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Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Titel: Die Känguru-Offenbarung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Uwe Kling
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geschafft hat, aus dem Stand über die 5-Prozent-Hürde zu springen. »Die moderne Technik bietet faszinierende Möglichkeiten« , sagt Dwigs. »Wir können heute schon errechnen, dass Personen, die das und das mit ihrer Kreditkarte bezahlen, die den und den im Adressbuch ihres tragbaren Telefons haben, die diese E-Bücher laden, die jene Musik strömen, die so und so oft dieses und jenes Wort in ihren E-Briefen benutzen oder im Zwischennetz suchen, und so weiter, und so weiter, mit einer statistischen Wahrscheinlichkeit von x Prozent straffällig werden. Die von uns vorgeschlagenen Wahrscheinlichkeitsgesetze würden erlauben, diese Menschen vorbeugend in Haft zu nehmen, und dadurch die Kriminalitätsrate spürbar senken. Wir fordern einen Zugriff ab einer 75-prozentigen Straffälligkeitswahrscheinlichkeit.«
    »Würde das nicht dazu führen« , fragt der Moderator, »dass sich die Menschen nicht mehr trauen, unkonventionelle Musik zu hören, kritische Schriften zu lesen, Außenseiter zu ihren Bekannten zu zählen?«
    »Sicherlich. Das könnte passieren«, sagt Dwigs. »Ein weiterer positiver Effekt.«
    Das Känguru kommt in mein Zimmer und schaltet das Radio aus. Es zieht neun zusammengerollte Blätter aus seinem Beutel.
    »Ich habe hier neun Prophezeiungen über deine Zukunft«, sagt es.
    »Wer hat da prophezeit?«
    »Ich natürlich.«
    »Ich glaube, du liest zu viel Fantasy.«
    »Willst du die Prophezeiungen hören oder nicht?«
    »Klar. Schieß los.«
    »Sie sind aber nicht umsonst.«
    »Was sollen deine mystischen Prophezeiungen denn kosten? Einen Blutstropfen? Eine Haarsträhne? Eine Augenwimper?«
    »Zwanzig Euro.«
    »Waaas?!?«, rufe ich. »Zwanzig Euro? Das sind ja fast vierzig Mark! Achtzig Ostmark! Vierhundert Ostmark auf dem Schwarzmarkt …«
    »Ja, ja«, unterbricht mich das Känguru. »Komm zum Punkt.«
    »Die Prophezeiung muss erst noch geschrieben werden, für die ich zwanzig Euro zahlen würde.«
    »Falsch«, sagt das Känguru. Es holt ein Feuerzeug aus seinem Beutel und zündet drei der neun Prophezeiungen an.
    »Was machst du denn da?«, rufe ich überrascht.
    Das Känguru beobachtet, wie die drei Schriftrollen zu Asche zerfallen.
    »Ich habe hier sechs Prophezeiungen über deine Zukunft«, sagt es. »Gar nicht neugierig?«
    »Was in deiner Kindheit hat dich nur zu solch einem Monster werden lassen?«
    Das Känguru macht das Feuerzeug an.
    »Halt!«, rufe ich. »Was sollen die sechs denn kosten?«
    »Die sechs kosten so viel wie die neun.«
    Nach einigem Nachdenken sage ich: »Ich biete dir fünf Euro.«
    »Du Krämerseele!«, ruft das Känguru. »Man feilscht nicht mit dem Schicksal!« Und es verbrennt drei weitere Prophezeiungen.
    »Dir ist arg langweilig im Untergrund, was?«
    »Ich habe hier drei Prophezeiungen über deine Zukunft«, sagt das Känguru.
    »Wir können ja mal ein paar Freunde in den Untergrund einladen, wenn du willst«, sage ich.
    »Die Prophezeiungen werden eintreffen«, sagt das Känguru. »Das Prophezeite ist von großem Interesse für dich. Darauf gebe ich dir eine Geld-zurück-Garantie.«
    »Was sollen die drei Prophezeiungen denn kosten?«
    »Die drei kosten so viel wie die neun.«
    Ich schüttle den Kopf. Das Känguru macht das Feuerzeug an. Ich seufze und hole einen Zwanzigeuroschein aus meinem Geldbeutel. Das Känguru nimmt ihn und reicht mir die drei Schriftrollen.
    Ich öffne die erste Prophezeiung.
    Da steht: »Ich prophezeie, du wirst für drei Prophezeiungen einen Preis zahlen, den du für neun nicht zahlen wolltest.«
    Ich öffne die zweite Schriftrolle.
    Da steht: »Ich prophezeie, du wirst dein Geld zurückhaben wollen, es aber nicht zurückbekommen.«
    Ich öffne die dritte Schriftrolle.
    Da steht: »Raum für Notizen.«
    »Razupaltuff«, murmle ich. »Was du dir nicht alles einfallen lässt, um an ein bisschen Geld zu kommen.«
    »Oh, es ging nicht ums Geld«, sagt das Känguru und zündet den Zwanzigeuroschein an. »Es geht mir nie ums Geld.«
    Es lächelt. »Man sieht sich.«
    Das Känguru zieht Pulver aus seinem Beutel, wirft es auf den Boden, Rauch steigt auf, und einfach so – ist es weg.

Wir sitzen in unserer Küche und spielen Karten.
    »Krapotke«, sagt das Känguru.
    »Ja?«, fragt Krapotke.
    »Du bist dran«, sagt Friedrich-Wilhelm müde.
    »Und das heißt, ich muss …?«
    »EINE KARTE ABLEGEN!«, ruft das Känguru.
    Krapotke legt eine Karte ab.
    »Nicht irgendeine Karte«, sagt das Känguru. »Eine passende Karte …«
    »Die Regeln sind aber

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