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Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian

Titel: Die Kaiserzeit von Augustus bis Diocletian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Bellen
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nach Aquileia und weiter über Patavium/ Padua nach Verona vor. Mit 5 Legionen schlug er in der Nähe von
     Cremona (wo schon Otho besiegt worden war) das aus 11 Legionen bzw. Legionsvexillationen bestehende Heer des Vitellius entscheidend.
     Es war nicht gerade führerlos, aber A. Caecina Alienus, dem der Oberbefehl anvertraut worden war, hatte wegen Verratsabsichten
     die Schlacht nur in Fesseln erlebt.
    Auf dem Schlachtfeld kam es zu einer erschütternden Szene, als |77| ein Sohn erkannte, daß er seinen Vater getötet hatte; sie kämpften in einander feindlichen römischen Legionen (Tac. hist.
     3, 25, 2)! Schreckliches Unheil brach über die Stadt Cremona herein, die von den Vitellianern stark befestigt worden war.
     Nach deren Kapitulation stürzten sich 40   000 Soldaten und noch mehr vom Troß in die Stadt, um zu morden, vergewaltigen und brandschatzen. Nach vier Tagen lag Cremona
     in Schutt und Asche. Die Einwohner als Sklaven zu verkaufen, mißlang freilich; niemand war zu einem solchen Kauf bereit. Da
     ging man daran, diese einfach umzubringen, wenn sie nicht von Verwandten und Bekannten losgekauft wurden (Tac. hist. 3, 33   –   34).

Die Flotte von Ravenna war schon vor der Schlacht bei Cremona auf die Seite der Flavianer getreten. Als daher Antonius Primus
     sein Heer nach der Schlacht an die Adria führte, konnte er sich durch auserlesene Flottenmannschaften ergänzen. Die Flotte
     ihrerseits erhielt Ersatz durch frisch ausgehobene Dalmater, die im Gefolge ‘ihrer’
legio XI Claudia
zum Heer des Primus gestoßen waren. Von Fanum Fortunae aus unternahm Antonius Primus den Übergang über den stark verschneiten
     Apennin. Als er ihn überwunden hatte, traf er bei Narnia auf eine nicht unbeträchtliche Truppenmacht der Vitellianer (das
     Gros der Prätorianer und eine Legion Flottensoldaten), welche die Via Flaminia sperrte. Es dauerte jedoch nicht lange, bis
     die Soldaten die Sache des Vitellius aufgaben und zu den Flavianern übergingen. Primus zeigte ihnen den Kopf ihres Feldherrn
     Fabius Valens, des Siegers von Bedriacum (oben S. 72 f.), und nahm ihnen damit jegliche Hoffnung. Valens hatte auf eigene
     Faust versucht, nach Gallien und Germanien zu gelangen, um von dort den Krieg neu zu entfachen. Dabei war er gefangengenommen
     und ermordet worden.
    Als Antonius Primus in Narnia den Marsch auf Rom begann, war auch die Flotte von Misenum schon von Vitellius abgefallen. Die
     Mannschaften machten Kampanien unsicher und besetzten Tarracina. Gegen sie schickte Vitellius seinen Bruder Lucius mit sechs
     Prätorianerkohorten. Tarracina wurde zurückerobert und blieb als Bollwerk im Besitz der Vitellianer – wie einstweilen noch
     Rom. Hier kam es zu Verhandlungen über die Abdankung des Vitellius. Sie wurden geführt zwischen dem Kaiser und Flavius Sabinus,
     dem Bruder Vespasians, der seit 62 (mit Unterbrechung im Prinzipat Galbas) das Amt des Stadtpräfekten innehatte. Es wurde
     vereinbart, daß Vitellius gegen Zusicherung seines Lebens und 100 Millionen Sesterzen den Prinzipat niederlegen sollte (Suet.
     Vit. 15, 2). Am |78| 18. Dezember 69 verkündete der Kaiser von der Rednerbühne des Forums aus in Trauerkleidung seinen Rücktritt vom Prinzipat.
     Volk und Soldaten erhoben jedoch lautstark Widerspruch und nötigten ihn, in den Kaiserpalast zurückzukehren. Das Kaisertum
     war tatsächlich zum Spielball der Menge geworden (vgl. Tac. hist. 1, 4, 2).
    Für Flavius Sabinus hatten die Verhandlungen mit Vitellius schlimme Folgen. Er wurde von den kaisertreuen Soldaten angegriffen
     und mußte mit ihm ergebenen Mannschaften der
cohortes urbanae
auf dem Kapitol Zuflucht suchen. Nach längerem Kampf ergriffen ihn die Vitellianer, schleppten ihn auf den Palatin und ermordeten
     ihn unter den Augen des Kaisers. Der Sturm auf das Kapitol aber hatte zum Brand des Jupitertempels geführt, der nun (19.   12.   69) zerstört dalag. Was für ein Ergebnis des Bürgerkriegs! Der Tempel, der als Unterpfand der römischen Herrschaft
( pignus imperii
) galt, war dem Streit zweier
principes
um den Staat zum Opfer gefallen (Tac. hist. 3, 72, 1). Iupiter Optimus Maximus, der Gott, dem Rom seine Größe verdankte, hatte
     in seiner Stadt keine Bleibe mehr.
    Diese Stadt erlebte am 20. Dezember 69 einen der schrecklichsten Tage ihrer bisherigen Geschichte. Antonius Primus war auf
     der Via Flaminia bis Saxa Rubra gekommen. Vitellius schickte ihm die Vestalinnen mit einem Verhandlungsangebot entgegen. Die
     Antwort

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