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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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Bestätigung oder Ablehnung.
    Eine wesentliche Veränderung im äußeren Erscheinungsbild der Kurie trat unter Caligula im Jahre 40 ein: Der Princeps erhielt
     an besonderer Stelle einen erhöhten Sitz (Cass. Dio 59, 26, 3). Wenn dies auch aus Sicherheitsgründen geschah – vorhergegangen
     war die Aufdeckung einer Verschwörung –, so brachte der
suggestus in curia
(Flor. 2, 13, 91) doch die Superiorität des Princeps gegenüber dem Senat zum Ausdruck. Hinzu kam, daß Caligula bei gleicher
     Gelegenheit das Recht erhielt, eine Eskorte, bestehend aus Offizieren der Prätorianergarde, mit in die Kurie zu bringen, wie
     dies schon für Tiberius beschlossen worden war (Cass. Dio 58, 18, 5) – die militärische Macht des Princeps ragte jetzt in
     den Senat hinein!
    Höhepunkte im Zusammenwirken von Senat und Princeps waren Reden des letzteren in der Kurie
( orationes principis
), die einen bestimmten Senatsbeschluß herbeiführen sollten. Claudius z. B. beantragte im Jahre 48 in eingehender Darlegung,
     den führenden Männern der Tres Galliae den Eintritt in den Senat und den Aufstieg zu den hohen Ämtern
( honores
) zu gestatten. Die Rede wurde auf einer Bronzetafel in Lugdunum (Lyon) publiziert und ist heute noch dort (Musée de la Civilisation
     Gallo-Romaine) vorhanden (Corp. Inscr. Lat. XIII 1668, vgl. Tac. ann. 11, 23, 1   –   25, 1). Der Vorstoß des Claudius stand im Zusammenhang mit der
lectio senatus
und der Kreierung neuer Patrizier, die er im Rahmen seiner Zensur (47   /   48) vornahm. Sein Engagement für das Ansehen des Senats machte solchen Eindruck, daß ihm der Titel
pater senatus
angetragen wurde, den er freilich nicht annahm.
    Eine Senatssitzung, die sozusagen ganz Rom mobilisierte, fand unter Nero im Jahre 61 statt: Der Mord am Stadtpräfekten L.
     Pedanius Secundus durch einen seiner Sklaven erhitzte die Gemüter. Denn er hatte zur Folge, daß alle Sklaven, die sich zur
     Tatzeit im Hause des Ermordeten befunden hatten, hingerichtet werden mußten – so wollte es das
SC Silanianum
aus der Zeit des Augustus (oben S. 6). Der Senat hatte jetzt darüber zu befinden, ob die rund 400 Sklaven des Pedanius Secundus
     – Männer, Frauen, Kinder – tatsächlich die Strafe der Kreuzigung erleiden sollten. Die Plebs solidarisierte sich mit den inhaftierten
     Sklaven und verlangte deren Schonung, da sie doch unschuldig seien. Auch im Senat wurde Mitleid mit den vielen Opfern geäußert,
     aber die Mehrheit der Senatoren stimmte für die Anwendung des
SC Silanianum
, weil, wie C. Cassius Longinus in einer großen Rede betonte, nur Furcht die |30| gewaltige Sklavenmasse in Zaum halten könne. Nach Bekanntwerden des Exekutionsbeschlusses rottete sich die Plebs erst recht
     zusammen; schlimme Ausschreitungen waren zu befürchten. Da griff der Princeps ein. Er ließ den Weg zur Richtstätte auf dem
     Campus Esquilinus durch Soldaten absperren und verschaffte so dem Senatsbeschluß die Durchsetzung (Tac. ann. 14, 42   –   45). Princeps und Senat wirkten zusammen, um ein Exempel zu statuieren, in dem sich die gemeinsame Sorge um die Sicherheit
     der Sklavenhaltung manifestierte.

Wendet man den Blick vom Senat als Institution auf die Senatoren als amtierende oder gewesene Beamte, so fallen die Prätoren
     bzw. Prätorier in die Augen, weil sie an einem entscheidenden Punkt ihrer Karriere angelangt waren. Denn ihnen bot sich die
     Aussicht, vom Princeps die Stellung eines Legionskommandeurs
( lega tus legionis
) als wichtige Voraussetzung für das Konsulat zu erhalten. Weitere prätorische Ämter in Rom, z. B. die Vorstandschaft der
     Militärkasse
( praefectus aerarii militaris
), und in den Provinzen
( proconsul, legatus Augusti pro praetore
) gruppierten sich um das Legionskommando, so daß allmählich eine Regel entstand, auf welchem Wege und wie schnell man von
     der Prätur zum Konsulat gelangte. Dieses wiederum war die Ausgangsbasis für eine Reihe hoher (konsularer) Ämter in der Stadt
     (z. B.
curator aquarum, praefectus urbi
), vor allem aber in den großen Provinzen des Princeps und des Senats. In den einen war die Statthalterschaft mit dem Kommando
     über zwei, drei oder gar vier Legionen verknüpft, in den anderen (Asia, Africa) verlieh das Prokonsulat wegen der Berühmtheit
     der Provinzen hohes Prestige. Die neue Ämterlaufbahn des Prinzipats hatte zur Folge, daß sich innerhalb des Senatorenstandes
     eine Schicht herausbildete, deren Aufstieg sie eng mit der neuen Staatsform verband und

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