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Die Kalte Zeit

Die Kalte Zeit

Titel: Die Kalte Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kliem
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das läuft ohne dich«, meinte Nellessen.
    »Schon okay. Ich hab’s im Griff.«
    Zagrosek täuschte sich. Als sie den Vernehmungsraum betraten, und er Wolf Hendricks vor sich sah, fühlte Zagrosek schlagartig die Panik und die Ohnmacht in sich aufsteigen, die er vor der heranrollenden Fräse empfunden hatte. Er bebte innerlich vor Wut und konnte sich nur mit Mühe beherrschen, nicht auf Hendricks loszugehen.
    Von der Seite spürte er Kleinschmidts Blick. Sein Teampartner legte eine Hand auf Zagroseks Schulter. »Tom, setz dich da rüber«, sagte Kleinschmidt ruhig und dirigierte Zagrosek zum anderen Ende des Tisches. Er selbst setzte sich Wolf Hendricks gegenüber.
    Hendricks saß in sich zusammengesunken und schien ihre Ankunft kaum zur Kenntnis zu nehmen. Erst als Kleinschmidt das Aufnahmegerät aufstellte und einschaltete, erwachte er für eine Sekunde aus seiner Apathie, Angst und Misstrauen im Blick.
    »Herr Hendricks, wir verdächtigen Sie der Absicht, Lars Schäffer zu töten und seine Leiche verschwinden zu lassen. Dabei haben Sie den möglichen Tod unseres Kollegen Tom Zagrosek bewusst in Kauf genommen. Außerdem halten wir Sie für schuldig an Konrad Verhoevens Tod.«
    Kleinschmidt klärte Wolf Hendricks über seine Rechte auf. Auf die Frage, ob er einen Anwalt anrufen wolle, schüttelte Hendricks den Kopf.
    «Dann gehen wir zurück zu der Nacht vom vierten auf den fünften Dezember«, fuhr Kleinschmidt fort. »Sie haben Konrad Verhoeven bewusstlos geschlagen und ihn dem Feuer überlassen. Wir haben die Tatwaffe, Ihre Taschenlampe, zur Untersuchung ins Labor gegeben. Es wird sich herausstellen, dass Blut und DNA daran von Ihrem Schwiegervater stammen. Auch damals hatten Sie einen Plan, die Leiche verschwinden zu lassen. Sie sollte bis zur Unkenntlichkeit verbrennen.«
    Bei seinen Worten hatte Wolf Hendricks sich aufgerichtet. »Das ist nicht wahr. Ich hatte keinen Plan. Ich wollte nur die Bäume vernichten. Ich dachte, solange die Tannen dort sind, würde Konrad das Grundstück niemals verkaufen. Ich war so wütend an dem Tag . . . Am Morgen war der Termin mit Hünges gewesen. Konrad hatte mich weggeschickt wie einen Kellner. Er hatte alles vermasselt, den Bürgermeister verprellt.« Wolf fuhr sich über das Gesicht. »Ich wollte nur den Hof retten. Ich dachte, wenn die Tannen weg sind, lässt mich Konrad den Vertrag mit dem Investor machen. Vier Wochen zuvor die abgeschnittenen Tannenspitzen, nun ein Brandanschlag auf eine andere Kultur. Ich war sicher, dass niemand mich verdächtigen würde.«
    »Warum sollen wir Ihnen das glauben?« Kleinschmidt musterte Hendricks kühl. »Vielleicht haben Sie Verhoeven ja in dieser Nacht dorthin gelockt? Und das alles kaltblütig geplant?«
    »Nein! Ich kann es beweisen. Ich hatte einen Helfer, einen Polen. Er hat das Feuer gelegt. Er war in alles eingeweiht. Und er kann bestätigen, dass Konrad uns dort überrascht hat.« Er blickte Kleinschmidt verzweifelt an. »Konrad stand auf einmal da. Er wirkte nicht ganz klar im Kopf, redete wirres Zeug, rief immer wieder einen Namen: Marissa. Ich wusste nicht, ob er mich erkannt hat. Ich konnte das Risiko nicht eingehen, ich musste mich doch schützen. Aber ich hab das nicht geplant. Ich wollte Konrad nicht töten.«
    Kleinschmidt verschränkte die Arme. »Sie haben sich in Ihrem Schwiegervater getäuscht. Er hat Hünges an dem Tag grünes Licht gegeben. Er wollte verkaufen.«
    Wolf Hendricks Augen weiteten sich. »Aber das . . . Nein, das glaube ich Ihnen nicht!«
    »Konrad Verhoeven hat am Tag zuvor erfahren, dass er Krebs hat und nicht mehr lange leben wird. Ganz offensichtlich hat er sich entschieden, Ihnen die Leitung des Betriebes zu übertragen und nicht seiner Tochter.«
    Wolf Hendricks sackte zusammen. Zagrosek glaubte einen Moment, er würde vom Stuhl kippen. Als Kleinschmidt ihm das Vernehmungsprotokoll zur Unterschrift vorlegte, zitterten Hendricks’ Hände so stark, dass er kaum seinen Namen schreiben konnte.
    24. Dezember
    Anna füllte heißes Wasser in die Teekanne. Gesa saß am Tisch zwischen Wolfs und Konrads leeren Plätzen.
    »Wo ist Felix?«, fragte Anna. »Soll ich ihm Kakao machen?«
    »Er spielt in seinem Zimmer.«
    »Und was ist mit Juliane? Kommt sie noch rüber?«
    »Nein, sie hat nur die Tiere versorgt. Nach den Feiertagen werden sie vom Schlachter abgeholt.«
    »Wie geht’s denn Gisela Martini?«
    Gesa seufzte leise. »Körperlich wieder gut. Aber sie verkraftet es nicht, dass Walther sie allein

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