Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian
herangeführt, was im östlich anschließenden Noricum schon durch friedliche Einwirkung geschehen war. Beide Gebiete blieben
in der Hand des Augustus. Die schon erwähnten Donaulegionen aber standen nicht hier, sondern in Pannonien (3), Dalmatien (2)
und Mösien (2), d. h. an der mittleren und unteren Donau (neben Danuvius auch: Hister): Der Fluß bildete in seiner ganzen
Länge die Nordgrenze des Reiches.
Pannonien war erst im Jahre 9 n. Chr. als nördliche Hälfte des Großraums „Illyrien“ unter Hinzufügung des östlichen Teils
von Noricum (mit Carnuntum) zur selbständigen Provinz erhoben worden. Der Pannonische Aufstand (6 – 9 n. Chr.) hatte gezeigt, welche Gefahr für Italien von dieser Nordostecke ausgehen konnte (10 Tage bis Rom: Vell. 2, 111,
1). Die sogenannte Bernsteinstraße verband Carnuntum mit Aquileia. Zwei der drei dem konsularischen Statthalter
( legatus Augusti pro praetore
) unterstellten Legionen waren an dieser Straße stationiert (Carnuntum/Petronell, Poetovio/ Pettau). Die südlich der Save
(Savus) beginnende Provinz Dalmatia, ebenfalls unter einem konsularischen
legatus Augusti pro praetore
stehend, bildete an der Adriaküste das Gegenstück Italiens: Von Iader im Norden bis Lissus im Süden gab es 12 Kolonien und
Munizipien (Plin. nat. hist. 3, 140 – 144). Hauptstadt und Statthaltersitz war Salona. Augustus hatte die Kolonie (Martia Iulia) zum Ausgangspunkt wichtiger Straßen
ausersehen. An einer dieser Straßen (nach Scodra) lag die eine der beiden dalmatischen Legionen in Garnison (Tiburium), die
andere hatte ihr Lager in Burnum als Bollwerk am Fuß der dinarischen Alpen.
An der unteren Donau hatten Kämpfe mit den Dakern zur Einrichtung eines Heereskommandos im östlich von Pannonien/Dal matien gelegenen Mösien geführt, dem zwei Legionen zugeordnet |17| waren. Augustus behauptete zwar in seinem Tatenbericht, die Daker seien durch eine römische Militäraktion nördlich der Donau
gezwungen worden, „die Befehle des Römischen Volkes auszuführen“ (Mon. Anc. c. 30), doch waren die Verhältnisse südlich des
Flusses zur Zeit seines Ablebens keineswegs stabil. Sie waren wohl auch dadurch beeinträchtigt, daß der letzte Teil des Donaulaufes
die Nordgrenze Thrakiens bildete, das als Klientelfürstentum nur indirekt der Herrschaft Roms unterstand.
Durch die Einrichtung des Heereskommandos in Mösien war die Provinz Macedonia zur Etappe geworden. Die Via Egnatia, die von
der Adria an die Ägäis führte, hatte dadurch an Bedeutung noch gewonnen. Ihr Ausgangspunkt Dyrrhachium war von Augustus zur
Kolonie erhoben worden. Die Vermessung der Straße hatte 245 Meilen (363 km) bis Thessalonice ergeben (Plin. nat. hist. 4,
36). Sie führte aber darüber hinaus (bis Cypsela am Hebrus, Strab. 7, 7, 4); man konnte auf ihr also auch Amphipolis und die
Kolonie Philippi erreichen. Die Provinz Macedonia hatte einen Landtag, der in Beroea seine Versammlungen abhielt und die Augustus-Verehrung
pflegte. Der vom Senat bestellte Statthalter
( proconsul
) hatte dagegen seinen Sitz in Thessalonice.
Auch die Provinz Achaea, die sich südlich an Macedonia anschloß, war eine Senatsprovinz. Ihr neues Gesicht aber hatte sie
durch persönliche Maßnahmen des Augustus erhalten. Unter diesen ragten zwei riesige Stadtgründungen hervor: Nicopolis und
Patrae. Ganze Landstriche mit ihren Bewohnern waren in ihnen aufgegangen. Nicopolis, als griechische Stadt am Meerbusen von
Ambracia gegründet, hielt die Erinnerung an den Sieg von Actium (31 v. Chr.) wach – im Namen und durch die alle vier Jahre
hier stattfindenden Spiele (Actia). Patrae, am Eingang zum Korinthischen Golf als römische Veteranenkolonie mit Eleutheria
für die griechische Bevölkerung angelegt, konnte sich hinsichtlich seiner Bedeutung durchaus mit der caesarischen Kolonie
Korinth und der altehrwürdigen Stadt der Athener messen. Letztere hatte ihrerseits römisches ‘Kolorit’ erhalten: ein Forum
östlich der Agora und einen Altar der Roma und des Augustus auf der Akropolis.
Die Renommierprovinz des Senats war Asia; ihr Gouverneur, der, wie alle Senatsstatthalter, den Titel „Proconsul“ führte, mußte
in diesem Falle vorher wirklich Consul gewesen sein. Der Renommiercharakter der Provinz aber ging auf Augustus zurück: Der
Schuldenerlaß nach dem Sieg über Antonius (Dio Chrysost. or. 31, 66) und die Ankurbelung des Geldumlaufs durch die massenhaft |18| geprägten
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