Die Känguru-Offenbarung (German Edition)
Känguru.
»Bestimmt«, sage ich.
»Noch Krasseres«, sagt das Känguru.
»Ohne Zweifel«, sage ich.
»Wir werden die Welt mit einer nie dagewesenen Welle von Anti-Terror-Anschlägen überziehen!«, ruft das Känguru. »Darum geht zu allen Völkern und bringt alle Menschen zum Lachen! Lehrt sie, nichts zu befolgen, was sie sich nicht selbst geboten haben. Seid gewiss: Ich bin nicht bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt, also macht euch eure eigenen Gedanken!«
»Ja!«, rufen die anderen Kängurus. »Wir werden alles tun, wie du es sagst!«
»Ich auch«, ruft Brian.
Das Känguru schlägt sich mit der flachen Pfote gegen die Stirn und seufzt.
»Ich muss gestehen«, sage ich, »jetzt nach deiner Rede, da verspüre ich ein unbeherrschbares Verlangen nach Waffeln.«
Ich blicke mich in der Runde um.
»Hat sonst noch jemand Lust auf Waffeln bekommen?«
Alle melden sich. Kevin zieht ein Waffeleisen aus seinem Beutel. Dann fragt er: »Hat jemand Eier, Milch und Mehl?«
Anti-Terror-Anschlag 50
Anti-Terror-Anschreiben 84
Anti-Terror-Anstalt
des öffentlichen rechts
Anti-Terror-Anschlag
Kraputtke
Anti-Terror-Anschlag TISK8H
»Kieke mal, ick sitze in meinem Wohnzimmersessel und bin zufrieden mit dem, wat ick habe und wat ick bin. Und im Prinzip ist det in dem verkorksten System hier och schon een Anti-Terror-Anschlag. Denn dat Lieblingswort vom Kapitalismus ist ja ›mehr‹. Und ick will und brauch nich mehr. Ick muss nich größer werden, ick muss nich expandieren. Als ick noch meene piefige Eckkneipe hatte, wollte ick keene Kette von piefigen Eckkneipen, und jetzt, wo ick ’ne florierende illegale Szenekneipe hab, will ick keene Kette von florierenden illegalen Szenekneipen. Ist ja im Übrigen gar keene Kneipe, det möchte ick hier nur mal kurz jesacht haben, falls eener von de Polente anwesend is. Det is eene kleene Privatparty mit Fremde, und verkooft wird hier och nüscht. Es jibt nur ’ne kleene Unkostenkasse des Vertrauens – hier isse übrigens, wirf doch mal wat rin. Und jetz nich geizig sein, weil geizig kann ich nich leiden. Wer wie viel Geld in meine Kasse jeworfen hat, da mach ick mal irgendwann ’ne Studie drüber, die wird die Welt der Soziologie aus ihren Angeln heben. Phänomenologie des Geizes werd ick det Werk nennen – aba ick schweife ab … Wat? … Nee, jetzt nix Cerveza! Ick erzähl dir hier doch wat! Und det is sogar noch kostenlos. Also machste jetzt mal schön den Flüsterfuchs. Verstehste? Öhrchen auf und Schnäbelchen zu. Du bist ja schlimmer als meen Kumpel Manne, det is och so een Typ, wenn der mal anfängt zu reden, hört der nich mehr uff. … Wat? … No mas? Nee, du Clown, no Maß, no Kölsch, no Pilsner, no Export, no Lager. Det versuch ick dir doch jerade zu verklickern. Apropos, ick hatte mal eenen Stammgast, der hat immer nur Export jetrunken, aba kastenweise, den hamwa immer den Exportweltmeister jenannt. Aber denn kam mal ein Schinese, der hat ihn untern Tisch jesoffen. Det hat der Michel nie verkraftet. Psychisch. Aba der hatte detselbe Problem wie du. Man darf halt nich immer sagen: Mehr, mehr, mehr. Man muss auch mal sagen: Jenuch! Den Rest können die anderen haben. Weil im Prinzip is det och schon wieda total kapitalistisch von dir, dass du immer mehr willst, dass du dein Hals nich voll jenuch kriegen kannst. Aba vielleicht haste eben schon jenuch jekricht. Musste dir doch mal fragen. Wenn de dir die Frage nich stellst, dann macht dich det in meenen Augen fast schon zum Klassenfeind, wenn ick noch in solche Kategorien denken würde. Und man hört ja imma wieda: Ein Prozent der Bevölkerung besitzt 66 Prozent des weltweiten Reichtums oder so – nagel mich nich auf die jenauen Prozente fest, aba jefühlt isses die Wahrheit. Verstehste dit? Jefühlte Wahrheit? Zum Beispiel mag det sein, dass der weeßicknichsagenwer Ackermann vor dem Jesetz wirklich unschuldig is, aba die jefühlte Wahrheit sieht anders aus. Und Jefühle sollte man nich unterschätzen. Anders jesacht, det Problem is nich, dass der Ackermann ein Verbrecher ist. Det Problem ist, dass er ebend kein Verbrecher ist. Also, ein Prozent besitzt 75 Prozent vom Reichtum. Und det is deprimierend. Klar. Aba man kann det doch och mal umdrehen. Verstehste? Man könnte auch sagen, 99 Prozent der Leute besitzen 25 Prozent des weltweiten Reichtums, und, nicht zu vergessen, weit über 99 Prozent der Arbeitskraft. Det musste dir mal klarmachen. Damit müsste sich doch schon einiges
Weitere Kostenlose Bücher