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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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übertragen. Ablehnend verhielt Tiberius sich
     gegenüber dem Paterpatriae-Titel |24| und der
corona civica
, den Auszeichnungen, die Augustus als Retter aus der Not der Bürgerkriege zuteil geworden waren. Dieser Nimbus sollte dem
     ersten Princeps vorbehalten bleiben, der nun als Divus Augustus
( consecratio
: 17.   9.   14) seiner Staatsschöpfung die sakrale Weihe verlieh.
    Während Augustus sich eindeutig für einen bestimmten Nachfolger ausgesprochen hatte, ließ Tiberius es an dieser Vorsorge fehlen.
     Er setzte in seinem, nach 20jähriger Regierung (35) errichteten Testament zwei Enkel als gleichbedachte Erben ein: Gaius (Caligu la ), den Sohn des Germanicus, und Tiberius (Gemellus), den Sohn des Drusus. Der erstere wußte es aber mit Hilfe des Prätorianerpräfekten
     Q. Sutorius Macro dahin zu bringen, daß er, Caligula, beim Tode des Tiberius in Misenum (16.   3.   37) von den anwesenden Prätorianern zum Imperator akklamiert wurde und daß man ihm überall den Treueid schwor. Der Senat entsprach
     seinen Wünschen, indem er das Testament des Tiberius für ungültig erklärte, weil es den Altersunterschied zwischen den beiden
     jetzt 24 bzw. 17 Jahre alten Vettern nicht berücksichtigte. Die nachfolgende Übertragung der den neuen Prinzipat begründenden
     Vollmachten auf Caligula (Suet. Cal. 14, 1:
ius arbitriumque omnium rerum
) ermöglichte diesem auch den Zugriff auf das gesamte Vermögen des Tiberius, das damit gewissermaßen verstaatlicht wurde.
    Die Ungültigkeitserklärung des Tiberius-Testaments und eine Reihe weiterer tiberiusfeindlicher Maßnahmen ließen den Prinzipat
     Caligulas nicht als direkte Fortsetzung des vorigen erscheinen. Es wurde auch kein Versuch unternommen, Tiberius zu divinisieren.
     Desto mehr beschwor Caligula die Erinnerung an den Divus Augustus. Die Einweihung seines Tempels am Aufgang zum Palatin (30.   8.   37) erfolgte mit großem Aufwand und wurde auch in der Münzprägung gefeiert – als Akt der
pietas
. Die stärkste Anknüpfung an Augustus war die Annahme des Pater-patriae-Titels durch Caligula am 21.   9.   37. Als Identifikation mit der Rettertat des Augustus zu verstehen, verlieh sie dieser eine Wirkung auf Dauer. Von nun an
     war der mit dem Titel verbundene Eichenkranz über der Tür des Kaiserpalastes auf dem Palatin das Emblem des Prinzipats schlechthin.
    Caligula wurde nach noch nicht 4jähriger Regierung zu Beginn des Jahres 41 ermordet, und zwar von dem Prätorianertribunen
     Cassius Chaerea, d. h. einem Offizier derjenigen Truppe, die mit der Imperator-Akklamation die Erhebung Caligulas zum Princeps
     in Gang gesetzt hatte. In noch deutlicherer Weise trat der Einfluß der |25| Prätorianer auf die Besetzung der
statio principis
bei den Ereignissen um die Nachfolge Caligulas hervor: Claudius, der Bruder des Germanicus, wurde im Prätorianerlager (unten
     S. 46) zum Imperator ausgerufen (24.   1.   41) – gegen das Versprechen eines Donativs von 15   000 Sesterzen pro Mann! Der die
lex de imperio
formulierende Beschluß des Senats folgte erst am nächsten Tag. Claudius gehörte zwar nicht der julischen Familie an, übernahm
     aber mit deren
patrimonium
auch den Namen „Caesar“, dessen Zauber den Prinzipat des Augustus mitbegründet hatte. Mit Augustus direkt verband Claudius
     der Pater-patriae-Titel, den er nach einem Jahr der Zurückhaltung
( recusatio
) annahm. Wenige Tage später (17.   1.   42) ließ er Livia, der Gattin des Augustus, die Ehre der Konsekration zuteil werden. Als Diva Augusta nahm sie den ihr bereiteten
     Platz im Tempel des Divus Augustus ein.
    Den Prinzipat seines Vorgängers Caligula suchte Claudius weitgehend aus dem Gedächtnis der Menschen zu tilgen
( damnatio memoriae
): rechtswidrige Verfügungen wurden aufgehoben, Fehlurteile revidiert, die Statuen des Tyrannen beseitigt. Andererseits verkündete
     Claudius eine Amnestie für alles, was nach Caligulas Ermordung in bezug auf die künftige Gestalt des Staates gesagt und unternommen
     worden war. Damit breitete er den Mantel des Vergessens insbesondere über den halbherzigen Versuch des Senats, die republikanische
     Staatsform wiederherzustellen.
    Beim Tode des Claudius im Jahre 54 gab es zwei jugendliche Anwärter auf den Prinzipat: Nero (17) und Britannicus (14). Wie
     Claudius sie in seinem Testament bedacht hatte, blieb verborgen, da dieses unterdrückt wurde. Aber es war alles vorbereitet,
     Nero die Nachfolge im Prinzipat zu verschaffen: Agrippina, seit 49

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