Die Känguru-Offenbarung (German Edition)
Auch Kens Adjutantin nickt. »Das hätten Sie vorher sagen müssen«, sagt sie.
»Der Guru ist besiegt!«, rufen die Kängurus. »Es lebe der neue Guru!«
Das Känguru nimmt die Axt vom Waffentisch und durchtrennt die Fesseln von Kevin und seiner Crew.
»Ein Widerstand gegen Hierarchien sollte nicht hierarchisch strukturiert sein!«, ruft es. »Darum ist es meine erste Amtshandlung als Guru, das Amt des Gurus abzuschaffen! Ich werde …«
»Kurze Zwischenfrage«, sagt Ken. »Das heißt, ich dich jetzt nicht zurückherausfordern kann, um zu werden wieder Guru?«
»Richtig erkannt«, sagt das Känguru. »Schlaumeier.«
»Nicht fair das ist!«, schimpft Ken. »Zwei aus drei wir machen! Eins zu null du führst!«
Das Känguru schnaubt verächtlich.
»Schnick, Schnack, Schnuck«, ruft es.
Ken hat einen Brunnen und das Känguru Papier.
»Das ist kein Glücksspiel …«, sagt das Känguru kopfschüttelnd.
»Was sollen wir jetzt tun, o Guru?«, fragt Victoria.
»Es gibt keinen Guru mehr«, sagt das Känguru.
»Was sollen wir jetzt tun, o Exguru?«, fragt Kevin.
»Keine Ahnung«, sagt das Känguru. »Jeder muss sich selbst was ausdenken!«
Der Shredder sitzt auf meinem Schoß und ist schon sichtlich davon genervt, dass die ganze Zeit Kängurus ankommen, ihn freundlich in die Backe kneifen und »Dutzi Dutzi!« sagen.
Nur Ken sitzt völlig geknickt etwas abseits und spielt Schnick, Schnack, Schnuck gegen sich selbst.
»Lasst uns zur Hauptstreitmacht der Kängurus gehen und die frohe Botschaft von der Abschaffung des Gurus verkünden«, schlage ich vor.
»Welche Hauptstreitmacht?«, fragt Kevin.
»Ken hatte doch gesagt, eure Gruppe bestünde aus mehr als euch elf …«, sage ich.
»Wir sind ja auch mehr«, sagt Geri.
»Wie viele seid ihr denn?«, fragt das Känguru.
»Wir sind zwölf«, sagt Kevin.
»Zwölf?«, frage ich.
»Zwölf«, sagt Kevin.
»Aber das heißt ja, wir sind hoffnungslos in der Unterzahl«, sage ich.
»Natürlich«, murmelt das Känguru und schlägt sich mit der Pfote gegen die Stirn. »Die Helden müssen in der Unterzahl sein! Oder hast du schon jemals eine Legende gehört, die vom heroischen Sieg der Leute berichtete, die in gigantischer Überzahl waren?«
»Aber, aber Ken hatte doch gesagt, eure Gruppe bestünde aus mehr als euch elf …«, sage ich wieder.
»Ja. Barbie ist ja auch nicht da«, sagt Nick.
»Barbie?«, frage ich.
»Barbie ist in der Stadt und macht Besorgungen«, sagt Melanie.
»Barbie ist shoppen?«, fragt das Känguru.
»Zwölf?«, frage ich.
»Natürlich!«, sagt das Känguru. »Drei, sieben oder zwölf.«
»Zwölf?«, frage ich. »Noch nie hat jemand mit nur zwölf Anhängern die Welt verändert! Was machen wir denn mit nur zwölf Kaspern … Es ist hoffnungslos! Es ist …«
Das Känguru wendet sich an die versammelten Kängurus.
»Hört nicht auf ihn! Dass es keinen Guru mehr gibt und dass ihr leider nur zu zwölft seid, heißt natürlich nicht, dass wir die epische, die ethische Schlacht zwischen Gut und Böse aufgeben!«, sagt es. »Im Gegenteil! Ich möchte euch vom Asozialen Netzwerk erzählen und von einer Waffel, einer Waffel, stärker als …«
»Wassen für ’ne Waffel?«, frage ich.
»Habe ich Waffel gesagt?«, fragt das Känguru. »Ich meinte Waffe.«
»Ach so.«
»Eine Waffel …«, beginnt es wieder.
»Waffe«, sage ich.
»Ja! Waffe!«, sagt es. »Eine Waffe, stärker als alles, was wir bisher eingesetzt haben.«
»Bist du auch schon gespannt?«, frage ich das Pinguinküken.
Der Shredder sagt nichts.
»Wir treten den Herrschern und Unterdrückern, ihren Systemen und ihren Theorien, ihren Handlangern und Mitläufern entgegen«, sagt das Känguru, »und wir lachen sie einfach aus!«
»Ich kann mir nicht helfen«, sage ich, »aber irgendwie hatte ich mehr erhofft.«
Auch die anderen Kängurus scheinen etwas enttäuscht.
»Ich merke, ihr versteht die volle Tragweite dieser Waffel noch nicht!«, sagt das Känguru.
»Waffe«, sagt Kevin.
»Ja. Waffe«, sagt das Känguru. »Warum wird uns pausenlos von Terror, Krisen, Katastrophen, ja von der Apokalypse und den daraus resultierenden Sachzwängen und Alternativlosigkeiten erzählt? Ich sage euch, warum: Furcht gebiert Gehorsam! Wir werden beherrscht durch unsere Ängste. Das Verlachen aber zerbricht die Angst! Es befreit. Es ist eine Selbstermächtigung! Und das wird nur der Anfang sein.«
»Ah so«, sage ich.
»Später wird uns bestimmt noch mehr einfallen«, sagt das
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