Die Kalte Zeit
Hendricks. »Was ist passiert? Ist etwas mit Felix?«, rief sie atemlos.
Kleinschmidt beruhigte sie. In diesem Moment hoben der Notarzt und sein Helfer Lars Schäffer vorsichtig auf eine Trage.
»Lars!« Sie lief zu ihm. Keine Reaktion. Lars Schäffer hatte die Augen geschlossen. Die Helfer trugen ihn zum Rettungswagen, schoben ihn hinein und fuhren mit Blaulicht davon.
»Was ist mit ihm?«, fragte Gesa Hendricks.
»Er ist bewusstlos«, sagte Kleinschmidt. »Eine Kopfverletzung.«
Gesa sah ihn mit geweiteten Augen an.
Kleinschmidt wandte sich wieder an Zagrosek. »Tom, kannst du aufstehen? Ich bringe dich zum Wagen.«
Gestützt von Kleinschmidt kam Zagrosek auf die Beine. Er fühlte sich noch wackelig, aber er konnte laufen.
Kleinschmidts Handy klingelte. »Ja? . . . Wir kommen. Fangt schon mal an. Was ist mit Wolf Hendricks? . . . Okay.« Kleinschmidt steckte das Handy ein und warf Zagrosek einen Blick zu. »Hendricks ist noch flüchtig.«
Gesa sah ihn an. »Hat Wolf Lars das angetan?«
Kleinschmidt nickte. »Wir fahren zu Ihnen, da können wir reden.«
Sie liefen zu Kleinschmidts Wagen. Zagrosek fühlte sich mit jedem Schritt besser, seine Kräfte kehrten zurück. Als sie sich der Hofeinfahrt näherten, sahen sie, dass der Nachbarhof hell erleuchtet war.
»Was ist denn da los?« Gesa Hendricks bat Kleinschmidt, zu halten und lief durch das Tor des Martinihofes. Kleinschmidt und Zagrosek folgten ihr. Ein Wagen mit Düsseldorfer Kennzeichen stand dort, im Wohntrakt brannte Licht.
»Juliane«, rief Gesa Hendricks.
Sie klopfte an die Holztür. Nichts regte sich. Sie öffnete und zu dritt traten sie in den Flur. Es roch nach Pfefferminze. Gesa Hendricks ging weiter bis zur Küche. Die Tür war verschlossen. Sie klopfte und rief laut: »Juliane?«
Ein kurzer Aufschrei war die Antwort. Die Küchentür wurde aufgerissen und Juliane Martini erschien im Türrahmen.
»Gesa, du bist das! Mann, hast du mich erschreckt!«
Zagrosek sah an ihr vorbei ins Innere der Küche. Dort saß Felix am Tisch, vor sich eine Tasse Tee.
»Felix!« Gesa stürzte zu ihrem Sohn, fasste ihn an den Schultern. »Wo warst du?« Er blickte sie erstaunt an.
Gesa schüttelte ihn. »Wo warst Du? Wir haben dich überall gesucht!« Sie sank auf einen Stuhl.
»Was ist denn los? Gesa?« Juliane trat zu ihr. »Was hast du denn?«
Gesa brachte nur Flüstern zustande. »Felix . . .«
»Frau Hendricks sucht seit einer Stunde nach ihm«, sagte Kleinschmidt. »Sie hat sich große Sorgen gemacht.«
»Warum denn das? Er war nur hier drüben. Aber er hat mich ganz schön erschreckt«, sagte Juliane Martini streng. »Hatte sich auf dem Hof versteckt. Auf einmal steht er da im Schatten wie eine Geistererscheinung. Ich hab fast einen Herzinfarkt bekommen. Er ist schon eine ganze Weile bei mir. Ich wusste ja nicht . . .«
»Hier war alles dunkel. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, hier nachzusehen.« Gesa Hendricks rieb sich über die Augen. »Wieso sind denn jetzt die Fluter an?«
»Die Sicherung war rausgesprungen. Felix wusste, wo der Sicherungskasten ist.«
»Aber was machst du denn hier?«, fragte Gesa Hendricks. »Was ist mit deiner Mutter?«
»Sie ist aufgewacht. Zum Glück. Es geht ihr besser«, sagte Juliane Martini. »Ich wollte ihr ein paar Sachen holen. Saubere Wäsche, Nachthemden.« Sie musterte Gesa Hendricks. »Du bist ja vollkommen fertig mit den Nerven.«
»Wolf . . . Er hat . . . Felix sollte das nicht hören«, sagte Gesa Hendricks leise.
Felix kam zu seiner Mutter und setzte sich auf ihren Schoss. Sie schmiegte ihren Kopf an seinen Rücken.
Felix wandte den Blick nicht von der Taschenlampe, die Zagrosek in der Hand hielt. »Kennst du diese Lampe?«, fragte er den Jungen.
Felix nickte. »Die gehört Papa. Er will sie mir schenken. Aber er hat sie heute noch mal gebraucht.« Er drehte sich zu seiner Mutter um. »Wo ist Papa?«
Gesa Hendricks blickte Zagrosek hilflos an.
»Er ist in Düsseldorf. Bei Kollegen von uns.« Zagrosek strich Felix über den Kopf. »Und leider . . . muss ich auch die Lampe mitnehmen.«
»Aber später gibst du sie mir wieder?«
»Ich fürchte, wir müssen sie behalten. Aber ich verspreche dir, du bekommst eine andere. Vielleicht eine noch größere. So eine, wie Polizisten haben.«
Felix nickte feierlich. »Ich will später auch Polizist werden.«
Zagrosek und Kleinschmidt öffneten die Tür des Vernehmungsraums. Lammert und Guram Tsiklauri saßen sich gegenüber. Guram schien zu
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