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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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Vespasians, die seine Erhebung zum Kaiser betrieben. Dabei spielte die Rivalität zu den Legionen
     am Rhein, die Vitellius erhoben hatten, eine nicht unerhebliche Rolle. Vor allem aber hielten sie ihren Feldherrn für den
     würdigeren Anwärter auf den Prinzipat (Jos. bell. Iud. 4, 10, 3). Diesen Standpunkt vertrat dann in pointierter Form der Statthalter
     Syriens, C. Licinius Mucianus, bei einer Zusammenkunft mit Vespasian am Berg Karmel (im Grenzgebiet zwischen Iudaea und Syria).
     Er bezeichnete Vitellius’ Herrschaft als Schande und Verderben für den Staat; ihr nicht entgegenzutreten, zeuge von Feigheit
     (Tac. hist. 2, 76, 2). Das war eine Aufforderung zur Rettung des Staates, wie sie einst Augustus unternommen und darauf seinen
     Prinzipat begründet hatte. Dieselbe Parole verkündete ein im Namen Othos kursierender Brief, der Vespasian beschwor, dem Staat
     zu Hilfe zu kommen (Suet. Vesp. 6, 4).
    Vespasian nutzte seinen Aufenthalt am Berg Karmel, um das dortige Orakel über seine Zukunft zu befragen. Der günstige Spruch,
     den er erhielt (Suet. Vesp. 5, 6), bestärkte ihn in dem Entschluß, das Wagnis der Usurpation auf sich zu nehmen. So traf ihn
     die Nachricht von der Eidesleistung der beiden ägyptischen Legionen (s. o.) eigentlich gut vorbereitet. Drei Tage später (3.   7.   69) fand dann die förmliche Begrüßung Vespasians als Imperator durch seine eigenen Soldaten in Caesarea Maritima statt (Tac.
     hist. 2, 80, 1), und bis zum 15. Juli 69 leisteten die syrischen Legionen (4) den Eid auf den Imperator T. Flavius Vespasianus
     Caesar. Eine Streitmacht von 9 Legionen hatte sich damit für ihn erklärt. Bald traten auch die Legionen Mösiens (3), Pannoniens
     (2) und Dalmatiens (1) auf seine Seite.
    Mit großer Energie ging Vespasian daran, die Herrschaft über den Osten des Reiches zu übernehmen und sich auf die bevorstehenden
     Aufgaben einzustellen. Eine Konferenz in Berytus/Beirut mit Mucianus und den Heereskommandeuren der Legionen Syriens und Judäas
     übertrug Titus, dem mit dem Caesar-Namen beehrten Sohn Vespasians, das Kommando in Judäa. Mucianus sollte mit den syrischen
     Legionen gegen Vitellius nach Italien ziehen. Vespasian selbst behielt sich die Sicherung Ägyptens vor. Im einzelnen galt
     es, viele Posten (Präfekturen, Prokuraturen) neu zu besetzen und für senatorische |76| Ämter geeignete Männer zu finden. Mit anderen Worten: Vespasian mußte sich eine ihm ergebene Elite für die Meisterung seines
     Regierungsanfangs schaffen. Im übrigen erhielt der Aufenthalt des neuen Kaisers in Berytus durch die Anwesenheit von Klientelfürsten
     und Gesandten den Charakter eines ‘Hoftags’.
    Bevor Vespasian sich nach Ägypten begab, mobilisierte er die Ressourcen Syriens. Von Antiochia aus ordnete er Aushebungen
     an, organisierte die Waffenproduktion und setzte die Münzprägung in Gang (Tac. hist. 2, 82, 1). Als er etwa Mitte Oktober
     69 Syrien verließ, stand in Italien die Schlacht zwischen den Truppen des Vitellius und den bis an den Padus (Po) vorgedrungenen
     flavianischen Donaulegionen unmittelbar bevor. In Ägypten erreichte Vespasian dann Mitte November die Nachricht von der siegreichen
     Schlacht bei Cremona (24.   /   25. Oktober 69). Er selbst hatte bei der Ankunft in Alexandria das glückliche Erlebnis, daß der Nil anstieg (Cass. Dio 65,
     8, 1), was ihm als „Bringer des Nils“ die Sympathien der Bevölkerung verschaffte und seine Herrschaftsübernahme als Beginn
     eines neuen Zeitalters erscheinen ließ. Sein Besuch im Sarapis-Tempel gab ihm Gewißheit über die „Dauerhaftigkeit seiner Herrschaft“
     (Suet. Vesp. 7, 1) und verlieh ihm die Kraft zu zwei spektakulären Krankenheilungen. Das politisch-militärische Hauptziel
     der Ägypten-Reise Vespasians war die Sperrung der Kornlieferungen für Rom; die Herrschaft des Vitellius sollte nach der Niederlage
     auf dem Schlachtfeld durch den Hunger in der Hauptstadt gestürzt werden (Tac. hist. 3, 48, 3).
    Der Sieger der Schlacht bei Cremona hieß Antonius Primus. Er war Legat der
legio VII Gemina
in Carnuntum und wurde von den Kommandeuren der übrigen Donaulegionen zum Heerführer im Kampf gegen Vitellius gewählt. Schnelligkeit
     hieß seine Devise. Er wollte mit dem Einfall in Italien nicht warten, bis Mucianus zu ihnen stieße. Tatsächlich dauerte der
     Marsch der syrischen Legionen durch Kappadokien nach Byzantium und von dort durch Mösien und Pannonien geraume Zeit. So rückte
     denn Antonius Primus

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