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Die kalte Brut

Die kalte Brut

Titel: Die kalte Brut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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geradezu dankbar dafür, daß sie solche Ausbrüche nicht bewußt miterlebte. Ihr menschliches Empfinden war dann gleichsam ausgeschaltet, weil es Skrupel und Zögern nicht geben durfte in solchen Kämpfen.
    Dennoch, tief in ihrem Innersten empfand Lilith etwas wie Ekel vor sich selbst. Der Gedanke, daß es im Grunde war, als würde eine Fremde all diese Dinge tun, war ihr nur ein schwacher, ein trügerischer Trost .
    Sie ließ den nachtsichtigen Blick weiterwandern.
    Zwei Tote fand sie. Neech Roven und ein weiterer Polizist waren letztlich doch noch Opfer der mörderischen Rattenplage geworden. Blut strömte ihnen aus zahllosen Wunden und sammelte sich zu kleinen Seen auf dem Boden.
    Und Holloway?
    Da lag er - und rührte sich. Kraftlos zwar, aber er lebte.
    Lilith kniete neben ihm nieder. Sie konnte sich ohnehin kaum auf den Beinen halten. Sie spürte einen schmerzhaften Stich in der Brust, der nicht von der Schwäche herrührte.
    Zu spät ...? Konnte sie nichts mehr für Chief Holloway tun?
    Nein, beantwortete sie die Frage selbst. Sein Blick war noch nicht der eines Todgeweihten. Seine Verletzungen mochten schwer sein, aber er würde leben. Wenn sie sich beeilte .
    Die eigene Verletzung nahm Lilith kaum mehr wahr. Die vampirische Selbstheilungskraft hatte sie bereits versiegelt, und inzwischen war sie nurmehr eine Narbe, die in den nächsten Minuten gänzlich verschwinden würde.
    Blut pulste im Rhythmus des Herzens aus einer Wunde an Hollo-ways Schlagader. Lilith konnte den Blick nicht davon wenden - und schämte sich dafür. Trotzdem kam sie nicht gegen den Trieb an.
    Chad Holloways Nicken ahnte sie mehr, als daß sie es wirklich sah.
    »Was ...?« fragte sie verwirrt.
    Seine Lippen bewegten sich zitternd, kaum hörbar waren seine Worte. Lilith brachte ihr Ohr dicht an seinen Mund.
    »Tun ... Sie es«, preßte er röchelnd hervor. Blut glänzte auf seinen Lippen.
    »Was soll ich tun?« Lilith schluckte.
    »Ich ... glaube ... ich weiß«, Holloway holte rasselnd Atem, »... was Sie sind. Also ... machen Sie ... endlich ... verdammt!«
    Lilith schwieg betroffen.
    Dennoch ließ sie ihre Lippen nach unten wandern. Berührte Hollo-ways Wunde. Ignorierte sein Stöhnen.
    Und trank.
    Chad Holloways Blut schmeckte nicht. Es war widerlich, auf diese Weise an Blut zu gelangen. Aber Lilith durfte nicht wählerisch sein. Das Blut des Schwerverletzten stärkte sie, und für ein paar Augenblicke - so lange, bis sie wieder Kraft geschöpft hatte, die überlebenswichtig für sie selbst war - zählte nur das, nichts anderes .
    *
    Lilith ließ im gleichen Moment von Holloway ab, als dieser unter ihr erschlaffte. Sie zuckte zurück, als hätte sie sich die Lippen verätzt. Er hatte bereits viel Blut verloren; sie mußte Maß halten, um ihm nicht zuviel zu nehmen.
    Wenigstens hatte ihr Biß keinen Vampirkeim in ihn gepflanzt, wie es bei den reinblütigen Kelchkindern Usus gewesen war. Chad Hol-loway würde also nach seinem Tod - der hoffentlich noch in weiter Ferne lag - nicht als Dienerkreatur wieder erwachen. Und sie würde ihm nicht vorsorglich das Genick brechen müssen, um dies zu verhindern .
    Lilith ließ den bewußtlosen Chief Inspector zurücksinken und erhob sich. Noch etwas war zu tun, bevor sie sich mit Holloway zurückzog.
    Das Nest .
    Lilith ging zu der Stelle hinüber, wo sie die Brut der Ratten wußte.
    Weit mehr als ein Dutzend Jungtiere fiepte in einer mit Unrat überhäuften Ecke des Gewölbes. Vereinzelt hatten sie ihre Augen schon geöffnet und blickten zu Lilith empor, taxierten sie mit glitzernder Boshaftigkeit. Sie erschauderte unter dem animalisch-intelligenten Blick.
    Aber sie hatte es sich noch einmal ansehen müssen - um sicher zu sein, daß es für diese Brut kein Überleben geben durfte.
    Bereit, das Nötige zu tun, eilte sie zu Holloway zurück und schulterte ihn. Der Schmerz ließ ihn selbst in der Bewußtlosigkeit aufstöhnen. Aber er hatte - wenn überhaupt - nur dann eine Chance, wenn sie keine Rücksicht auf ihn nahm. Alles, was jetzt noch geschah, mußte schnell gehen.
    Holloways Gewicht forderte Tribut. Lilith brauchte die dreifache Zeit, um soviel Distanz zwischen sie beide und das Nest zu bringen, daß sie ihr Vorhaben verantworten konnte.
    Hinter einer Gangbiegung ließ sie Holloway zu Boden gleiten. Er war aschfahl. Der Blutverlust hatte ein dramatisches Stadium erreicht. Wie lange sein Körper die Strapazen noch verkraftete, war nicht absehbar.
    Lilith fühlte sich hin und her gerissen

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