Die Kaltzeller
den Gedanken, daß das Ende gekommen sei. Wenn er unterging, dann nur mit fliegenden Fahnen. Er hob sich auf die Knie, blitzend zischte der Säbel durch die Luft. Der Kaltzeller versuchte dem Hieb mit einer Ausweichbewegung zu entgehen, war aber nicht schnell genug. Die scharfe Klinge verfing sich in der Schutzkleidung und schlitzte sie handbreit auf. Schon wollte Darragh erneut ausholen, da sah er, daß der Gegner schon besiegt war. Die Bewegungen der Fangarme wurden langsamer, erstarben dann völlig. Luft, die Darragh als barbarisch kalt empfand, jenen Wesen jedoch, die nur in eisigster Kälte zu leben vermochten, als unerträglich warm erschien, drang durch den Schlitz der Kleidung und tötete den Kaltzeller. Mit aufgerissenen Augen beobachtete Darragh, wie das Zentralorgan sein Pulsen einstell te, wie das Leuchten erlosch, wie das fremde Geschöpf zusam mensank und reglos auf dem Boden des Schiffes liegenblieb.
Darragh beobachtete den zweiten Kaltzeller an den Steuerorganen. Keine Bewegung verriet, daß. er das Drama, das sich hinter seinem Rücken abgespielt hatte, wahrgenommen hatte. Das Gefühl des Triumphes, das nun Darragh überkam, schwand schnell. Selbst, wenn es ihm gelang, auch den zweiten Gegner zu überwältigen, war er noch nicht gerettet. Noch wußte er nicht, ob er in der Lage sein würde, das Schiff zu steuern, es sicher zu landen und ganz unbemerkt zu entkommen. Stärker verspürte er die Kälte, die seine Glieder zu lähmen drohte. Er öffnete das Kleiderbündel, schlüpfte in die ledernen Breeches, die lederne Jacke, schob die Füße in die hohen ledernen Stiefel, die fast bis ans Knie reichten. Mit der dicht anliegenden Schutzbrille bedeckte er seine Augen, wand den breiten wollenen Schal um Nacken und Gesicht. Das Schiff mußte in kurzer Zeit unheimlich gestiegen sein, denn Darragh fühlte, wie sich sein Atem, sogleich in winzigen Eiskristallen auf dem Schal niederschlug.
Aufmerksam beobachtete er den Kaltzeller, der ihm ah nungslos den Rücken zuwandte. Die Fangarme des Wesens lösten sich von den Steuerorganen, nestelten an der Schutzkleidung, streiften sie achtlos ab. Darragh begriff die Bedeutung dieser Geste. Sie hatten die Höhe erreicht, in deren niedrigen Temperaturen die Kaltzeller sich zu Hause fühlten. Das Wesen am Steuer faltete mit drei seiner rüsselartigen Arme die Schutzkleidung zusammen, schob auch das tödliche Strahlgerät in das Bündel und traf Anstalten, seine Ausrüstung in einer der Vertiefungen an der Kanzelwand unterzubringen. Darragh wußte, daß der Zeitpunkt gekommen war, zum zweitenmal den Kampf aufzunehmen.
Er streifte die Handschuhe über, umklammerte den Säbelgriff, machte zwei lautlose Schritte und sprang zu. Der Kaltzeller muß te den. Angriff fühlen. Er ließ die Steuerorgane los, ei ner seiner Fangarme reckte sich, um eilends die tödliche Waffe wieder herauszuzerren. Darraghs Hieb schleuderte das Bündel zu Bo den, aber in der gleichen Sekunde griffen die anderen Fangarme des unheimlichen Wesens nach ihm. Er fühlte sich an Armen und Beinen gepackt, kämpfte verbissen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, weil das Schiff plötzlich jeder Kontrolle entglitten war und sich in steilem Flug abwärts bewegte. Mit unheimlicher Kraft umklammerten die Arme des Kaltzellers Darraghs Beine und versuchten ihn zu Boden zu reißen. Es war nicht anders, als kämpfte er gegen ein halbes Dutzend Anacondas zugleich. Aber Darragh war zäh und geschmeidig und es gelang ihm, den rechten Arm zu heben und einen wuchtigen Stoß gegen das pulsierende Organ des Kaltzellers zu führen. Tief drang die spitze Klinge in die weiche Masse. Die Umklammerung wurde schwächer und schwächer, Darragh gewann seinen fe sten Stand wieder, obwohl das Schiff noch immer unkontrolliert dahinschoß. Nacheinander fielen die Fangarme von Darragh ab, Sekunden noch, dann war er Herr des Schiffes!
5. Kapitel
Es blieb ihm keine Zeit aufzuatmen oder sich des Sieges zu erfreuen. Jetzt kam es darauf an, das Schiff wieder in die Gewalt zu bekommen, wenn es nicht irgendwo am Boden zerschellen sollte. Langsam und mit Fingerspitzengefühl arbeitete Darragh an den fünf Hebeln, bis das Schiff sich wieder im Horizontalflug vorwärts bewegte. Er fand den Schalter, der die automatische Steuerung einstellte und hatte nun endlich Zeit, sich in der Kanzel umzusehen. Er trat an eines der Bullaugen, kratzte die Eisschicht ab, die sich auf der Innenseite gebildet hatte, und starrte hinaus. Der Mond war
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