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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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akklamiert und in das Prätorianerlager gebracht (Tac. hist. 1, 27, 2). Nachdem die hier versammelten Soldaten
     der Garde den Eid auf ihn geleistet und sich bewaffnet hatten, formierten sie sich zum Zug aufs Forum. Gleichzeitig begab
     sich Galba mit der im Kaiserpalast auf dem Palatin wachhabenden Prätorianerkohorte ebenfalls auf das Forum. Er hätte jetzt
     die germanische Leibwache dringend gebraucht. Aber diese war von ihm aufgelöst und in die Heimat (ins Bataverland) entlassen
     worden. Als die Soldaten der Eskorte Galbas mitten auf dem Forum (beim Lacus Curtius) mit dem Heereszug ihrer Kameraden zusammentrafen,
     ließen sie |72| Galba im Stich und erklärten sich für Otho. Der alte Kaiser wurde aus dem Tragsessel geworfen und auf gräßliche Art ermordet.
     Mit ihm fanden der Caesar Piso und T. Vinius den Tod.
    In aller Eile und mit größter Servilität erkannte der Senat Otho die kaiserlichen Gewalten und den Augustus-Titel zu (15.   1.   69). Über Galba aber verhängte er die
damnatio memoriae
. Wurde damit der Usurpation des Vitellius, die doch gegen Galba gerichtet war, der Boden entzogen? Anscheinend hat Otho,
     der nun Imperator Otho Caesar Augustus hieß, sich dieser Hoffnung hingegeben. Er bot Vitellius brieflich Geld an, wenn er
     sich auf einen Ruhesitz zurückziehe. Vitellius aber konterte mit dem gleichen Angebot. Er sah in seiner Imperator-Akklamation
     einen Auftrag und pochte auf das frühe Datum seiner Erhebung (2.   1.   69). Für ihn handelte es sich um eine Machtfrage, und er hatte die Genugtuung, daß die Gesandten, die der Senat an die Heere
     in Ober- und Niedergermanien abgeordnet hatte, bei ihm blieben und damit bekundeten, daß sie ihm größere Chancen einräumten.
    Vitellius hatte den großen Vorteil, die sieben Legionen Nieder- und Obergermaniens mit ihren Hilfstruppen zu seiner direkten
     Verfügung zu haben. Aus diesem Potential stellte er zwei Heeresgruppen auf. Die eine, 40   000 Mann stark, übernahm Fabius Valens (vgl. oben S. 71), das Kommando über die andere in einer Gesamtstärke von 30   000 Mann erhielt A.Caecina Alienus, Legionslegat der
IV Macedonica
(vgl. oben S. 70). Fabius Valens sollte die Alpes Cottiae (Mt. Genèvre), Caecina Alienus die Alpes Poeninae (Gr. St. Bernhard)
     überwinden. Das gelang trotz der Winterzeit. Im März ergriffen die beiden Heeresgruppen von der Transpadana Besitz.
    Otho, dem man als Privatmann Weichlichkeit nachgesagt hatte, entwickelte als Kaiser eine beachtliche Energie. Aus Dalmatien
     und Pannonien ließ er vier Legionen nebst den zugehörigen Auxiliareinheiten in Marsch setzen; jede Legion mußte 2000 Soldaten
     als Vorausabteilung detachieren. Die Flotte erhielt Befehl, mit verstärkten Mannschaften die Narbonensis anzugreifen. Aus
     Rom wurden fünf Prätorianerkohorten, eine Legion Flottensoldaten (vgl. oben S. 69) sowie 2000 Gladiatoren (!) an den Padus
     (Po) geschickt. Otho selbst zog mit den ihm verbliebenen Prätorianerkohorten, Veteranenabteilungen dieser Truppe und einem
     großen Kontingent Flottensoldaten in die zum Schlachtfeld ausersehene Gegend bei Placentia/Piacenza – wie ein einfacher Soldat,
     zu Fuß vor den Feldzeichen, „ganz anders als sein Ruf es vermuten ließ“ (Tac. hist. 2, 11, 3).
    |73| Die Kampfhandlungen begannen für die Vitellianer ungünstig; Caecina erlitt eine Reihe von Niederlagen. Doch die Vereinigung
     der beiden Heeresgruppen ließ diese vergessen; man suchte die Entscheidung. Auf seiten Othos setzte C. Suetonius Paullinus,
     der in Britannien seine hervorragenden Feldherrnqualitäten bewiesen hatte (oben S. 56f.), sich dafür ein, die Entscheidungsschlacht
     aufzuschieben, zumindest bis auch die von der Donau anmarschierende
legio XIV Gemina
eingetroffen sei (Tac. hist. 2, 32, 2). Otho aber wollte die Entscheidung (Tac. hist. 2, 39, 2). Sie fiel am 14. April 69
     bei Bedriacum in der Nähe von Cremona. Othos Truppen wurden geschlagen. Otho selbst hatte den Ausgang der Schlacht bei Brixellum
     abgewartet. Die Nachricht von der Niederlage ließ ihn den Entschluß zum Selbstmord fassen. Vorher aber ordnete er mit größter
     Sorgfalt die persönlichen und staatlichen Angelegenheiten. Sein Tod (16.   4.   69) fand ein rühmendes Echo.
    Vierzig Tage nach der Schlacht bei Bedriacum besichtigte Vitellius die Stätte, an der so viele Bürger ihr Leben für seinen
     Streit mit Otho lassen mußten. Er hatte mit einem neuen Heer die Alpes Cottiae (Mt. Genèvre) überstiegen in dem stolzen

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