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Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Die Känguru-Offenbarung (German Edition)

Titel: Die Känguru-Offenbarung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Uwe Kling
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mehr Angst um unsere Arbeitsplätze haben. Ferner sollten wir …«
    Ich schalte das Radio aus.
    »Den Comedians fällt auch nichts Neues mehr ein«, sagt das Känguru.
    Ich blicke auf die Uhr und seufze.
    »Was seufzt Er denn schon wieder?«, fragt das Känguru.
    »Ach«, sage ich. »Ich werde gleich angerufen. Muss ein Telefoninterview geben.«
    »Und?«
    »Man kriegt immer die gleichen Fragen gestellt.«
    »Lass mich rangehen«, sagt das Känguru.
    »Hm«, sage ich. »Das klingt im Nachhinein bestimmt nicht mehr wie eine gute Idee.«
    Das Telefon klingelt.
    Das Känguru befördert den Hörer mit der linken Pfote in die Luft und fängt ihn mit rechten wieder auf.
    »Am Apparat!«, sagt es. »Ja … ja … aha … kann losgehen.«
    Ich stelle mich dicht neben das Känguru, um mitzuhören.
    »Ist das jetzt eigentlich Kabarett oder Comedy, was Sie machen?« , höre ich die erste Frage aus dem Telefonhörer.
    »Es ist Zirkus«, sagt das Känguru. »Es kommen Tiere drin vor. Nächste Frage.«
    »Äh. Wie kommen Sie auf Ihre Ideen?«
    »Ich habe ein kleines Totenkopfäffchen, das scheißt die«, sagt das Känguru.
    »Und wo nehmen Sie in echt Ihre Ideen her?«
    »Linke Gehirnhälfte, unter dem Frontallappen, in der Nähe vom auditorischen Cortex in den assoziativen Feldern, Sektor 5B. Nächste Frage.«
    »Aha. Äh. Und wie sind Sie auf die Idee mit dem Känguru gekommen?«
    »Ich bin nicht auf das Känguru gekommen«, sagt das Känguru. »Das Känguru ist auf mich gekommen. Mich gibt es gar nicht. Marc-Uwe ist nur eine Kunstfigur. Nächste Frage.«
    »Äh. Von Ihrem Verlag haben wir erfahren, dass Sie gerade an einem dritten Känguru-Buch arbeiten. Als Antagonisten haben Sie ja den Pinguin eingeführt. Wir Leser fragen uns nun natürlich: Was hat der Pinguin vor?«
    »Hm«, sagt das Känguru nachdenklich. »Gute Frage. Wissen Sie, woran man eine gute Frage erkennt? Daran, dass man keine Antwort darauf weiß.«
    »Äh. Ist denn auch ein viertes Känguru-Buch in Planung?«
    »Nur wenn mir nichts Besseres einfällt und ich dringend Geld brauche«, sagt das Känguru.
    »Aha. Äh. Was war die krasseste Reaktion, die Sie jemals auf eine Geschichte bekommen haben?«
    »Papst Ratzinger hatte mich angerufen, kurz vor seinem Rücktritt, und hat gesagt: ›Ich habe dein Buch gelesen und erkannt, dass alles Schwachsinn war, was ich bisher gemacht habe.‹ Nächste Frage.«
    »Aha. Äh. Und noch eine abschließende Frage. Kann man davon leben?«
    »Ich habe eine Penthouse-Wohnung mit nicht mal zweihundert Quadratmetern, einen Ferrari zwar, allerdings nicht das neueste Modell, und die Jacht ist nicht fürs offene Meer zugelassen. Kann man das Leben nennen? Schwerlich. Nicht mal Existieren. Das ist Vegetieren auf primitivstem Niveau.«
    »Äh. Aha. Vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben für …«
    »Gerne. Tschüssi.«
    Das Känguru knallt den Hörer auf die Gabel.
    Es blickt mich nachdenklich an. »Was hat der verdammte Pinguin vor?«
    Ich zucke mit den Schultern.
    »Weiß nicht. Ich finde aber, du hättest nicht so gemein sein sollen zu dem Jungen von der Schülerzeitung.«

Das Känguru hat auf Facebook öffentlich zu einer Wohnungsparty eingeladen. Zum Glück in die Wohnung vom Pinguin. Der Pinguin ist immer noch ausgeflogen. Wer genau das schwere Eisengitter mit einem Trennschleifer aufgeflext und das Türschloss aufgebrochen hat, lässt sich nicht mehr exakt bestimmen.
    Ich warte in der Kloschlange und starre auf die Flurtapete des Pinguins. Sie ist gelb mit rosafarbenen Fischen. Das Känguru steht vor mir. Es trägt ein doppelreihiges Sakko, Weste, Einstecktücher, Manschettenknöpfe, Siegelring, Spazierstock und Hut.
    »Entweder geht diese scheußliche Tapete – oder ich«, lallt es und dreht sich dann zu mir.
    »Du bist übrigens gansschön bedrunken, mein Freund«, sagt es.
    »Wie kommssu drauf?«, lalle ich.
    »Du pfeifst ABBA-Songs vor dich hin.«
    »Ein starkes Indiz«, gebe ich zu. »Aber bedrunken iss relativ. Ich bin nich wirklich bedrunken. Er hier is wirklich bedrunken.«
    Ich deute auf Friedrich-Wilhelm, der bewegungslos in einer Ecke liegt.
    »Woraus schließt du, dass er bedrunken iss?«, fragt das Känguru.
    »Daraus, dass eins, zwei, drei, vier, äh … fünf Leute, darunter der gute alte Krapotke, ihn panisch anbrüllen, ihm Ohrfeigen geben, ihm den Finger in den Hals stecken und er nich total ausrastet.«
    »Interessante Theorie«, sagt das Känguru.
    »Hey! Aufwachen!«, ruft Krapotke und knallt

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