. Der Wertstoffhof sollte heute wieder um zwölf öffnen.« Er sah auf die Uhr, als hege er die Hoffnung, dass dies auch der Fall sein würde.
»Kann jemand während der Öffnungszeiten die Leiche in einen Karton verpackt und dort hineinverfrachtet haben?«
Schweizer blickte demonstrativ zu der zweieinhalb Meter hohen Metallstiege neben dem Container hinüber, die man erklimmen musste, um den Abfall hineinzuwerfen. »Wäre dem Personal sicherlich aufgefallen. Meine Mitarbeiter sind dazu angehalten, die Leute darauf hinzuweisen, nur zusammengefaltete Kartonagen zu entsorgen.«
Kristina musste dem Mann mit dem akkuraten Seitenscheitel recht geben. Eine Person allein wäre schwerlich imstande gewesen, einen Toten unauffällig über die Treppe und hinein in den Auffangbehälter zu wuchten. Selbst wenn das Opfer eine Frau von rund fünfzig Kilo war. Falls sich die Entsorgung der Leiche so zugetragen hatte, dann zu einem Zeitpunkt, an dem es keine Zuschauer gegeben hatte.
»Gibt es neben dem Tor noch einen weiteren Zugang zum Gelände?«, wollte Kristina wissen.
»Wir haben noch eine Tür hinten bei den Büros. Aber da kommt man nur mit einer Schlüsselkarte rein und muss durch das gesamte Gebäude.«
»Was ist mit dem Zaun?«
»Rundherum, zwei Meter zwanzig hoch, Stacheldrahtkrone. Wir haben vor ein paar Jahren aufgerüstet, als das mit dem Müllklau überhandnahm.«
»Kameras?«
»Das war der Verwaltung dann doch zu teuer, aber ein Wachdienst dreht regelmäßig seine Runde«, klärte Schweizer sie auf.
»Vom Wachdienst kam keine Meldung«, hakte Sonja ein. »Das habe ich vorhin telefonisch abgefragt. Die letzte Runde im Industriegebiet wurde von denen um halb vier gedreht.«
»Der Brand brach definitiv später aus«, ergänzte der Feuerwehrkommandant.
»Kommt oft was über Nacht weg?«, wandte Kristina sich wieder an Schweizer.
»In der Regel passen die von der Müllmafia die Leute während der Öffnungszeiten auf der Straße ab. Falls sich einer darauf einlässt und anhält, nehmen sie mit, was sie brauchen können, bevor es überhaupt auf das Gelände des Wertstoffhofs gelangt.«
»Und wenn nicht?«
»Es geht den Dieben in erster Linie um Elektronik. In den Altgeräten steckt eine Menge Geld, wenn man versteht, sie gezielt auszuschlachten. Wir führen nicht Buch darüber, was abgeliefert wird, aber es ist anzunehmen, dass nicht alles davon an die vorgesehenen Stellen gelangt.«
»Wie kommen die Mülldiebe aufs Gelände?«
»Ein Zaun allein ist kein Hindernis«, gestand Schweizer.
»Gibt es Rivalitäten innerhalb der … Müllmafia?«
»Bislang hatten wir noch keinen Toten auf dem Hof, wenn Sie das meinen.«
Kristina hatte genug gehört. Die Vorstellung, dass hier ein Streit unter den Mülldieben eskalierte, der ein Brandopfer gefordert hatte, war erschreckend.
»Wie lange brauchen Sie für die Klärung der Brandursache?«, wandte sie sich an Laub.
»Wenn Brandbeschleuniger im Spiel waren, wovon ich ausgehe, werden wir das relativ schnell wissen, sobald wir den Container betreten können. Mit dem Photoionisationsdetektor finden wir auch kleinste Benzinrückstände. Ich kann Ihnen heute Nachmittag eine erste Stellungnahme schicken.«
In diesem Moment tauchten Sampo und seine Leute zwischen den Einsatzfahrzeugen auf. Sie sahen müde aus. Am Tag zuvor waren sie noch lange in Osswalds Villa zugange gewesen. Es war ihnen keine Pause vergönnt. Genauso wenig wie Kristina. Sie konnte nachvollziehen, wie die Männer sich fühlten. Getrieben, von einem Tatort zum nächsten.
»Heute ohne deine Freundin?«, stichelte sie.
»Hör ich da einen Anflug von Eifersucht?«, konterte Sampo, dann betrachtete er mit zusammengekniffenen Augen die Brandstelle, die von den Feuerwehrmännern weiterhin gekühlt wurde.
»Wenn es je Spuren gab, wurden
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